Gesunde Ernährung am Familienesstisch
Ein reichhaltiges, fast unüberschaubares Nahrungsmittelangebot, zahlreiche unterschiedliche Ernährungszugänge und die immer häufiger thematisierten „Nahrungsmittelunverträglichkeiten“ – viele Eltern empfinden es heute als große Herausforderung, gesunde Ernährung am Familientisch zu leben. Während die einen auf den Verzicht von Zucker plädieren, kämpfen andere erbitterte Machtkämpfe mit ihren Kindern aus, die sich strikt weigern, überhaupt ein Stück Obst oder Gemüse zu sich zu nehmen. Für Diätologin Gabriele Ecklmayr von der Landes- Frauen- und Kinderklinik Linz liegt der Schlüssel zur bewussten Ernährung innerhalb der Familie in der Reduzierung von Druck und einem authentischen Essverhalten der Eltern.
Kinder lieben Süßes
Fast alle Kinder lieben Süßigkeiten und stürzen sich besonders gern auf Lebensmittel mit hohem Kaloriengehalt. Zum Teil ist das sicher auf die menschliche Entwicklungsgeschichte zurückzuführen – kalorienreiches Essen stellte lange Zeit einen entscheidenden Überlebensvorteil dar – zum anderen wird schon einem Säugling durch die süße Muttermilch geprägt, dass es sich um lebenswichtige Nahrung handelt. Dennoch wünschen sich heute viele Eltern, dem Trend der übergewichtigen Kinder entgegenzuwirken. Das Ernährungsbewusstsein wächst und kollidiert dabei mit den Wünschen der Kinder, die energisch ungesunde oder überzuckerte Waren in bunten Verpackungen, mit Aufklebern oder lustigem Spielbeiwerk einfordern. Der damit verbundene höhere Preis der unnötigen Lebensmittel scheint keine Hürde zu sein.
Weniger verbieten, mehr anbieten
Für eine optimale kindliche Entwicklung ist ausgewogene Ernährung natürlich wesentlicher Bestandteil. Wichtig ist allerdings, dass Kinder „gesund“ nicht mit Dingen in Zusammenhang bringen, die ihnen partout nicht schmecken. Eltern sollten ihren Kindern sehr viele unterschiedliche frisch gekochte Gerichte anbieten und sie stets zum Probieren motivieren. „Aufessen ist dabei keine Notwendigkeit“, betont die Ernährungsexpertin, „vielmehr erzeugt es Druck und vermiest dem Nachwuchs nachhaltig die Lust aufs Gesunde.“ Zudem ist eine abgelehnte Mahlzeit noch kein zwingendes Indiz dafür, dass bestimmte Nahrungsmittel dauerhaft verweigert werden. „Ernährungsvorlieben von Kindern ändern sich laufend“, ist sich Gabriele Ecklmayr sicher, „Kinder benötigen auch beim Essen Zeit und Zuwendung und so oft als möglich ein gemeinsames Essen am Familientisch. Ebenso sind Kinder immer gerne bereit sich aktiv an der Zubereitung der Mahlzeiten zu beteiligen.“
Mama und Papa leben es vor
Während sich heute immer mehr Eltern um die gesunde Ernährung ihrer Kinder sorgen, neigen sie selbst oft dazu, hastig etwas hinunter zu schlingen oder heimlich das „Gesunde“ mit etwas weniger Nahrhaftem aufzupeppen. „Das ist natürlich kontraproduktiv“, so die Diätologin, „wer mehr über gesundes Essen redet anstatt es zu leben, verliert schnell an Glaubwürdigkeit und somit auch den Kampf am Süßigkeitenregal im Supermarkt.“ Dennoch hat es wenig Sinn, bei Ungesundem oder Süßem dauernd ein Verbot auszusprechen. Auf diese Weise werden solche Produkte meist nur noch attraktiver für das Kind.
Unsicherheitsfaktor Lebensmittelunverträglichkeit
Ein weiterer Knackpunkt bei der bewussten Familienernährung sind heute immer wieder die vermeintlich ansteigenden Lebensmittelunverträglichkeiten. Viele Eltern vermuten heute hinter auftretenden Bauchschmerzen zu schnell eine versteckte Laktose-Unverträglichkeit oder befürchten, dass das geliebte Joghurt des Kindes schuld an dem kürzlich aufgetretenen Ausschlag ist. Die Diätologin der Landes- Frauen- und Kinderklinik rät besorgten Eltern jedoch dazu, bei so einem Verdacht auf jeden Fall ärztlichen Rat einzuholen. „Es ist nicht sinnvoll, auf eigene Faust wichtige Nahrungsmittel wegzulassen“, so die Expertin, „häufig erweisen sich solche Befürchtungen später als haltlos bzw. bedürfen im Falle einer entsprechenden Diagnose speziellen Ernährung.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.