Interview
"Wer beim Impfen nicht mitmacht, trägt ein Stück der Verantwortung"

Bezirksrettungskommandant Paul Reinthaller schaut Quiz-Sendungen, um den Corona-Stress zu bewältigen. | Foto: BRS/Diabl
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  • Bezirksrettungskommandant Paul Reinthaller schaut Quiz-Sendungen, um den Corona-Stress zu bewältigen.
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Wir haben mit dem Linzer Bezirksrettungskommandanten Paul Reinthaler über seinen persönlichen Corona-Stress, die Krisenbewältigung in Linz und das Impfen als Ausweg aus der Pandemie gesprochen.

LINZ. Paul Reinthaler hat eine Doppelfunktion beim Roten Kreuz Linz. Als Geschäftsleiter ist er für alle Aufgabenbereiche in Linz und Linz-Land organisatorisch zuständig, also Rettungsdienst, Katastrophenhilfe, Jugendarbeit, Blutspendedienst, Aus- und Fortbildung und Gesundheits- und Sozialdienste. Als Rettungskommandant wiederum steht er bei der Einsatzbewältigung und der Katastrophenhilfe an vorderster Front.

Wie geht es Ihnen persönlich nach fast eineinhalb Jahren Pandemie?
Paul Reinthaler: Ich habe einen guten Vergleich mit dem Einsatz 2015, den Menschen auf der Flucht. Damals waren wir ein Stück weit über der Leistungsgrenze. Dieses Mal ist der Einsatz auch extrem intensiv und auch sehr aufwendig und anstrengend. Aber dafür sind andere Teile meiner Arbeit völlig weggebrochen, wie verwaltende oder repräsentative Aufgaben. Ich bin vom Tagesgeschäft befreit worden und habe das getan, was ich gerne mache und gut kann, nämlich Einsatz führen. Insofern fühle ich mich wohl.

"Ich kann mit Überlastung gut umgehen"

Wie kommen Sie mit dem Druck zurecht?
Ich habe gute Mechanismen, wie ich mit Überlastung gut umgehen kann, zum Beispiel Rituale einführen, keine Zeitungen lesen, zu Hause Quiz- oder Comic-Sendungen anschauen. Alles tun, was für die Psychohygiene angenehm ist, und alles unterlassen, was zusätzlich am Abend stresst. Auch das Essen daheim gehört dazu. Insofern habe ich diese Zeit sogar ein Stück weit genießen können.

Wie hat Corona die Arbeit des Roten Kreuzes verändert?
Massiv. Für uns ist es jetzt wichtig, aus der Krise zu lernen. Ich überprüfe momentan meinen Einsatzstab. Sind wir für derartige Krisen gut genug aufgestellt oder muss ich etwas ändern? Oder: Haben wir genug Ressourcen, um über mehrere Monate autark auszukommen? Da ist die Antwort Nein, das haben wir gelernt. Wir müssen mehr Lagerbestände haben. Mobilität ist auch ein Thema oder das Personal.

"Freiwilligkeit hat keinen langen Atem"

Wo liegen die Herausforderungen?
Freiwilligkeit ist super, wenn man schnell loslegen will, lässt aber dann nach wenigen Wochen nach. Sie hat keinen langen Atem, dann müsste man umorganisieren oder das Bundesheer beiziehen. Das Land OÖ hat dann das Rote Kreuz in der Corona-Krise offiziell beauftragt und in dem Moment konnten wir Leute anstellen. Alleine in Linz waren das 200, die meisten sind noch da, vor allem in den Teststraßen. Wir haben vielen Menschen in der Krise einen sicheren Job gegeben.

Reinthaler führt die Geschäfte des Roten Kreuzes in Linz und Linz-Land. | Foto: BRS/Diabl
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Was hat sich noch verändert?
Unsere technische Ausstattung. Völlig neu waren für uns Videokonferenzen. Die Bezirkskommandanten haben sich jede Woche über Video ausgetauscht. Das werden wir auch beibehalten. Solche Dinge lernen wir aus der Krise.

Ihre erste Bilanz der Krise?
Wir sind die große Einsatzorganisation österreichweit, die unsere Gesellschaft durch diese Krise getragen hat. Wenn sich Leute beschweren, weil sie wo warten mussten, sage ich: Schaut, wie unser Land funktioniert und wie toll wir das zusammenbringen.

Gilt das auch für den Linzer Krisenstab, in dem Sie ja vertreten sind?
Ich vergleiche es mit 2015, da hatten wir keine Ahnung voneinander, man kannte sich nicht. Seit damals kennen wir uns und es hat dieses Mal hervorragend funktioniert. Die gesamte Zusammenarbeit ist gelaufen wie am Schnürchen. Ich genieße es, dass die Stadt Linz in der Krise schnell und innovativ vorausdenkt und plant. Der Krisenstab ist immer rechtzeitig auf Entwicklungen und Lageänderungen eingegangen.

In der Passage führen Sie Impfungen ohne Anmeldung durch. Wie funktioniert das?
Wir sind völlig überlaufen worden und haben eine zweite Impfstraße eröffnet. In der ersten Woche, Mittwoch bis Samstag, waren es mehr als 1.000 Impfungen.

"Impfen ist momentan das Konzept"

Sollte man dieses Modell noch weiter ausrollen?
Ja, unbedingt. Wir erreichen damit Menschen, die sonst nicht in die Impfzentren gekommen wären. Es gibt impfkritische Menschen, solche, die die Anmeldung scheuen, wo es sprachliche Barrieren gibt oder welche, die sich nicht an einen Termin binden wollen. Wir haben gesehen, dass das konsumorientierte Verhalten, einfach so hinkommen zu können, funktioniert. Uns ist es nur wichtig, zu impfen. Es gibt momentan nichts Wichtigeres. So schützt du nicht nur dich, sondern auch deine Familie und alle anderen. Impfen ist momentan das Konzept zur Abwehr schwerster Erkrankungen und zur Reduktion dieser Einschränkung. Wer da nicht mitmacht, trägt auch ein Stück der Verantwortung, wenn es nicht funktioniert.

Bezirksrettungskommandant Paul Reinthaller schaut Quiz-Sendungen, um den Corona-Stress zu bewältigen. | Foto: BRS/Diabl
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