Frizzey-Light-Verein hilft Ärmsten der Armen

Frizzey und Christine mit Nepalkenner Tshering, 32 Sherpas und zwei Krankenschwestern vor dem Start mit den Hilfsgütern. | Foto: Frizzey Light
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  • Frizzey und Christine mit Nepalkenner Tshering, 32 Sherpas und zwei Krankenschwestern vor dem Start mit den Hilfsgütern.
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PRUTZ/NEPAL (otko). Nach monatelangen Vorbereitungen, diversen Vorträgen, Filmvorführungen, Spendenaufrufen, Events, durch Unterstützungen von herzgebildeten TirolerInnen, Sponsoren, Mitgliedern, Medien, Künstlern, Helfern bis weit über die Grenzen hinaus, ist es Frizzey Greif aus Prutz, Gründer der non profit organization Frizzey Light mit seiner Lebensgefährtin Christine Jarosch gelungen zum dritten Mal die Frizzey Light Helptour für die Ärmsten der Armen in Nepal in Folge zu organisieren und umzusetzen.
Diese dritte Helptour hat alle vorhergehenden Hilfsprojekte in Nepal bei weitem übertroffen. "Unterstützt wurden wir  vom Nepalkenner und Vereinsmitglied Tshering Lama Sherpa, 32 Sherpas und zwei ausgebildeten Krankenschwestern, die uns immer wieder in neue abgelegenste Siedlungen führt, u.a. Okhaldhunga, Solukhumbu, Sindhupalchok, die teilweise höher liegen als der höchste Berg Österreichs. Noch gefährlicher, noch sprachloser, noch hilfloser, ein grenzenloser Blick über den Tellerrand, den sich wenige vorstellen können, die es nicht hautnah erleben", schildert Greif seine Eindrücke. Bei allen drei Projekten war es immer wieder die erste Hilfe überhaupt, wo noch nie eine Hilfe da war, für die unschuldigen Unterdrückten, von den großen Hilfsorganisationen keine Spur.

Nepal ist anders

"Wir mussten unsere gesamten Pläne total umkrempeln und andauernd improvisieren um an unsere Ziele zu kommen. Nach fünf Stunden erfolglosem Warten, wegen eines Motorschadens eines schrottreifen Busses, kommt 'Black Sabbath'. 16 Stunden in einer Höllenmaschine, vollgepackt mit Hilfsgütern. Wackelnd, ratternd, rauf und runter, hin und her über Ackerwege, Einbahnpfade, Eis, Schnee, durch Wald und Wurzelwege, Staub, kurvenreiche Passstraßen mit ewigem Blick in die 'Tiefe'", schildert Greif. Dieser Höllenritt endete durchgebeutelt um 22.30 Uhr nachts im Schlamm auf fast 3000 Meter Höhe, weder vorwärts noch rückwärts, Stillstand. Sämtliche Hilfsgüter mussten durch Geröll und Eis mit Stirnlampen bei Minusgraden ins nächstgelegene Quartier getragen werden, wo es am nächsten Tag stundenlang zu Fuß in die abgelegensten Gebiete zu den Vergessenen weiter ging. Wieder ein neues Gebiet bis 4000 Meter, gegenüber vom Mount Everest, wo vorher noch nie eine Hilfe da war.

Kinderarbeit statt Bildung

Auf einmal laufen Kinder ab 6 Jahren mit 10 Meter langen Stahlseilen, teils barfuß kerzengerade durch einen steilen Wald, für einen Hungerlohn im Auftrag von Konzernen.
Abseits von der Zivilisation gibt es weder Kinderrechte noch Bildungspflicht, hier geht es ausschließlich ums überleben. Da es keine Altersversorgung gibt, benötigt jede Familie viele Kinder, damit alte Menschen abgesichert sind. Frizzey: "Wir arbeiten an einem System um in Zukunft Bildung für Analphabeten aufzubauen. Überall wo wir ankamen, hatten unsere Krankenschwestern Großeinsatz. Begegnungen mit Menschen die noch nie einen Kontakt zu einem Arzt hatten. Die Haut der Kinder, Frauen, Männer sind schwarz, wie verbrannt. Durch medizinische Versorgung, Medikamente, Zahnbürsten, Einlagen uvam, besonders die Spezialsalben vom Prutzer Dorfarzt Dr. Philipp Plangger, der uns seit dem Beginn unserer Hilfsprojekte großzügig unterstützt, konnte das Leid dieser Menschen gelindert werden."
Von Lesebrillen bis Bergschuhen, Spenden die in Tirol sammelt wurden, bringt Hoffnung und vor allem nachhaltige Hilfe- Bei den abgelegenen, improvisierten Schulen wird jedes Heft, jeder Bleistift wie ein Weihnachtsgeschenk mit Begeisterung angenommen und schätzen die Wärme die wir ihnen geben, menschlich, materiell, nachhaltig.
Die eigens in Kathmandu angefertigten, hochwertigen Anoraks, Schlafsäcke, Mützen, die vor Ort persönlich den Betroffenen übergeben werden, retten Leben.

