Sommergespräch
"Eine Million Euro wäre cool"

Bei den Budgetverhandlungen will sich Doris Lang-Mayrhofer für mehr Geld für die Freie Szene einsetzen. | Foto: BRS/Diabl
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  • Bei den Budgetverhandlungen will sich Doris Lang-Mayrhofer für mehr Geld für die Freie Szene einsetzen.
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Die Linzer Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) im Gespräch über Konflikte, Kürzungen, die Klimakrise und warum eine Million mehr für die Freie Szene cool wäre.

LINZ. Doris Lang-Mayerhofer ist Tischlermeisterin und Innenarchitektin. Seit 2016 ist sie als ÖVP-Stadträtin für Kultur, Tourismus und Kreativwirtschaft verantwortlich.

Sie kommen aus Schärding, was hat Sie nach Linz verschlagen?
Ich bin aus dem Bezirk Schärding, aber schon seit 2008 in Linz. Mein Mann und ich haben in diesem Jahr unser Möbeldesign-Studio am Schillerpark gegründet. Wir haben uns bewusst für diesen Standort entschieden. Mein Mann kommt aus Tulln und Linz war genau in der Mitte zwischen Tulln und Schärding. Linz ist außerdem ein kreativer Standort und eine super City. Wir haben auch gewusst, dass Linz 2009 Kulturhauptstadt wird, das war für uns auch ein Kriterium.

Waren Sie vorher schon politisch aktiv?
Ja, interessenpolitisch in der Wirtschaftskammer und in der jungen Wirtschaft.

Haben Sie jetzt überhaupt noch Zeit für Ihr Unternehmen?
Nein, seit 2016 bin ich hauptberuflich Politikerin. Mein Gatte schupft den Laden.

Wie gefällt Ihnen das Leben in der Politik?
Man kann sich gar nicht vorstellen, was da auf einen zukommt. Auch wenn ich davor schon ein Jahr im Gemeinderat tätig war. Ich mache meine Arbeit in der Politik mit vollem Einsatz. Meine Ressorts Kultur, Tourismus und Kreativwirtschaft passen gut zu meiner kreativen Ader, die ich aus dem Designbereich mitbringe. Insofern bin ich total happy. 

Positiver Kreativwirtschaftsbericht mit Patrick Bartos (Creative Region Linz & Upper Austria), Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer und WKOÖ-Vizepräsidentin Angelika Sery-Froschauer. | Foto: Stadt Linz
  • Positiver Kreativwirtschaftsbericht mit Patrick Bartos (Creative Region Linz & Upper Austria), Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer und WKOÖ-Vizepräsidentin Angelika Sery-Froschauer.
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"Ibiza hat mich überrascht"

Das Verhältnis der ÖVP zu SPÖ und FPÖ ist in Linz nicht gut. Wie kommen Sie mit den Regierungskollegen aus?
Ich bin nicht Parteiobfrau, insofern arbeite ich stark aus dem Ressort heraus. Um Dinge umzusetzen braucht es oft Kompromisse mit anderen Parteien. Ich glaube, das gelingt mir bis jetzt ganz gut, auch wenn es nicht immer einfach ist.

Gibt es da in der ÖVP eine Rollenaufteilung?
Das würde ich so nicht sagen. 

Wie hat sich das politische Klima durch die Aufkündigung der rot-blauen Koalition in Linz verändert?
Soweit ich das beurteilen kann, hat sich bis jetzt nicht viel verändert.

Der Grund dafür war ja das Ibiza-Video. Was haben Sie sich gedacht, als Sie das Video zum ersten Mal gesehen haben?
Skurril. Mein erster Eindruck war, dass das wie in einem Film ist. Das kann jetzt nicht echt sein.

Hat Sie das überrascht?
Ja, schon sehr. Dass man in so einer politischen Position so agiert ist sehr unverständlich.

Ist für Sie im Herbst eine erneute Koalition mit der FPÖ denkbar?
Erst entscheidet einmal der Wähler. Dann muss man schauen, welche Mehrheit sich ausgeht. Ich habe immer gesagt, dass ich ein Fan des Sebastian Kurz bin. Ich glaube auch, dass er wieder sehr erfolgreich abschneiden wird, ich hoffe es zumindest. Was sich dann ausgeht, wird man sehen. Da muss man sehr offen sein. Auch für Neues.

Was wird denn Ihr ganz persönlicher Beitrag im Wahlkampf sein?
Ich bin Obfrau in der Ortsgruppe Stockhof/Domviertel und da werden wir uns wieder für Sebastian Kurz einsetzen. Wie planen Straßeneinsätze, Verteilaktionen und ein Familienfest in der Spittelwiese.


