Menschen im Gespräch
"Was gibts noch zu lachen, Herr Thalhammer?"

Manuel Thalhammer hat die Kabarettbühne kurzfristig ins eigene Wohnzimmer verlegt. | Foto: Manuel Thalhammer
  • Manuel Thalhammer hat die Kabarettbühne kurzfristig ins eigene Wohnzimmer verlegt.
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Kabarettist, Poetry Slammer und Schauspieler Manuel Thalhammer unterhält sein Publikum derzeit von zu Hause aus.

LINZ. Kabarettist, Poetry Slammer und Schauspieler Manuel Thalhammer unterhält sein Publikum derzeit von zu Hause aus. Im Gespräch mit der StadtRundschau erzählt der Linzer wie sich Auftritte ohne Publikum anfühlen und wie er mit den derzeitigen Umsatzeinbußen umgeht.

Herr Thalhammer, Sie spielen derzeit von zu Hause aus. Wie schwierig ist Online-Kabarett ohne direktes Feedback vom Publikum?

Manuel Thalhammer: Ich liebe es, mit meinem Publikum zu interagieren, da geht schon viel verloren. Die Aufregung vorher ist wie bei einem „normalen“ Auftritt. Dann steht man aber trotzdem alleine in einem Raum und redet in eine Kamera. Keine Gesichter in die man blickt, keine Stimmung im Raum. Gleichzeitig ist es spannend, weil man durch die Kommentare und Reaktionen der Zuseher trotzdem verbunden ist. Irgendwie eine komische Mischung aus: Ich stehe alleine in einem Raum und bin trotzdem mit vielen Menschen verbunden.

Ist es in Krisenzeiten wichtig, auch mal zu lachen?
Lachen und Humor lassen uns kurz mal durchschnaufen. Man kann Situationen aus einer anderen Perspektive betrachten und für einen Moment die großen Herausforderungen und Belastungen vergessen. Die höchste Kunst für mich ist es, über sich selbst lachen zu können.

Was fehlt Ihnen in Corona-Zeiten am meisten?
Es fehlt mir Familienmitglieder zu umarmen, es fehlt mir mich mit Freunden zu treffen, dass mein eineinhalbjähriger Sohn seine Großeltern nicht sehen und berühren kann, dass ich nicht selbst entscheiden kann, wohin ich reisen darf und vieles mehr.

Können Sie der derzeitigen Lage etwas Positives abgewinnen?
Bei dieser Frage bin ich sehr zwiegespalten. Ich finde schon gut, dass wir uns anscheinend etwas rückbesinnen auf die Dinge, die uns wirklich wichtig sind. Dass wir vielleicht merken, dass es vor der Krise auch nicht wirklich rund gelaufen ist, wir aber keine Zeit hatten es zu bemerken, weil wir so getrieben waren. Diesen Zugang kann ich aber auch nur haben, weil ich in Österreich lebe. Global betrachtet und vor allem aus Sicht der vielen menschlichen Schicksale ist es für mich fast zynisch der Lage etwas Positives abzugewinnen. Ich muss mir schon auch immer wieder ins Bewusstsein rufen, bei all den „Selbstverwirklichungsgedanken“ die in mir aufkommen, dass viele Menschen um einiges schlimmer betroffen sind als ich und momentan ganz andere Sorgen haben, als sich "neu zu orientieren".

In Zweierreihe zum Frühstück

Im Kabarett-Programm "Lehrer ohne Klasse geht es um Ihre Erfahrungen im früheren Beruf. Lehrer haben es in Zeiten von Home-Schooling gerade nicht so lustig. Ein Rat für Ihre Ex-Kollegen?
Als Lehrer würde ich sagen: Ihr macht das, so wie vorher auch schon, großartig. Weiter so! Aus kabarettistischer Sicht würde ich sagen: Routinen aus der Schulzeit in den Alltag einbauen. Sprich: Auch mal daheim die „Gangaufsicht übernehmen“. In „Zweierreihe“ zum Frühstück gehen und wenn es gar nicht mehr geht: Schlechte Internetverbindung vortäuschen, Laptop zuklappen und durchschnaufen. Für meine Volksschul-KollegInnen habe ich noch eine super Tiefenentspannungsübung: laminieren.

Auch fürs Theater ist das gerade keine einfache Zeit. Wie gehen Sie mit dem Einnahmeverlust um?
Nicht wirklich zu wissen, wie die Einnahmen die nächsten Monate ausschauen, ist für einen freischaffenden Künstler, beziehungsweise für Selbständige, keine neue Situation. Was bringen die nächsten Monate? Wie schaut es im nächsten Jahr aus? Jetzt weiß ich zumindest, dass die nächsten Monate definitiv kein Einkommen da ist. Auch eine Art von Gewissheit.
Einen weiteren Vorteil hat es auch. Mit meiner Einnahmen-Ausgaben Rechnung, die ich für die Buchhaltung brauche, bin ich bis Sommer eigentlich schon fertig. So früh wie noch nie – das mein ich, wenn ich davon rede über sich selbst zu lachen. Könnte ich das nicht, müsste ich mich irgendwo vergraben, weil es wirtschaftlich und existenziell natürlich eine Katastrophe ist.
Im Prinzip muss ich darauf hoffen, dass ich Förderungen und Unterstützung bekomme. Die natürlich bei Weitem nicht den Entfall der Einnahmen ausgleichen, aber ein Grundstock sind um das tägliche Leben zu meistern. Ich werde aber natürlich auch schauen, ob ich in anderen Bereichen arbeiten kann.

Die Krise wird vorbeigehen – was erhoffen Sie sich für die Zeit danach?
Dass wir nicht „verlernt“ haben aufeinander zuzugehen. Dass wir all die Dinge, die wir uns jetzt manchmal so fest vornehmen, auch wirklich in die Tat umsetzen. Ich hoffe, dass wir nach der Krise nicht noch mehr aufs Tempo drücken. Nach dem Motto: „Jetzt muss ich alles aufholen, was ich vorher versäumt habe“, sondern dass wir nach dieser verordneten „Entschleunigung“ auch den Umstieg in die freiwillige „Entschleunigung“ schaffen.

Wann können die StadtRundschau-Leser Sie wieder live erleben?
Momentan sind einige Dinge in Planung. Es gibt aber noch keinen konkreten Termin. Informationen dazu gibts aber laufend auf meiner Facebook-Seite oder auf meiner Homepage.

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