Bischof Dr. Scheuer: „Gute Arbeit ist untrennbar mit Anerkennung, Wertschätzung und Recht auf Mitbestimmung verbunden“
Mit Menschenwürde, Gerechtigkeit und Solidarität in der Arbeit setzte sich der Linzer Bischof Dr. Manfred Scheuer in der heutigen AK-Vollversammlung auseinander: „Arbeit kann krank machen. Keine Arbeit kann kränker machen. Es kommt auf eine Gesundheit erhaltende Gestaltung der Arbeit an.“ Und: „Gute Arbeit ist untrennbar mit Respekt, Anerkennung, Wertschätzung und dem Recht auf Mitwirkung und Mitbestimmung verbunden.“
Macht Arbeit gesund oder krank?
Mit dieser Frage beschäftigte sich der Bischof gleich zu Beginn seines Referates. Es kann beides sein. Arbeit kann krank machen. Arbeit ist aber umgekehrt auch eine wichtige Voraussetzung für das seelische Wohlbefinden. „Arbeit ist ein Platzanweiser in der Gesellschaft. Sie stiftet Sinn im Leben, gibt den Menschen einen Rahmen: Auf dem Arbeitsplatz werden soziale Kontakte geknüpft und gepflegt, und das Gefühl gebraucht zu werden, ist ebenfalls nicht zu unterschätzen.“ Bischof Scheurer nahm aber auch auf die andere Seite der Arbeit Bezug: „Belastende Arbeitsbedingungen wie ständiger Leistungsdruck und Schichtarbeit, Unsicherheit des Arbeitsplatzes, andauernde Überlastung, aber auch Unterforderung können mit dazu beitragen, dass Menschen psychisch erkranken.“
„Digitalisierung“ und „Industrie 4.0“
Kritisch hinterfragte der Bischof die Entwicklungen in der Arbeitswelt – Stichworte „Digitalisierung“ und „Industrie 4.0“. Verkäuferinnen im Handel werden wegrationalisiert und durch Selbstbedienung und Expresskassen ersetzt. Online-Banking führt zu Stellenabbau bei Bankmitarbeitern. „Was passiert, wenn immer mehr, immer qualifizierte Jobs von Robotern, Datenverarbeitungsprogrammen und Smartphone-Apps übernommen werden? Bringt die technische Revolution Wohlstand für alle und gesteigerte Produktivität – oder geht uns die Arbeit aus, verschwinden ganze Berufszweige, ohne dass genügend neue Jobmöglichkeiten geschaffen werden?“
Sozialpartnerschaft sichert sozialen Frieden
Bischof Dr. Scheuer ging auch auf die Sozialpartnerschaft ein: „Kooperation im politischen Willensbildungsprozess sichert auch in Zukunft den wirtschaftlichen Erfolg und den sozialen Frieden in Österreich. Sozialpartnerschaft beruht auf der Überzeugung, dass die Partner die zukünftigen Herausforderungen gemeinsam bewältigen können, indem sie das Verbindende über das Trennende stellen. Zusammenarbeit wird als Wert verstanden.“
Nachhaltiges Wirtschaften
Abschließend hielt der Bischof – unter Hinweis auf Keynes „Economic Possibilities for our Grandchildren“ – ein Plädoyer für nachhaltiges Wirtschaften. Der Blick auf die kommenden Generationen sind Aufgabe und Ziel der Wirtschaft. „Es geht um Nachhaltigkeit, es geht um das Gleichgewicht von monetären, sozialen und ökologischen Zielen. Die heutigen Ansprüche müssen erfüllt werden ohne die Möglichkeiten der künftigen Generationen negativ zu beeinflußen.“ Das bedingt einen guten Umgang mit Rohstoffen, einen guten Umgang zwischen den Generationen, aber auch einen guten Umgang mit den Sozialsystemen. „Kurz gesagt: Bei allem was gemacht wird, soll man mit gutem Gewissen den Enkeln in die Augen schauen können.“
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