Trend unter Jugendlichen
So gefährlich sind die Nikotinbeutel wirklich
Das Suchtmittel "Snus" entwickelt sich zu einem gefährlichen Trend unter Jugendlichen.
LAVANTTAL. Als „Snus“ werden Nikotinbeutel, also kleine Säckchen, die unter die Oberlippe geklemmt werden und dort über die Mundschleimhäute Nikotin samt beigemischter Geschmacksrichtung abgeben, bezeichnet. Die Beutelchen stammen ursprünglich aus den nordischen Ländern und sind mit Tabak („Snus“) oder ohne Tabak („Nicotine-Pouches“) erhältlich, wobei das Tabakgesetz in Österreich „Tabak zum oralen Gebrauch oder Kautabak“ verbietet.
Zielgruppe Jugendliche
Nichtsdestotrotz steigt der Konsum vor allem bei den Jugendlichen in Österreich. Warum weiß Christian Vallant, Leiter des Präventionsprojektes „Over the Limit“: „Die Jugendlichen sehen den Konsum als eine Art coolen Trend an. Bekanntgeworden sind Snus durch Eishockeysportler, die die Nikotinbeutel aufgrund ihrer aufputschenden Wirkung verwenden. Das Nikotinpäckchen wird als gute Alternative zu Zigaretten angepriesen. Vor allem kann Snus auch ganz leicht heimlich im Klassenraum konsumiert werden.“
Gefährlichste Droge
"Es besteht nach wie vor der Irrglaube, dass Heroin die Droge mit dem höchsten Suchtpotenzial ist – dabei steht weltweit Nikotin auf dem ersten Platz", klärt Vallant auf. „Sie unterschätzen einfach die Wirkung, ein Beutel enthält ziemlich viel Nikotin. Ich habe die originalen Snus, als diese damals noch legal waren, einmal selbst probiert und sogar bei mir haben sie zu starkem Schwindel geführt, obwohl ich zu dieser Zeit noch Raucher war. Beim ersten Konsum führt das Mittel oft zu Erbrechen oder starker Übelkeit und Schwindel.“
Aufmerksam machen
Um auf das Suchtpotenzial aufmerksam zu machen, werden im Rahmen von „Over the Limit“ in Kooperation mit der Caritas Suchtberatung Klagenfurt im Auftrag der Kärntner Landesregierung Abteilung 5 Gesundheit und Pflege, Vorträge zum Thema Snusen und Rauchen in diversen Schulen im Lavanttal abgehalten. Die Vortragende ist Marin Kollienz (Caritas Suchtberatung). „Ziel ist es bei den Jugendlichen mehr Bewusstsein zu schaffen. Auch die Eltern sollten sich viel mehr mit der Materie beschäftigen. Diese denken sich nicht viel dabei – es riecht ja auch so schön nach Menthol, wie ein Kaugummi quasi – oder sie kennen das Produkt erst gar nicht“, so Vallant. Der Konsum sei zwar erst ab 18 Jahren freigegeben, dennoch würden viele Jüngere das Nikotinprodukt konsumieren.
Gesundheitliche Folgen
Vallant hält die gesundheitlichen Risiken für hoch: „Dadurch, dass Snus über den Mund aufgenommen wird, gelangt sicherlich auch etwas von den Inhaltsstoffen in den Magen- und Darmtrakt und verursacht dort Probleme. Snus sind für das Zahnfleisch sehr schädlich. Es bilden sich durch Bakterien Entzündungen in den Zahnfleischtaschen, die nicht bemerkt werden bis es zu spät ist und es zum Zahnausfall kommt.“
Zahnfleisch betroffen
Die Parodontitis, eine Entzündung des Zahnhalteapparats, sowie die Entzündung des Zahnfleisches seien laut Zahnärztin Nina Gräfling bislang keine bestätigten Folgen des „Snusens“. „Lediglich die Rezessionen, also das Zurückweichen des Zahnfleischs an einer Stelle, nehmen dort zu, wo die Snus eingelegt werden“, so die St. Stefaner Zahnärztin. „Sehr wohl entstehen dort auch weißliche, nicht abwischbare Beläge, so genannte ,Leukoplakien‘, die vereinfacht gesagt ein Schutzmechanismus des Körpers sind, also so ähnlich wie eine Hornhaut die sich auf Händen oder Füßen entwickeln kann. Obwohl Snus zahnmedizinisch gesehen ,gesünder‘ scheinen als Zigaretten, wäre natürlich kein Laster der Idealfall.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.