Überlebenskünstler

"Habe meinen größten Respekt vor den hilfreichen, vielseitigen, dankbaren, fleißigen Überlebenskünstlern. Sherpas, die leider immer noch unterdrückt und ausgenützt werden. Sunday 19 Jahre, hat seinen Vater 2015 beim Erdbeben verloren und muss als ältestes Familienmitglied seine neun Geschwister versorgen. Er begleitet uns mit sehr viel Engagement seit der ersten Helptour und haben seine extreme Lage auf über 3000 Meter Seehöhe dokumentiert und unterstützt, sowie sein Gebiet vieler hilflosen Familien", so Greif. Jetzt trägt er statt Flip Flops hochwertige Bergschuhe aus Tirol, wie all die Sherpas die sie begleiten. Eine Spende samt warmer Kleidung, die sie sich nie leisten hätten können, dementsprechend ihre Begeisterung.
Die Landung auf dem höchsten und gefährlichsten Flughafen der Welt hinter dem Cockpit zu filmen, war bei den vielen Turbulenzen und hörbarer Angst der Fluggäste eine weitere Herausforderung, bevor die Helfer von Lukla mit einem 13-stündigen Marathonmarsch (mehr klettern) zu weiteren im Stich gelassenen Gebiete starteten.
"Getrennt von der Außenwelt, für keinen Tourist zugänglich, die Gemeinde Tate. Kein Fließwasser, kein WC, kein Strom, in tiefer Armut, nur senkrecht zugänglich über Geröll, Schnee, Eis, rutschendem Schlamm und lebensgefährlichen Abgründen. In Tirol wäre Helm und Seilpflicht", betont Frizzey Greif.

Hautnah erlebt, was Armut ist

Sherpas balancierten neben Hilfsgütern stundenlang auf ihren Schultern 13 Stück 500-Lieter-Wassertanks zu den Siedlungen um Regenwasser zu speichern, damit Frauen und Kinder nicht mehr bis zu sieben Stunden für einen Kübel Wasser zum Fluss hinunter klettern müssen. "Als wir erschöpft durchnässt ankamen, bin ich die letzte Stunde nur mehr mit der Stirnlampe zwischen Eis und Schlamm 'hinauf gekrochen'. Während unser Koch die Thukpa Suppe bei offenem Feuer im verrauchten Wohnküchen und Schlafbereich, bei offener Tür und Minusgraden anrichtete, sich alle wärmten, trockneten Frauen meine Schuhe und Kleider am selben Feuer. Keine Internetverbindung, kein Kontakt zur Zivilisation. Mit Autobatterien, falls überhaupt vorhanden, versuche ich todmüde immer wieder mit vielen Hindernissen bis spät in die Nacht Filmmaterial auf Festplatten zu kopieren, Akkus zu laden", erzählt Greif.
Samt Kleidung im Schlafsack zwischen Kartoffeln und Weißkraut, fürs Überleben angebaut, wird einem mehrmals in der Nacht der Wert einer Stirnlampe und Hakle Feucht bewusst. Toilette auf dem Acker ist bei dieser Kälte fast unmöglich, weil sich alle Muskeln zusammen ziehen und durch das Knurren unsichtbarer Hunde man ziemlich unruhig wird.
"Während wir morgens, eingehüllt in mehrere Anoraks mit kaltem Wasser die Zähne putzten, aus einem gefrorenen Topf eine Handvoll Wasser ergatterten um über das Gesicht zu fahren, liefen auf über 3000 Meter Seehöhe Kleinkinder halbnackt herum.
Wer sich einmal rund um die Uhr mit den Lebensbedingungen dieser Menschen hautnah befasst, dem wird bewusst, was Armut wirklich ist. Tagelang sich nur mit Kartoffeln zu ernähren, diese mit der Hand schälen und nicht mehr den Mut zu haben nach Salz zu fragen, weil einem klar ist, dass diese Menschen für zusätzliche Lebensmittel 13 Stunden benötigen, auf lebensgefährlichen Pfaden, falls Geld vorhanden. Als wir über hängende Felswände zu jenem Bergbach kletterten, wo wir Fotos benötigten um ein Kleinwasserkraftwerk zu bauen, damit diese Menschen das erste Mal Licht bekommen, hängt Christine auf einmal schwebend an der Hand eines Sherpas. 'Dieses Gebiet ist normal nur für Affen geeignet' – laut Sherpa", berichtet Greif.
Nach weiteren stundenlangen Märschen, 22 Stunden durchgebeutelt in einem Jeep, zu den nächsten Projekten zwischen Phaplu, Kathmandu und Pokhara.
Schulkinder müssen ihre lebensgefährlichen Schulwege auf überfüllten zerrissenen Hauptstraßen, ohne Gehsteig, staubschluckend mit rasenden Autos, LKWs, Motorräder, Traktoren, Kühen, Hühnern, Hunden, Betrunkenen, u.v.a.m teilen.
"Dokumentieren wie Spenden und Unterstützungen sinnvoll umgesetzt wurden, Meetings bis in die Nacht hinein, wo verschiedene Gruppen mit ihrem Anliegen kamen um ihnen als Organisation zu helfen. Niemand kann hier in ein anderes Land flüchten, sie wollen nur die selbe Chance bekommen wie alle anderen. Wir sind bei vielen die einzige Hoffnung", unterstreicht Frizzey.

