Filialschließungen: Gemeinden protestieren

Wollen sich wehren: Die Bürgermeister Thomas Lutz, Manfred Matt, Harald Sieß und Roland Wechner.
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FLIRSCH/ZAMS (otko). Aufgrund der geänderten und gewandelten Kundenwünsche - nur noch 25 Prozent der Kunden nutzen den Schalter – hat die Raiffeisenbank Oberland (RBO) vergangene Woche ein neues Bankstellenkonzept präsentiert. Fünf Bankfilialen werden daher auf Selbstbedienung umgestellt, darunter auch Pettneu und Flirsch. Die Filialen in Grins und Strengen werden geschlossen. In Landeck-Bruggen wird im Juni ein neues Beratungscenter eröffnet – die BEZIRKSBLÄTTER berichteten.
Trotz eines gewissen Verständnisses für Einsparungen haben die Bürgermeister des Stanzertales wenig Freude damit. "Bei uns im Dorf ist es ein Riesenthema, dass es künftig keinen Bankschalter mehr im ganzen Tal gibt. Die Leute sind verärgert und es hat teils heftige Reaktionen auf dem Gemeindeamt gegeben", berichtet der Pettneuer Bgm. Manfred Matt. Auch sein Flirscher Amtskollege Roland Wechner will die ganze Sache nicht stillschweigend zur Kenntnis nehmen und sich wehren. Es brauche auch einen Schalter im Tal, man könne nicht wegen jeder Kleinigkeit nach Landeck fahren.

Vollendete Tatsachen

"Wir wurden knallhart vor vollendete Tatsachen gestellt. Im Vorfeld wurde keine Diskussion mit uns geführt", ärgert sich Bgm. Thomas Lutz. "Von einem heimischen Unternehmen hätten wir uns eine andere Vorgangsweise erwartet. Sogar die Post hat uns bei den Schließungen ein halbes Jahr davor informiert", zeigt sich Matt enttäuscht.
Das Argument der Nähe von Grins zu Landeck sei laut Bgm. Lutz schön und gut, "aber die Busverbindungen sind schlecht und für einen Bankgang ist man künftig einen halben Tag am Weg. Gerade für ältere Leute ist dies eine Belastung. Die Leute wollen nicht auf jemanden angewiesen sein, der extra mit ihnen in die Stadt fährt." Zudem sei noch offen, ob in Grins überhaupt ein Bankomat bleibt und ob sich die Gemeinde an den Kosten beteiligen wird.
Auch der Strenger Bgm. Harald Sieß sieht durch die Schließung die Lebensqualität von älteren Mitbürgern gefährdet. "Es ist wieder ein Mosaikstein mehr, der bei der dörflichen Infrastruktur wegbricht. Zumindest ein SB-Bereich sollte erhalten bleiben", wünscht sich Sieß.
Für die vier Gemeindechefs, deren Gemeinden alle Kunden bei der RBO sind, geht durch die Schließung auch die persönliche und emotionale Bindung verloren. "Die Regionalbank ist aus den Gemeinden herausgewachsen. Die Kundennähe vor Ort geht verloren", betont Bgm. Wechner.

Notwendiger Schritt

"Wir haben die Veränderungen mit dem Bürgermeistern im Vorfeld besprochen. Wichtig war es uns allerdings, dass die Kunden die Information zuerst bekommen. Allerdings ist das neue Bankstellenkonzept keine basisdemokratische Entscheidung sondern eine betriebswirtschaftliche", betont RBO-Geschäftsleiter Dir. Roger Klimek. Eine gewisse Emotionalität bei den Bürgermeistern sei verständlich.
"Wir sperren aber nicht zu und die Leute können nach wie vor ihre Alltagsgeschäfte in den Selbstbedienungsfilialen tätigen. Wir schneiden niemandem vom Geldhahn ab", unterstreicht Klimek. In den dreieinhalb Monaten bis zur Umstellung werden die Kunden dahingehend unterstützt. "Für die schlechten Busverbindungen sind wir nicht verantwortlich. Wir haben den Gemeinden Grins und Strengen eine Kalkulation über die Bankomaten geschickt. Wenn die Gemeinden weiterhin ein Gerät wollen, müssen sie sich beteiligen", so Klimek abschließend.

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