Personalmangel, Überlastung
LKH Wolfsberg-Personal schlägt Alarm

- Manfred Pichler, Betriebsratsvorsitzender am LH Wolfsberg, mit den Stellvertreterinnen Isabella Sonnleitner (l.) und Marlene Presser
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Man fordert mehr Personal, Entlastungen und einen erleichterten Berufseinstieg.
WOLFSBERG. Im Rahmen der Protestaktion „5 nach 12“ ging das Gesundheitspersonal in ganz Österreich auf die Straße, um für ein faires Gesundheits- und Pflegesystem zu demonstrieren. Auch in Wolfsberg trafen sich rund 150 Gesundheitsbedienstete vor dem Landeskrankenhaus. Sie fordern mehr Personal, um die Kollegen auf den Stationen zu entlasten, eine adäquate Bezahlung und mehr Erholungsphasen.
Viele Ausfälle
Manfred Pichler, der Betriebsratsvorsitzende am LKH Wolfsberg, meint: „Der Personalmangel ist unser allergrößtes Problem. Die Mitarbeiter sind überlastet, angefangen von den Medizinern über die Pflege bis hin zum Reinigungsdienst.“ Die Missstände hätten schon lange vor der Covid-Pandemie geherrscht, jetzt würden sie zunehmend sichtbarer. Dienstausfälle wie Krankenstände sorgen dafür, dass es keine Dienstplantreue mehr gäbe: „Mitarbeiter, die heute frei haben, müssen jederzeit damit rechnen, dass sie für ausgefallene Kollegen einspringen müssen. Die Freizeit ist kaum noch planbar, das ist eine enorme psychische Belastung“, meint Isabella Sonnleitner, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende.

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Hohe Eintrittsschwelle
Das Personalproblem beginnt schon bei der Ausbildung, denn seit 2016 kann nur noch Pfleger werden, wer die Matura in der Tasche hat und einen dreijährigen FH-Lehrgang besucht. Es folgt ein unbezahltes Praktikum im Umfang von 1.600 Stunden. Die Einstiegsschwelle in den Beruf wird somit erhöht, potentielle Pflegekräfte werden abgeschreckt. Pichler: „Wir wissen, dass wir in Kärnten bis zum Jahr 2030 rund 5.000 Vollzeitpflegekräfte brauchen werden. Ihre Ausbildung muss in Kärnten wieder wie zuvor an der Gesundheits- und Krankenpflegeschule stattfinden anstatt an der FH. Die Steiermark hat diesen Schritt schon getätigt.“
Immer mehr Arbeit
Nicht nur der Personalmangel macht den Gesundheitsbediensteten zu schaffen, auch der Arbeitsaufwand hat sich innerhalb der letzten Jahre stetig erhöht, etwa was den administrativen und Dokumentationsaufwand betrifft. Marlene Presser, ebenfalls stellvertretende Betriebsrats-Vorsitzende meint: „Früher verweilten Patienten tendenziell viel länger auf den Stationen. Bei einer Gallen-Op war man vor ein paar Jahren noch 14 Tage auf der Station, heute geht man nach drei Tagen wieder heim. Der Patienten-Rotation hat sich stark erhöht, was natürlich auch einen größeren Aufwand bedeutet.“
Belastung durch Covid-19
Die Covid-Pandemie verstärkt diese Effekte nur noch. Einerseits verschlechtert sich das Image der Pflegeberufe aufgrund der negativen Berichterstattung über die Lage auf den Stationen, andererseits stellt die Betreuung der Covid-Patienten in den Krankenhäusern selbst eine massive Herausforderung dar. Es kommt immer wieder vor, dass Infizierte nicht auf den dafür vorgesehen Covid-Stationen untergebracht werden, sondern in Isolationszimmern auf anderen Stationen. Die dort tätige Belegschaft darf ein solches Zimmer nur in vollem Schutzanzug betreten – je nachdem, wie oft der Patient Betreuung benötigt bedeutet das für die Pfleger mehrmaliges An- und Ausziehen der Schutzbekleidung; währenddessen läuft der „normale“ Stationsbetrieb ungehindert weiter. Pichler: „Wir bräuchten pro Station und Tag eine Vollzeikraft mehr, das würde die Situation wesentlich verbessern.“ Ein weiteres Hindernis dorthin sind allerdings die Stellenpläne, die vorgeben, wieviele Bedienstete überhaupt aufgenommen werden dürfen.
Kampf ums Personal
Mit Geld allein könne man Pflegekräfte nicht locken – dessen sind sich die Betriebsratsvorsitzenden sicher. „Gerade jungen Pflegekräften ist eine ausgewogene Work-Life-Balance wichtiger als Geld“, meint Marlene Presser. Über kurz oder lang würde sich zwischen den Landeskrankenanstalten und den extramuralen Pflegeeinrichtungen ein Kampf ums Personal entwickeln. Pichler: „Als Pflegekraft bekomme ich heute sofort einen Job und kann mir den Arbeitgeber mit den besten Arbeitsbedingungen aussuchen. Wenn die privaten Pflegeeinrichtungen hier vorpreschen, sieht es für die Krankenhäuser schlecht aus. Man wird dann nicht einmal mehr den natürlichen Personalabgang abdecken können.“


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