(Geheim-)Tipp Sehenswürdigkeit
Der "Eiserne Wehrmann"

- Rita Stöckl ist die stellvertretende Kustodin im Lungauer Museumsverein Tamsweg. Sie hat uns den „Eisernen Wehrmann“, oder landläufig auch der Nagelsamson von Tamsweg, oder auch der „G’nagelte Samson“ gezeigt.
- Foto: Peter J. Wieland
- hochgeladen von Peter J. W.
Man nennt ihn den „Eisernen Wehrmann“ oder landläufig auch den Nagelsamson und er steht im Rathaus in Tamsweg, das per se ein historisches Kunstobjekt ist und sich zeitgenössisch immer wieder als Galerie für heimische Kunstschaffende versteht.
TAMSWEG. Hunderte wenn nicht gar Tausende Leute sind bereits geschäftigen Schrittes an ihm vorbei gegangen. Die meisten von ihnen wohlwissend, dass er da ist, aber die wenigsten kennen seine Herkunft und Geschichte. Die Rede ist vom „Eisernen Wehrmann“ oder landläufig auch der Nagelsamson von Tamsweg oder auch der „G’nagelte Samson“, genannt. Rita Stöckl, die stellvertretende Kustodin im Lungauer Museumsverein Tamsweg – sie ist auch Gemeindevertreterin – hat ihn uns gezeigt und ein wenig über ihn berichtet.
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Wer spendete, der durfte ihn benageln
Sein Platz ist im ersten Stockwerk des Rathauses. Gebaut ist er aus Holz. Seine Geschichte ist diese: Als nach Beginn des Ersten Weltkrieges (1914-1918) viele Kriegswaisen und -witwen zu beklagen waren, mussten diese versorgt werden. Da die staatlichen Hilfen oft nicht reichten, stifteten Margot Gräfin Szapary und Marianne Baronin von Buddenbrook eine Benagelungsfigur, die vom gebürtigen St. Margarethener Bildhauer und Priester Josef Mühlbacher geschaffen worden war: Der „Eiserne Wehrmann“. Dieser wurde am Marktplatz in Tamsweg aufgestellt und Ende Oktober 1915 zur Benagelung freigegeben. Die Idee dahinter war jene: Je nach Spendenhöhe durften die Geber kleinere oder eben auch größere Nägel einschlagen. Diese unterschiedlich großen Nägel sind heute noch gut zu sehen. Die Hilfsbereitschaft war sehr groß: Am ersten Tag der Benagelung wurden umgerechnet 1.600 Euro erlöst worden. In Summe waren es am Ende der gesamten Benagelungsphase rund 19.000 Euro. Der Erlös kam den Weltkriegs-Witwen und -Waisen im Lungau zugute. Weil er aus Holz und daher nicht besonders witterungsbeständig ist, wurde der Nagelsamson nach der Benagelungsphase in das Rathaus hinein verlegt.
Zu besichtigen im 1. Stock
Grundsätzlich kann der Eiserne Wehrmann während der Rathaus-Öffnungszeiten besucht und besichtigt werden. Derzeit ist dies wegen der Corona-Vorschriften freilich nicht so ohne Weiteres und locker möglich. Wer allerdings zum Beispiel sowieso schon einen Termin im Rathaus hat, etwa beim Bürgermeister, dessen Amtszimmer sich im zweiten Stockwerk befindet, der muss unweigerlich ja ohnehin am Nagelsamson vorbei. Ein Blick darauf – nun wissend um seine Herkunft und Historie – lohnt sich also bestimmt. Er – der Eiserne Wehrmann – ist nämlich eine echte (Geheim-)Tipps-Sehenswürdigkeit in Tamsweg.

- Auf seinem Weg ins Büro hält Bürgermeister Georg Gappmayer manchmal inne und genießt für eine paar Augenblicke die Werke der Künstlerin Resi Innerhofer. Ihre Kuh-Bilder sind derzeit im Rathaus ausgestellt.
- Foto: Peter J. Wieland
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Das Rathaus: ein "guter Stall" für Kunst
Bei der Gelegenheit kann man übrigens auch gleich die aktuell ausgestellten Bilder genießen. Das Rathaus versteht sich neben seiner Amtsfunktion – das ist freilich das Hauptsächliche – nämlich auch seit Jahren als Galerie für heimische Kunstschaffende. Derzeit sind im Rahmen der sogenannten Serie „Kunst im Rathaus“ Werke einer aus Wölting Stammenden, die nun Bäuerin und studierte Künstlerin im Pinzgau ist, zu sehen: Resi Innerhofer heißt die Künstlerin. Ihre Ausstellung trägt den Namen "Ku(h)nterbunt“. Das Hauptmotiv von Innerhofers ausgestellten Exponaten sind Kühe. Zur Eröffnung konnte laut Bürgermeister Gappmayer wegen Corona keine öffentliche Vernissage stattfinden; im Juni – solange hängen die Kuhbilder noch, strebe man allerdings eine öffentliche Finissage, im Juni, als Abschlussveranstaltung an.
Das Rathaus: ein historisches Kunstwerk per se
In Sachen Kunst, Kultur und Heimatgeschichte spielt es sich im Rathaus-Inneren also recht ab: zu bestaunen gibt es vieles. Das alte Gemäuer könnte aber noch viele Geschichten und Anekdoten erzählten, könnte die Wände sprechen. Das Bauwerk ist nämlich eine Sehenswürdigkeit per se. Seine Geschichte beginnt im Jahre 1480. Im Jahre 1545 erfolgte der Umbau in die heutige Gestalt des mittlerweile denkmalgeschützten Hauses. Bis 1895 war es ein Wirts- und Handelshaus unter wechselnden Besitzern. Seither ist es das Rathaus von Tamsweg.
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