Hintergründe zum Umbau
Planungsteam des Pratersterns stellt sich Kritik
Mehr Sicherheit und Aufenthaltsqualität – das soll der neue Praterstern bieten. Wie das erreicht werden kann, erklärte das Planungsteam vor Ort.
WIEN/LEOPOLDSTADT. Eine bessere Aufenthaltsqualität und mehr subjektives Sicherheitsempfinden – das soll der Umbau des Pratersterns bewirken. Doch nicht alle sind mit den Erneuerungen zufrieden, das zeigte etwa ein Protest von "LobauBleibt" bei der Eröffnung.
Jetzt stellte sich das Planungsteam von KENH Architekten und D/D Landschaftsplanung der Kritik. Bei einer exklusiven Führung vor Ort wurden Hintergründe erklärt, etwa über die errichteten Sitzbänke oder das Wasserspiele, welches auch zu einer Veranstaltungsfläche verwandelt werden kann.
Der Praterstern als "Platz für alle"
Zunächst hatten die Leopoldstädter KENH Architekten (mit Sitz in der Zirkusgasse) den Auftrag für die Gestaltung des neuen Restaurants "Pure" in der ehemaligen Polizeistation erhalten. "Im Zuge dessen hatten wir bereits das Umfeld, also den Praterstern, auf Stärken und Schwächen analysiert" erzählt Eric-Emanuel Tschaikner von KENH Architekten. Als dann auch die Umgestaltung des Pratersterns von der Stadt Wien ausgeschrieben wurde, kam dies dem Architekturbüro wie gelegen. So konnte auch diese gewonnen werden.
"Der Platz war grau und wurde als unsicher und ungemütlich wahrgenommen", so Tschaikner. Dies sollte die Umgestaltung verändern. "Wir wollten einen Platz für alle schaffen." Dabei ging es im Wesentlichen um drei Aspekte: Mehr subjektives Sicherheit, keine Verdrängung marginalisierter Gruppen (wie Menschen ohne Obdach oder mit Drogensucht) und mehr Aufenthaltsqualität für alle.
"Diese drei Aspekte klingen vielleicht widersprüchlich, sind es aber nicht", erklärt Tschaikner. Denn würden diese zusammenhängen und wird ein Aspekt verbessert, gilt dies zugleich auch für die anderen. Die wesentlichen Punkte dabei seien ein offener Platz, mehr Grün und Sitzbänke und Wiens größtes Wasserspiel.
Sitzbänke für alle am Praterstern
Unter dem Motto "Free Tegethoff" galt es den Vorplatz des Praterstern, also wo sich das Tegethoff-Denkmal befindet, offener zu gestalten. Hierfür wurden einerseits die Stangen-Pergola und die begrünten Wände entfernt. "Der Praterstern ist ein Verkehrsknotenpunkt für 150.000 Menschen und war ein reiner Transitort, das sollte geändert werden", so Tschaikner.
Gesagt, getan: Der neuen Praterstern zeichnet sich durch einen großen, offenen Platz aus. Erneuert wurde die Beleuchtung. Zudem wurde die Grünflächen auf 8.000 Quadratmeter nahezu verdoppelt, 56 neue Bäume gesetzt und Pflanzbeete errichtet. Und damit sich die Menschen auch Verweilen können wurden zahlreiche Sitzgelegenheiten geschaffen. "Wir wollten ein Überangebot schaffen und dabei gilt: Kein entweder oder, sondern sowohl als auch", so der Architekt.
Bereits vorab gab es Kritik an den Ei-förmigen neuen Sitzgelegenheiten. "Denn zum Ausruhen eignen sich die kurios geformten Objekte wohl kaum", twittert etwa Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich. Auch Caritas Wien Chef Klaus Schwertner ist alles andere als zufrieden: "Einmal mehr werden Sitzgelegenheiten aufgestellt wie hier am Praterstern, die für ältere Menschen, Menschen mit Behinderung und Obdachlose nicht zum Ausruhen geeignet sind."
Auf diese Kritik sagt der Architekt: "Das sind nur einige der Sitzgelegenheiten. Es gibt auch viele andere, die sich sehr wohl zum Ausruhen eignen." So gibt es neben den Ei-förmigen Exemplaren auch klassischere Bankerl in verschiedenen Größen.
Rund um die Bäume befinden sich die sogenannten "Pratoide", eigens entwickelte, pratersternförmige Baumeinfassung inklusive unterschiedlicher Sitzgelegenheit, die nachts beleuchtet sind. "Bei der Planung haben wir auch Sozialarbeiter einbezogen, um etwa auch für Menschen ohne Obdach oder mit Behinderung etwas passendes zu schaffen", berichtet Tschaikner.
Wasserspiel und Veranstaltungsort
Eines der Highlights ist ein 500 Quadratmeter großes, sternförmiges Wasserspiel – das größte in ganz Wien. "Es besteht aus Neblern statt Sprühern, weil das weniger Wasser verbraucht", erklärt Sabine Dessovic von D/D Landschaftsplanung. Das Wasserspiel wechselt sich je nach Temperatur ab und sorgt im Sommer nicht nur für Abkühlung, sondern auch als Spielplatz für Kinder.
Das Wasserspiel besteht ausschließlich aus Trinkwasser und wird zur Bewässerung der Pflanzen genutzt. "Das Wasser geht ins Schwammstadtprinzip über. Es wird nicht gespeichert, sondern mit Substrat ergänzt und damit die Bäume gegossen", so Dessovic. Zudem wurden hierfür die alten Steine des Platzes wiederverwendet.
Das Besondere am Wasserspiel: Man kann es auch ausschalten. Auf diese Weise kann der Platz auch für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden. "Wir hatten bereits Gespräche mit KÖR, Basis Kultur Wien und dem Bezirksvorsteher Alexander Nikolai", lässt Tschaikner wissen.
So sollen bald nicht nur Konzerte oder künstlerische Interventionen, sondern auch Märkte direkt am Praterstern stattfinden. "Möglich wären ein Bauernmarkt oder ein Christkindlmarkt", ergänzt Natalie Neubauer-Muzicant von KENH Architekten.
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