„Auch pflegende Angehörige können in ein Burnout fallen"

Michaela Böheim und ihr Team betreuen Demenzpatienten und deren Angehörige am Kepler Universitätsklinikum Linz. | Foto: KUK NMC
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Erinnerungslücken, Denkaussetzer, vergessene Kleinigkeiten hier und da. Der Beginn einer Demenz erfolgt meist schleichend. Laut aktuellen demographischen Prognosen wird die Anzahl der Demenzkranken in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Damit steigen auch die Anforderungen an professionelles Pflegepersonal sowie pflegende Angehörige. Um den Umgang zwischen Patienten und ihren pflegenden Familienmitgliedern zu verbessern, gibt es in der Klinik für Neurologisch-Psychiatrische Gerontologie Tagesklinik des Kepler Universitätsklinikums (ehemals Wagner-Jauregg) seit 2015 ein besonderes Angebot. Die „Edukative Angehörigen-Sprechstunde" unterstützt Angehörige und hilft bei der Situationsbewältigung. Michaela Böheim hat das Konzept entwickelt.

Eigene Bedürfnisse fördern
„Man kann als pflegender Angehöriger genauso in ein Burnout fallen", sagt Böheim, die Koordinatorin der Gerontologie Tagesklinik. Früher hätten sich vor allem Hausfrauen zuhause um gebrechliche oder kranke Verwandte gekümmert - heute sind fast alle selbst berufstätig. Dadurch entstehe für viele Menschen eine Doppelbelastung, wenn sie sich neben Job und Kindern auch noch um ihre Angehörigen kümmern müssen, so Böheim. Damit die Betroffenen nicht selbst zu kurz kommen, will Böheim mit ihrer edukativen Angehörigen-Sprechstunde Hilfestellung leisten. Im Mittelpunkt der Beratung stehen die Probleme der pflegenden Angehörigen. Ziel ist unter anderem Hilfe zur Selbsthilfe: die eigenen Bedürfnisse beachten und zu fördern. Denn: „Nur wenn es den Angehörigen selbst gut geht, kann sich auch der Zustand der Patienten bessern", weiß Böheim. Neben der Behandlung in der Klinik sei deshalb auch die Pflege in den vertrauten, eigenen vier Wänden besonders wichtig.

Ein häufiges Problem in der Angehörigenpflege ist laut Böheim mangelndes Wissen seitens der Verwandten. Gerade bei Demenz herrscht viel Unwissen über die Erkrankung. „Viele Betroffene schämen sich für ihre Vergesslichkeit oder fühlen sich von ihren Familien bevormundet. Deshalb ist es wichtig, offen darüber zu kommunizieren", weiß Böheim. In der Sprechstunde werden daher auch fachliches Wissen sowie der richtige Umgang mit Menschen mit Demenz vermittelt.

„Selbstschutz ist wichtig"
Ziel des Angebots ist, die Beziehung zwischen Patienten und ihren Angehörigen zu verbessern. Aber auch die Pflegefachkräfte entwickeln während der Behandlung meist eine tiefere Bindung zu ihren Klienten und profitieren vom zwischenmenschlichen Kontakt. Einerseits könne dadurch noch besser auf jeden Einzelnen eingegangen werden, so Böheim. Andererseits habe die persönliche Beziehung zu den Patienten auch Schattenseiten: „Man muss eine Grenze ziehen können. Selbstschutz ist wichtig, um die Belastung nicht mit nach Hause zu nehmen."

Derzeit werden zwölf Patienten von Michaela Böheim und ihrem fünfköpfigen Team in der Tagesklinik für Neurologisch-Psychiatrische Gerontologie betreut. Die edukative Angehörigen-Sprechstunde ist für die pflegenden Angehörigen kostenlos und wird äußerst positiv angenommen. Für Böheim ist denkbar, dass das Konzept in Zukunft auch von anderen Einrichtungen übernommen wird. Mehr Informationen zur Tagesklinik sowie der edukativen Angehörigen-Sprechstunde erhalten Sie unter Keplerklinikum.at oder unter michaela.boeheim@gespag.at

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