Neuer Grünen-Bezirkssprecher
"Windrad ist mir lieber als Atomkraftwerk"

Grüne-Langessprecherin Olga Voglauer (Mitte) mit dem neuen Bezirkssprecher in Wolfsberg, Michael Hirzbauer, sowie Stellvertreterin Susanne Dohr. | Foto: Die Grünen
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Der St. Andräer Michael Hirzbauer (35) wurde Ende März zum neuen Bezirkssprecher der Wolfsberger Grünen gewählt und folgt damit Reinhard Stückler nach. Im WOCHE-Interview spricht er über Bodenversiegelung, den Hohen Platz, E-Car-Sharing und Windkraftanlagen.

Lavanttaler Woche: Können Sie sich bitte kurz vorstellen? Woher stammen Sie, was machen Sie beruflich, wie sah ihre bisherige politische Laufbahn aus und was ist war ihre Motivation, den Grünen beizutreten?
MICHAEL HIRZBAUER: Ich komme aus St. Andrä, bin dann in Wolfsberg in die Schule gegangen. Zum Studieren war ich in Wien und später in Graz, dann bin ich aber wieder ins Lavanttal gezogen. Beruflich helfe ich als Familien-Intensivbetreuer Familien in schwierigen Situationen, nebenbei unterrichte an der Uni Klagenfurt. Grüne Themen waren mir schon immer wichtig. Die Initialzündung für mein politisches Engagement war meine Rückkehr ins Lavanttal. Ich habe gesehen, dass Wolfsberg eine starke grüne Kraft braucht. 2016 bin ich im Präsidentschaftswahlkampf für Van der Bellen gelaufen, im Gemeinderatswahlkampf habe ich dann selbst auf der Liste der Grünen kandidiert. Jetzt engagiere ich mich als Ersatzgemeinderat in der Wolfsberger Politik und bin gerade zum Bezirkssprecher der Grünen gewählt worden.

Ein Kernthema der Grünen ist die Bodenversiegelung. Wie dramatisch fällt sie im Bezirk Wolfsberg aus – und wie könnte man ihr entgegenwirken?
Bodenversiegelung ist eine schleichende Katastrophe, die den Menschen erst langsam richtig bewusst wird. Österreich steht bei der Bodenversiegelung in ganz Europa am schlechtesten da und Kärnten ist in Österreich noch einmal mit Abstand trauriger Spitzenreiter. Für Wolfsberg braucht man sich nur alte Fotos anzusehen, um festzustellen, wie verbaut unsere schöne Landschaft mittlerweile bereits ist. Ich bringe hier gerne das Beispiel St. Andrä: In den 1990er-Jahren hatte diese Gemeinde noch 16.000 Einwohner, heute sind es unter 10.000; trotzdem hat sich die bebaute Fläche von St. Andrä seither gefühlt verdreifacht. Wenn es so weiter geht, haben wir in 150 Jahren keinen Acker mehr in ganz Kärnten. Wir vernichten auch in Wolfsberg mit riesigen Schritten unsere eigene Lebensgrundlage. Hinzu kommen noch die weiteren Auswirkungen durch Naturkatastrophen wie Hochwasser, denn ein versiegelter Boden kann kein Wasser aufnehmen. Es braucht eine klare Bodenschutzstrategie, die gesetzlich verankert sein muss. Dafür gibt es jetzt das Bodenvolksbegehren – hier kann man unterschreiben und sich so aktiv für den Bodenschutz einsetzen.

Wie bewerten Sie die aktuelle Verkehrssituation am Hohen Platz und wie sehen Ihre Vorschläge für die weitere Nutzung aus?
Mir fallen am Hohen Platz vor allem zwei Dinge auf: Erstens: Alles ist grau in grau. Zweitens: Die Verkehrslawine rollt. Daran ändert auch die Begegnungszone nichts. Egal wie man einen Platz gestalten will – man muss die Leute mit einbeziehen. Es ist wichtig, den Menschen Möglichkeiten zu geben, ihn als Lebensraum zu nutzen. Besonders Veranstaltungen wie der KuKuMa zeigen ja, dass die Menschen ihre Innenstadt auch gerne annehmen und beleben wollen. Es braucht deutlich mehr Grün und eine gute Lösung für den Verkehr: Das kann eine Fußgängerzone sein, aber auch eine andere Form der Verkehrsberuhigung.

Von der FPÖ Wolfsberg wird aktuell das Thema E-Car-Sharing besetzt, also Elektroautos, die man für die Zeit der Nutzung mieten kann. Brauchen wir so etwas in Wolfsberg?
Grundsätzlich ja. Der damalige Antrag der FPÖ war aus unserer Sicht aber zu wenig ausgereift und in der Praxis aus verschiedenen Gründen nur schwer nachhaltig umsetzbar. Wir als Grüne wollen gute Lösungen mit Hand und Fuß.

Wie stehen Sie zu den geplanten bzw. bereits in Bau befindlichen Windparkprojekten im Lavanttal?

Im Lavanttal haben wir eine gute Ausgangslage. Wir könnten für unseren Verbrauch sehr vieles über Wasserkraft und einen Ausbau der Solarenergie abdecken. Hier ist es wichtig, die möglichen PV-Förderungen gut zu nützen. Allerdings müssen wir alle Alternativenergien einsetzen, um unabhängig von fossilen Energien zu werden – dazu wird es auch Windkraft brauchen. Wir sehen durch den Krieg in der Ukraine noch verschärft, was die Abhängigkeit von fossilen Stoffen bedeutet. Mir ist ein Windrad wesentlich lieber als ein Atomkraftwerk.

Bei den Gemeinderatswahlen 2021 und 2015 lagen die Grünen in Wolfsberg nahezu unverändert zwischen 6 und 7 Prozent. Wie lautet ihr Fazit zur Arbeit der Wolfsberger Grünen?
In Wolfsberg beschränkt man sich politisch in wichtigen Themen oft auf das Verwalten und weniger auf das Gestalten. Die Wolfsberger Grünen haben im Gemeinderat in der letzten Periode hervorragende Arbeit geleistet, um Wolfsberg zukunftsfit weiter nach vorn zu bringen; die Ergebnisse drangen jedoch häufig nur wenig an die Öffentlichkeit. Reinhard Stückler hat etwa sechs Jahre lang gegen Widerstände um den Photovoltaikausbau gekämpft, ebenso um die Umstellung auf LED bei den Straßenlaternen. Jetzt lassen sich andere dafür feiern. Mittlerweile sind wir zu einem großen Team gewachsen und kommunizieren mit viel Einsatz und Ehrenamt, unsere Themen und Erfolge breiter nach außen.

Grüne-Langessprecherin Olga Voglauer (Mitte) mit dem neuen Bezirkssprecher in Wolfsberg, Michael Hirzbauer, sowie Stellvertreterin Susanne Dohr. | Foto: Die Grünen
Michael Hirzbauer, neu gewählter Bezirkssprecher der Grünen | Foto: Die Grünen
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