"Mehr Zusammenarbeit in der Kultur"

Sie plädieren immer wieder für eine enge Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land in der Kultur, einen Schulterschluss. Braucht es dafür nicht eine faire Verteilung der Finanzen – Stichwort Transferzahlungen?
Ganz grundsätzlich: Wenn wir von Zusammenarbeit im Bereich der Kultur sprechen, dann hätte man den Theatervertrag nicht aufkündigen dürfen. Da habe ich mich ganz klar dagegen positioniert. Ich bin für mehr Zusammenarbeit, weil wir gemeinsam eine viel größere Stahlkraft nach außen haben. Ich glaube auch, dass Theater-Besucher nicht unterscheiden, ob das jetzt zur Stadt oder zum Land gehört. So müssen wir das auch sehen. Wir haben nach wie vor eine Museumskooperation zwischen Stadt und Land. Auch die Kulturhauptstadt 2009 hätte es nicht gegeben, wenn wir das nicht gemeinsam angegangen wären. Wenn wir Großes erreichen wollen, dann geht das nur gemeinsam.

Aber können Sie die Kritik nachvollziehen?
Wenn man Kompromisse finden möchte, gehören immer zwei Seiten dazu. Ich werde mich da aber sicher nicht einmischen.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Kulturbudgets in Linz?
Investitionen in Kultur bringen einen Mehrwert für den Standort, die Wirtschaft und den Tourismus. Das hat man bei der Kulturhauptstadt gesehen. Deswegen braucht es gerade jetzt Investitionen und nicht Kürzungen. Der Ausstieg aus dem Theatervertrag ist eigentlich eine Kürzung von Kulturmitteln von der Stadt Linz.

… wie auch vom Land, das bereits 2018 gekürzt hat.
Ja und ich glaube, dass das nicht der richtige Weg ist, ganz im Gegenteil. Wobei ich die Einsparungen, mit denen ich von Anbeginn an konfrontiert war, abgearbeitet habe. Ich bin da immer kompromissbereit an die Dinge herangegangen. Wenn es aus einer wirtschaftlichen Betrachtung heraus Sinn macht, ist man ja auch bereit, das umzusetzen. Aber darüber hinaus jetzt noch zu kürzen, da bin ich einfach anderer Meinung. Im Gegenteil, da brauche wir viel mehr Geld, wenn ich an die Ars Electronica denke. Da werden ganz wichtige Maßnahmen für unseren Standort, für die Zukunft getroffen. Das ist ein Know-how, gerade im Bereich der Digitalisierung, das wir so dringend brauchen.

Bei der Leistungsschau der Freien Szene im Salzamt. V. l.: Kulturdirektor Julius Stieber, Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer, Künstlerin Miriam Hamann, Salzamt-Leiter Holger Jagersberger, afo-Leiter Franz Koppelstätter und Künstlerin Mona Mona Najafizadeh. | Foto: Atelierhaus Salzamt
  • Bei der Leistungsschau der Freien Szene im Salzamt. V. l.: Kulturdirektor Julius Stieber, Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer, Künstlerin Miriam Hamann, Salzamt-Leiter Holger Jagersberger, afo-Leiter Franz Koppelstätter und Künstlerin Mona Mona Najafizadeh.
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"Setze mich für Freie Szene ein"

Kultur ist für Sie etwas, wo man mehr investieren sollte?
Ja, absolut. Weil ich denke, dass gerade neue Impulse ganz stark auch aus der Freien Szene kommen. Diese Impulse muss man mit der Wirtschaft zusammenführen. Ich bin ja auch für die Kreativwirtschaft zuständig und insofern sehe ich dieses Potenzial.

Sie haben bei einer Podiumsdiskussion gesagt, dass die Finanzierung der Freien Szene zu gering ist. Wie kann man mehr Geld bekommen?
Die Stadt Linz erspart sich durch den Ausstieg aus dem Theatervertrag einige Millionen. Das werde ich in die Budgetgespräche einbringen. Die Basisförderungen sind seit Jahren eingefroren, da hat es auch keine Indexierung, keine Anpassung gegeben. Wir haben uns das genau angesehen. Ich möchte da jetzt noch keine Zahlen nennen, werde mich aber auf jeden Fall sehr dafür einsetzen. Wir haben aber auch schon Maßnahmen gesetzt, um die Freie Szene zu stärken. Erstmals seit 2009 gibt es mit Linz_sounds ein neues Sonderförderprogramm.

Wie läuft das?
Es hat enorm viele Einreichungen gegeben, mehr als wir uns erhofft haben. Auch aus der Freien Szene. Diejenigen, die hier gefördert werden, sollen dann auch eine Auftrittsmöglichkeit beim Stream-Festival bekommen.

