Kläranlage Mettersdorf
Hier wird Abwasser zu 98,2 Prozent gereinigt
Wie werden die Abwässer der Lavanttaler eigentlich gereinigt? In der Zentralkläranlage Mettersdorf findet man die Antwort.
ST. ANDRÄ. Wenn Sie in der heimischen Toilette die Spülung betätigen, ist das sprichwörtliche Geschäft für Sie erledigt. Doch unterirdisch beginnt nun ein komplexer Prozess, der das Abwasser wieder ökologisch verträglich macht. Die größte Kläranlage des Bezirkes steht in St. Andrä – die Zentralkläranlage (ZKA) Mettersdorf des Reinhalteverbandes Mittleres Lavanttal. Ihm gehören die Gemeinden Wolfsberg, St. Andrä, St. Paul, St. Georgen, Frantschach-St. Gertraud und die Firma Mondi Frantschach an. Obfrau des Verbandes ist die St. Andräer Bürgermeisterin Maria Knauder, finanziert wird er über Mitgliedsbeiträge.
Schritt 1: Hauptsammelkanal
Über die Ortskanalisation gelangen die Abwässer von rund 40.000 angeschlossenen Einwohnern und zahlreichen Gewerbe- und Industriebetrieben in die Hauptsammelkanäle – ein 23,2 Kilometer unterirdisches Rohrsystem mit einem Rohrdurchmesser von 90 Zentimeter mündet in das Zulaufbauwerk der Zentralkläranlage, welche im Regenwetterfall bis zu 1.040 Liter pro Sekunde übernehmen kann.
Schritt 2: Zulauf in die Zentralkläranlage
Am Beginn des Klärprozesses in der ZKA in St. Andrä wird das Rohabwasser über eine Schneckenpumpe um rund sechs Meter Höhe hochgepumpt. Für alle folgenden Reinigungsphasen wird das so erzeugte freie Gefälle genutzt.
Schritt 3: Mechanische Reinigung
Mithilfe von Stufenrechen wird das Abwasser von nicht löslichen Grobstoffen getrennt. Das sind vor allem Hygieneartikel wie Binden oder Feuchttücher, immer wieder landen aber auch Kuriositäten in der Kanalisation: „Von Strumpfhosen über Beißknochen für Hunde bis hin zu Handys haben wir schon alles gesehen“, meint Geschäftsfüher Markus Kleinszig. Das klingt zwar amüsant, doch solche Gegenstände führen immer wieder zu Verstopfungen in den vorgelagerten Pumpwerken. Die in der ZKA aus dem Abwasser entfernten Feststoffe werden gewaschen, gepresst, um Umweltzentrum Lavanttal des Abfallwirtschaftsverbandes Lavanttal entsorgt und in weiterer Folge in der Müllverbrennungsanlage thermisch verwertet.
Schritt 4: Sand- und Fettfang
Das Abwasser gelangt in ein offenes Becken, wo durch das Einblasen von Druckluft ermöglicht wird, dass sich schwere Partikel wie Sand absetzen. Sie werden in einem Trichter gesammelt und in Containern gelagert. Entsorgt wird der Sand bei der Deponie Hart des Abfallwirtschaftsverbandes Lavanttal in Lavamünd. Im selben Becken wird der Fettanteil des Abwassers – über 90 Prozent Speisefette – mithilfe einer Tauchwand abgesondert. Ein Saugwagen bringt das Fett in regelmäßigen Abstanden zur Kläranlage nach Klagenfurt in die Faulung, wo mithilfe des entstehenden Methans Strom erzeugt wird.
Schritt 5: Belebungsbecken
Im nun vorgereinigten Abwasser sind jetzt nur noch gelöste Stoffe vorhanden – Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphorverbindungen. Um diese abbauen zu können, vertraut man auf die Arbeit von Milliarden kleiner Helferlein ¬– Bakterien, die diese Stoffe „fressen“ und unschädlich machen. Damit diese Bakterien ihre Arbeit verrichten können, ist es die Aufgabe der RHVLM-Mitarbeiter, dafür zu sorgen, dass sie sich wohlfühlen. Wichtig ist dabei vor allem die Sauerstoffzufuhr in das Abwasser. Zu diesem Zweck wurden in den drei Becken mit rund 10.000 Kubikmeter Volumen jeweils fünf Oberflächenbelüfter installiert. Rund neun Stunden dauert die biologische Klärung des Abwassers, insgesamt benötigt die Klärung je nach Abwassermenge bi zu 18 Stunden.
Schritt 6: Nachklärung
In den sechs Nachklärbecken wird der Belebtschlamm vom gereinigten Abwasser getrennt. Die langsame Strömung in diesen Becken ermöglicht es, dass sich die Schlammpartikel am Beckenboden absetzen, das Abwasser wird sichtbar klarer. Der Schlamm am Grund der Becken wird mithilfe von Balkenschiebern entfernt. Ein Teil wandert über ein Rücklaufschlammhebewerk zurück in die Belebungsbecken, wo der Kreislauf von Neuem beginnt. Überschüssiger Schlamm wird entwässert und als abgestorbene Biomasse per Lkw zur Firma Mondi Frantschach transportiert, wo er im Rindenkessel umweltfreundlich mitverbrannt wird. 40 Prozent der Abwässer stammen aus dem gewerblichen und industriellen Bereich, der größte Einzeleinleiter im Verbandsgebiet ist die Mondi Frantschach GmbH .
Schritt 7: Ausleitung
Das Abwasser ist am Ende des Prozesses zu 98,2 Prozent geklärt und wird südlich der ZKA in die Lavant eingeleitet. Sowohl beim Zulauf als auch der beim Ablauf der ZKA befinden sich Teststationen, die eine permanente Kontrolle der Abwasserwerte erlauben. Für die Analyse der Proben steht ein eigenes Betriebslabor zur Verfügung, doch kontrolliert wird auch einmal pro Monat von einem Prüfinstitut sowie unangemeldet von der Gewässeraufsicht.
Ständige Modernisierungen
Die ZKA wurde 1985 gebaut, davor landeten alle Abwässer ungereinigt in den Bächen und Flüssen des Lavanttals. Über die Jahre wurde die Anlage permanenten Modernisierungsmaßnahmen unterzogen. Aktuell sind in der ZKA sieben Personen beschäftigt, die einen 100-prozentige Anlagenverfügbarkeit gewährleisten. Auch für eventuelle Ausfälle ist vorgesorgt. Die meisten Reparaturen können vom Personal selbst erledigt werden, ein Notstromaggregat ermöglicht im Falle eines „Blackouts“ den Notbetrieb der Anlage.
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