Lokale Wirtschaftkrisen verhindern

Josef Haag, Franz Hörl und Robert Steinwander (v.l.) legten Zahlen und Fakten zur Beschneiung in Tirol auf den Tisch. | Foto: WKT
  • Josef Haag, Franz Hörl und Robert Steinwander (v.l.) legten Zahlen und Fakten zur Beschneiung in Tirol auf den Tisch.
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BEZIRK. Die Beschneiung von Skipisten ist jährlich Gegenstand von Diskussionen. „In der heutigen Zeit sind Beschneiungsanlagen die Basis für einen gesicherten Wintertourismus und damit insbesondere für Tirol die Voraussetzung für eine erfolgreiche wirtschaftliche Landesentwicklung“, betont NR Franz Hörl, Obmann der Fachgruppe Seilbahn. „Die letzten beiden Weihnachten wären in fast allen Nordtiroler Skigebieten mit Ausnahme von Sölden und Ischgl ins Wasser gefallen.“
Dass die Beschneiung als „vorurteilsbehaftete Methode“ immer wieder kritisiert wird, führt Hörl sowohl auf Unwissen als auch auf gezielten Populismus der Gegnerschaft zurück. „Es wäre nicht auszudenken, was passiert, wenn wir in Tirol ein, zwei Ski-Openings nicht wie angekündigt durchführen können oder es nacheinander zwei schneearme Winter gibt“, so Hörl, der damit auch eine Ungleichbehandlung von Branchen zur Sprache bringt.

Funktionierender Tourismus

Dir. Josef Haag, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Landeck, weiß um die regionalen wirtschaftlichen Effekte aus beruflicher und privater Erfahrung. Schneesicherheit ist ein Muss und kann letztlich auch für uns als Volksbank essentieller Bestandteil von Finanzierungsentscheidungen sein“, so der Bankmanager. Besonders als regionale Bank könne man sich bei Finanzierungen nicht auf wetterbedingte Glücksspiele einlassen.
„Derzeit belauft sich die Kreditsumme auf 920 Millionen Euro. 60 Prozent direkt sind dem Tourismus zuzurechnen, aber auch die anderen 40 Prozent stehen in enger Beziehung dazu“, berichtet der Vorstandsvorsitzende. Sein Schreckensszenario: „Ein Winter, in dem die Skigebiete leer stehen, wäre eine Katastrophe. Zwei schneearme Winter ohne Beschneiung wären ein Desaster, weil dann das gesamte System ins Wanken geraten würde“, findet Haag klare Worte. „Was die Kritiker der Beschneiung vergessen, sind die Alternativen zum Tourismus. Und diese Möglichkeiten sind im Oberland gelinde gesagt bescheiden!“, so Haag abschließend.

Grüne Kritik

"Beschneiungsanlagen sollen sinnvoll eingesetzt werden. Der flächendeckende Ausbau ist aber leider nicht mehr sinnvoll. Wir haben heute im Bezirk Landeck mehr Schneekanonen als es in ganz Europa vor sechs Jahren gegeben hat", zeigt LA Gebi Mair auf. Die Auswirkungen von Schneekanonen sind vielfältig: Energieverbrauch, Lärmentwicklung, Wasserumlagerung und Baumaßnahmen zur Verlegung von Strom und Wasserleitungen, um nur einige zu nennen.
"So muss man etwa für die geplante Beschneiungsanlage am Frommes oberhalb von Ladis wissen: Dort wird das Wasser aus dem Urgtal von 1.700 Metern auf 2.500 Meter Seehöhe gepumpt. Das bewirkt einen enormen Energieverbrauch, und das Wasser ist natürlich auch nicht mehr dort, wo es natürlicherweise war", betont Mair.
Auf beschneiten Magerwiesen, wie sie Skipisten in dieser Höhe darstellen, bewirkt die Beschneiung einen radikalen Verlust der Artenvielfalt. "Am Schluss haben wir überall europäisches Einheitsgrün, und die Einzigartigkeit der Fauna Tirols geht verloren. Das ist gerade in Gebieten tragisch, wo zum Glück auch stark auf den Sommertourismus gesetzt wird", so Mair.
Neben der Umweltbelastung führt die massive Beschneiung aber auch zu Kosten, die langfristig für die Freizeitwirtschaft nicht mehr tragbar sein werden. Ein Kubikmeter Kunstschnee kostet zumindest vier Euro. "Die Banken freut das, aber für eine volkswirtschaftliche Entwicklung ist das auf Dauer problematisch. Wir Grüne wünschen uns, dass das Geld lieber investiert wird, um einen naturverträglicheren Tourismus zu forcieren", verweist der Grüne Landtagsabgeordnete. Die Grünen plädieren für einen Tourismus, von dem auch die nächste Generation noch etwas hat, und wo nicht alle Naturressourcen jetzt schon verbraucht werden.

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