Die Kulturplattform OÖ (KUPF) fordert, der Freien Szene eine Million Euro aus den Ersparnissen des Theatervertrags zu geben. Ist das eine realistische Summe?
Eine Million wäre cool, aber ehrlich gesagt, in der derzeitigen finanziellen Lage der Stadt, etwas schwierig. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Stream-Festival, das ja die Nachfolge des Linz-Fest angetreten hat?
Total zufrieden. Wir haben extrem positives Feedback bekommen. Der Standort hat sich super bewährt. Da ist die Ars Electronica, die Stadtwerkstatt, die natürlich auch im Clubbereich integriert war und wieder sein wird, wie auch andere Locations entlang der Donau: Die Florentine, der Spielplatz oder die Stadtpfarrkirche. Perfekte Location, perfektes Festival und wir sind dabei, es so gut es geht auch auszubauen. Man kann sich ja immer weiterentwickeln.

Eröffnung der Wirtshaus-Ausstellung im Nordico. v.l. Vizebürgermeister Bernhard Baier, Nordico-Leiterin Andrea Bina und Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer. | Foto: Stadt Linz
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"Das Nordico ist gesichert"

Das Nordico war einmal auf einer Einsparungsliste. Bis wann ist seine Existenz gesichert?
Das Nordico ist absolut vom Tisch, genauso wie das Salzamt, wo wir tolle Kooperationspartner gewinnen konnten. 

Das ist auf absehbare Zeit gesichert?
Ja.

Nach Linz kommen immer mehr Kreuzfahrttouristen. Die Infrastruktur vor Ort hält mit dem Ansturm aber nicht Schritt. Wie ist da der Stand der Dinge?
Es gibt eine Arbeitsgruppe aus den verschiedensten Ressorts, um uns abzustimmen und zu Lösungen zu kommen. Ich denke, die Bundesverordnung, mit der das Starkstromthema endlich gelöst werden wird, ist ein wichtiger Schritt. Für den Standort sind die Kreuzfahrttouristen ganz wichtig, denn letzten Endes konsumieren Sie in unserer Stadt. Das sind auch viele Kulturtouristen und wir versuchen dieses Potenzial mehr zu nützen. Gerade das Lentos muss man zur Donau hin öffnen und einen Welcome-Bereich schaffen, in die Stadt und auch ins Museum hinein. Da sind wir dabei Konzepte zu entwickeln.


Klimakrise: "Höchste Zeit zu handeln"

Sie haben Vertreter der Fridays for Future-Bewegung getroffen. Was sagen Sie zu den jungen Leuten?
Ich finde das super, wenn sich junge Leute für etwas begeistern und auch einsetzen. Ich versuche ihnen auch Gehör zu verschaffen, ein Ansprechpartner zu sein und Dinge umzusetzen. Beim Nordico gibt es diesen wunderschönen Vorplatz, da könnte man mehr Grünraum, mehr Begegnungszone schaffen, indem man mehr Bäume pflanzt oder eine grüne Fassade andenkt.

Haben Sie das Gefühl, dass wir die Klimakrise noch abwenden können?
Aus meiner Sicht ist ein Zeitpunkt erreicht, wo man auf jeden Fall handeln muss. Es ist höchste Zeit, Maßnahmen zu setzen.

Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer und künstlerischer Leiter Gerfried Stocker mit zwei Vertreterinnen von Fridays for Future Linz. | Foto: vog.photo
  • Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer und künstlerischer Leiter Gerfried Stocker mit zwei Vertreterinnen von Fridays for Future Linz.
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Sie haben einen Schauraum beim Schillerpark. Ist eine Tiefgarage unter dem Park für Sie denkbar, wenn diese die alten Bäume gefährdet?
Wenn es Investoren gibt, die in der Innenstadt investieren wollen, dann bedarf es immer auch gewisser Vorgaben der Politik. Es braucht ein stadtplanerisches Gesamtkonzept. Aber man kann auch nicht mit zu viel Bedingungen an einen Investor herantreten, es braucht immer Kompromisse. Wir als Stadt können aber festlegen, dass es gewisse Grünbereiche braucht, gewisse Erholungsräume, eine gewisse Anzahl von Bäumen. Ich glaube, dass man da zu einem Kompromiss kommen kann.  

Linz hat kulturell viel zu bieten. Was ist denn persönlich Ihre größte Entdeckung, seit Sie im Amt sind?
Wie viele kreative Köpfe wir in der Stadt haben und wie viel Potenzial aus der Kultur heraus kommt. Ich hätte mir das nie vorstellen können, wirklich nicht. Das hat mich am meisten begeistert, quer durch alle Bereiche, von der freien Szene bis zur Creative Region, von der Tabakfabrik bis zum AEC. Natürlich auch die Hochkultur, wie ein Anton Bruckner, der als Künstlerpersönlichkeit weltweit bekannt ist.

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