Dokumentarfilme und neue Ziele

1,5 TB hochwertiges Filmmaterial, das als Dokumentarfilme für Schulen, Kinos, TV, Veranstaltungen zusammen geschnitten wird: "Was uns die Welt wirklich zu erzählen hat".
Währenddessen nutzte Frizzey Greif auch die Zeit für die Vorbereitung neuer Hilfsprojekte. Unter anderem gibt es für Überlegung für ein "Frizzey Lighthouse" – um Analphabeten zu lehren, selbständig, unabhängig zu werden. Von der Schneiderin, Tischler bis zum Maurer.
Auch ein Altersheim soll unterstützt werden, das von der Regierung im Stich gelassen wurde, damit Betroffene einziehen können. Darüber hinaus ist ein 5 KW Kleinwasserkraftwerk geplant, damit Menschen in diesem Gebiet das erste mal Licht haben. Bei extremsten, lebensgefährlichen Pfaden wurde dokumentiert wo dieses Kleinwasserkraftwerk entstehen soll.
Das traditionelle, jährlich stattfindende Frizzey-Light-Benefiz-Event, gemeinsam mit dem Kulturverein und der Gemeinde Ladis findet am 23. Juni um 18 Uhr im Rechelerhaus statt. "Jede Eintrittskarte bei unseren Benefiz-Events, jeder Mitgliedsbeitrag, alle Spender, Sponsoren, Unterstützer, Medien, Künstler, freiwillige Helfer, Veranstaltungen, Filmvorführungen, Schulen tragen dazu bei, dass besonders hilflose, unschuldige Kinder und Frauen nicht erfrieren. Durch ihre Hilfe können wir vor Ort Leben retten, medizinisch versorgen, beitragen für eine gesunde Bildung, unterstützen damit sie in ihrem eigenen Land eine Existenz aufbauen können", so Greif. Weitere Infos: www.frizzey.com.

Drei Jahre Nepalhilfe

80 Kilometer zu Fuß zu den vergessenen im Himalaya, die erste Frizzey Light Schule, Baumaterial für über 65 Hütten, medizinische Betreuung. Eigene Anoraks, Schlafsäcke, Mützen, angefertigt in Kathmandu, Isomatten, Schulmaterial, über 200 kg Spenden und Medizin aus Tirol, Dokumentarfilme zur Förderung des humanitären Bewusstseins uvam.
Wo sind die vielen Spendengelder aus dem Ausland geblieben?
"Durch Eure Unterstützungen konnten vor Ort Menschenleben gerettet, zur Bildung beigetragen werden, unterdrückten, hilflosen Menschen eine Grundbasis, Existenzen aufgebaut werden um in ihrem Land sich zu entfalten, menschenwürdig (über) leben.
Frizzey Light hilft nur vor Ort, um wirklich den Betroffenen zu helfen, zu dokumentieren was auf dieser Welt schief läuft und wie man zu einer sinnvollen Änderung beitragen kann. Mitmachen statt wegschauen: Geht's der Welt gut, geht's uns allen gut! Nächstenliebe ohne zu missionieren."
Helptouren in Nepal sind für Frizzey Greif die schönsten, gesündesten, lehrreichsten, sinnlichsten, „Jakobswege“, für Körper, Geist, Seele, Empathie, Ethik u.v.a.m. Mit dieser Art von Hilfe kann man sich und anderen viel Gutes tun und jeder hat etwas davon. Es gibt nur Gewinner!

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