Ernährungstrainerin Sara Pancot
Pflanzliche Kochkurse in der Landstraße
Die Ernährungstrainerin Sara Pancot betreibt seit einiger Zeit auch pflanzliche Kochkurse für Kinder und Erwachsene. Im Gespräch über vegane Ernährung und antiquierte Essgewohnheiten in Österreich.
WIEN/LANDSTRASSE. Sara Pancot führt ein abwechslungsreiches Leben. Sie betreibt eine Kindergruppe in Wien und ist nebenbei auch als Ernährungstrainerin tätig. In dieser Funktion hat sie bereits zwei Kochbücher veröffentlicht, die sich auch speziell an Kinder richten. Darüber hinaus veranstaltet sie pflanzliche Kochkurse im dritten Bezirk. Die Kurse richten sich sowohl an Kinder ab dem Alter von fünf Jahren, als auch an Erwachsene, die ihren Kochhorizont erweitern möchten.
In Wien wohnt die gebürtige Italienerin nun seit mittlerweile 30 Jahren. Seit 16 Jahren ist sie für die Leitung der Kindergruppe „Spielzimmer 5 Sinne“ verantwortlich. Im Zuge ihrer Ausbildung zur zertifizierten Ernährungstrainerin konnte sie sich noch mehr mit ihrer eigenen veganen Ernährung auseinandersetzen "und auch viel Neues dazulernen".
Eine Leidenschaft war und ist der Triathlon. "Da muss man sich auch ganz genau mit der eigenen Ernährung auseinandersetzen" erzählt Pancot. Auch in der Kindergruppe wird Wert gelegt auf pflanzlich Ernährung - Pancot kocht selbst, denn sie ist "gegen die üblichen gelieferten und fertigen Mahlzeiten". Dafür setzt sie sich seit vielen Jahren intensiv mit der Ernährung von Kindern auseinander und stellt fest, dass "Nudeln und ein bisschen Gemüse nicht reichen. Kinder brauchen, wenn sie sehr klein sind, viel Fett und viele Proteine." Das geht auch pflanzlich, so die Ernährungstrainerin.
Die beiden Bücher "Kinder haben Hunger" und "Zwerge haben großen Hunger" enthalten ausschließlich vegane Rezepte für Kinder. Das Wort "vegan" scheint am Cover nicht auf. "Das geschieht bewusst" meint Pancot. "Sobald die Leute die Worte Kinder und vegan sehen, ist die Reaktion oft 'nein, das geht nicht'" erzählt die Ernährungstrainerin. Doch ihre ganzheitlich vegan geführte Kindergruppe kommt gut bei den Kindern und Eltern an. Die Eltern freuen sich, denn "zumindest bei mir essen die Kinder Gemüse" meint Pancot lachend.
Ausbrechen aus den Essensgewohnheiten
"Ich möchte nicht die Welt veganisieren - jeder muss da seine eigene Entscheidung treffen" stellt Pancot entschieden klar. Eher verwundert sie die Tatsache, wie beschränkt der Geschmack doch im Allgemeinen ist. "Obwohl wir hier in Österreich mehr oder weniger Zugang zu allen Lebensmitteln dieser Erde haben, beschränken wir uns selbst sehr oft auf Fettiges und Zucker - also auf schnelle Energielieferanten."
Stichwort schnell - auch das kritisiert die gebürtige Italienerin an den Essensgewohnheiten, die in vielen Familien gepflegt werden. Statt einem schnellen, hastig belegten Wurst- oder Käsebrot am Abend, legt sie allen nah, sich auch mal an neue Gerichte zu wagen. "Kinder lieben es zu experimentieren, nachzumachen, auszuprobieren und vor allem stets Erfahrungen mit allen Sinnen zu machen" meint die Ernährungstrainerin freudig.
Ihr Kochen mit Kindern sieht sie als Bereicherung in mehreren Lebensbereichen an. "Die Küche wird für ein Kind zur Schule. Man lernt Gewichte einschätzen und Mengen in Verhältnisse zueinander zu setzen. In der Küche gibt es Managementaufgaben, wer macht was und natürlich lernt man auch, Gefahren kennen und einzuschätzen." In ihren Kochkursen, die in kleinen Gruppen stattfinden, wird genau das geübt.
Warum man gerade bei Kindern mit bewusster Ernährung ansetzen sollte? Pancot spricht vom, in der Fachwelt manchmal so genannten "1000 Tage Fenster", also den ersten 1000 Tagen im Leben eines Kindes, denn "das ist die Zeit, in der sich der Geschmack ganz besonders entwickelt". Man lernt hier "schneller und besser, sich neue Geschmäcker anzueignen - entwickelt folglich später weniger Abneigungen dagegen."
Die Kochkurse bietet Pancot in ihrem Studio am Rennweg für Kinder ab fünf Jahren an. Die Kinder sollen die zwei Stunden im Kurs möglichst ohne ihre Eltern absolvieren. Es soll zu möglichst wenigen "Mama, Papa, das mag ich nicht"-Momenten kommen. Es wird pflanzlich gekocht, die Themen sind vielfältig. Mal sind es Nudeln mit selbst gemachter Sauce, mal lernen die Kinder, ihre eigene Jause vorzubereiten oder Gerichte zuzubereiten, die mehrere Tage lang halten.
"Die Kinder sind eingeladen, hier so gut es geht frei zu gestalten" und auch zum Beispiel frische Kräuter aus dem Garten kennenzulernen, um eigenständiges Würzen auszuprobieren. Auch soll ein Bewusstsein für regionale und vor allem saisonale Kost geschaffen werden. Manchmal wird auch gemeinsam gegessen. Die ausprobierten Rezepte können die Kinder dann im Anschluss mit nach Hause nehmen, dann kann zuhause nachgekocht werden.
Kurse auch für Erwachsene
Doch auch Erwachsene möchte Pancot mit ihren Kursen ansprechen. Auch hier ist das Thema "Meal Prep", also das Planen und Zubereiten von Speisen für mehrere Tage sehr gefragt. Die Erwachsenen können bei ihr im Studio kochen. "Wir sagen ja immer, uns fehlt die Zeit zum Kochen, aber sich um das Auto zu kümmern und zur Tankstelle fahren etwa nimmt ja auch Zeit in Anspruch. Warum sich dann nicht damit beschäftigen, was der eigene Körper von einem braucht?" wundert sich Pancot.
Als Ernährungstrainerin ist sie auch in Firmen tätig und möchte etwa Bewusstsein schaffen dafür, "statt dem täglichen Kaffee vielleicht einfach mal einen Kräutertee den Mitarbeitenden anzubieten."
Für die vegane Community in Österreich ist Pancot optimistisch. "Das ist eine sehr junge Generation, die da gerade sehr engagiert ist". Die Älteren sind es, die oft Sorgen um ihren Proteinhaushalt haben. "Hier ist Aufklärungsbedarf da" stellt sie fest. Schülerinnen und Schüler hingegen sind durch Medien wie TikTok sehr wohl gut informiert, was die Möglichkeiten pflanzlicher Ernährung und auch die negativen Auswirkungen der tierischen Ernährung angeht.
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