AK-Studie
Keine Kleinkindbetreuung fast in Hälfte von Lungaus Gemeinden

Bei einem Redaktionsbesuch der RegionalMedien Salzburg, Geschäftsstelle im Lungau: Bernhard Kendlbacher (AK-Bezirksstellenleiter in Tamsweg/Lungau, li.) und Peter Eder (Präsident AK Salzburg, ÖGB-Landesvorsitzender). | Foto: Peter J. Wieland
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Bei der Kinderbetreuung gibt es nach wie vor zahlreiche Baustellen, wie eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer zur Situation in der Kinderbildung und -betreuung zeige.

SALZBURG. Anlässlich des neuen Kindergartenjahres präsentierte die Arbeiterkammer (AK) Salzburg ihre aktuelle Studie zur Situation in der Kinderbildung und -betreuung. Die Expertinnen und Experten der AK kamen zum zentralen Ergebnis, dass bei den „Baustellen“ der vergangenen Jahre "so gut wie nichts" weitergegangen sei, es seien sogar neue Probleme hinzugekommen. Die elementare Kinderbildung und -betreuung im Bundesland Salzburg sei – so die AK Salzburg – "weiterhin stark ausbaufähig". Das sei die zentrale Erkenntnis aus dieser aktuellen Studie im Erhebungsjahr 2021/2022.

„Die Misere ist kein Naturgesetz. Die Politik kann gegensteuern – sie muss allerdings endlich aktiv werden.“
Peter Eder, Präsident AK Salzburg, ÖGB-Landesvorsitzender

„Zu Versorgungslücken, niedrigen Betreuungsquoten, hohen Preisen sowie Öffnungs- und Ferienschließzeiten, die kaum mit den Bedürfnissen der Eltern vereinbar sind, kommt der Personalmangel, der bereits zur Schließung einzelner Gruppen geführt hat“, fasste es Salzburgs AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder zusammen. „Unsere Ideen, Konzepte und Vorschläge liegen auf dem Tisch. Jetzt sind die politisch Verantwortlichen gefordert, diese umzusetzen“, meinte Eder.

AK: Nur knappes Viertel der Unter-Drei-Jährigen in Betreuung

Was viele Eltern mit Kleinkindern aus eigener Erfahrung wüssten, bestätigte sich Es bestätigt sich schwarz auf weiß. Um einen Krabbelgruppenplatz zu ergattern, braucht es laut den Erkenntnissen der AK Salzburg oft viel Glück. Nur 24,3 Prozent der unter Drei-Jährigen würden institutionell betreut, damit liege Salzburg weit unter dem Bundesschnitt von 29,1 Prozent. Der Schnitt werde dadurch gedrückt, dass es in jeder neunten Gemeinde gar keine Kleinkindbetreuung gibt. Kein Angebot gibt es laut der AK in in 46,7 Prozent der Gemeinden im Bezirk Tamsweg, in 5,4 Prozent der Gemeinden im Bezirk Salzburg-Umgebung, in zwölf Prozent der Gemeinden im Bezirk St. Johann und in 7,1 Prozent der Gemeinden im Bezirk Zell am See.

AK: Betreuung oft nicht mit Arbeitswelt vereinbar

Für Kopfzerbrechen bei vielen Eltern sorge die Tatsache, dass 58,4 Prozent aller Einrichtungen im Bundesland die Kriterien des Vereinbarkeitsindikators für Familie und Beruf laut der AK Salzburg nicht erfüllen. Sie seien nicht mit einem Vollzeitjob vereinbar, weil sie zum Beispiel keine berufsfreundlichen Öffnungszeiten anbieten oder mehr als fünf Wochen im Jahr geschlossen sind.

AK: Hohe monatliche Kosten

Eine zusätzliche Herausforderung würden die hohen monatlichen Kosten darstellen. Bei Krabbelgruppen betrugen diese laut den Angaben der AK Salzburg im Schnitt 300 Euro, bei Kindergärten 95 Euro, bei alterserweiterten Gruppen 175 Euro und bei Horten 90 Euro. Dazu würden sich noch Kosten für ein Mittagessen in der durchschnittlichen Höhe von 3,2 Euro pro Tag und Kind adieren. Die herangezogene Datenbasis bildete hier das Kindergartenjahre 2018/2019.

Personalmangel

„Zu diesen bereits länger bekannten Herausforderungen in der Branche kommt der immer massivere Personalmangel“, sagte AK-Frauenreferentin und Studien-Autorin Ines Grössenberger. „Dieser führt dazu, dass im kommenden Jahr nicht alle Plätze vergeben werden können.“ AK-Präsident Eder ergänzte: „Die Misere ist kein Naturgesetz. Die Politik kann gegensteuern – sie muss allerdings endlich aktiv werden.“ Um ausreichend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen und halten zu können, brauche es aus Sicht von AK-Expertin Grössenberger eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit einer "angemessenen" Entlohnung, "ausreichende" Vorbereitungszeiten, mehr gruppenarbeitsfreie Zeit, eine Aufwertung der Zusatzkräfte zu pädagogischen AssistentInnen sowie einen Ausbau aller Ausbildungsschienen.

Kindergarten (Symbolfoto). | Foto: Peter J. Wieland
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„Was die Erweiterung des Angebots betrifft, müssen ebenfalls alle an einem Strang ziehen. Was möglich ist, zeigen in Salzburg die Sozialpartner Arbeiterkammern (AK) und Wirtschaftskammer (WK) mit der Beratungsstelle ,Betriebliche Kinderbetreuung‘ vor. Hier hilft die One-Stop-Shop-Beratung betriebliche Kinderbetreuung auszubauen“, meinte Grössenberger.

AK: Situation der Frauen verbessern

AK-Präsident Peter Eder appellierte im Zuge der aktuellen AK-Studien-Präsentation auch an die zuständige Politik "endlich" zu handeln und die Situation vor allem auch der Frauen zu verbessern: „Nach wie vor werden viele Mütter insbesondere in den südlichen Bezirken vor die Wahl gestellt, ob sie aus dem Erwerbsleben kurz- bis mittelfristig aussteigen oder ihr Arbeitsvolumen oft dramatisch reduzieren – mit negativen Auswirkungen auf die weitere Berufslaufbahn, Einkommensverlusten für die Familie, eine höhere Armutsgefährdung und eine mangelnde eigenständige Pensionsabsicherung. Die Politik hat es in der Hand dies zu verhindern.“

Forderungen der AK Salzburg

Die AK Salzburg fasste ihre Forderungen an das Land Salzburg wie folgt zusammen:

  • Rascher und qualitätsvoller Ausbau von elementaren Bildungseinrichtungen und Ganztagsschulen.
  • Ausbau und Förderung von betrieblichen Kinderbetreuungsangeboten.
  • Rechtsanspruch auf einen professionell geführten und kostengünstigen Platz in einer elementaren Bildungseinrichtung.
  • Kostenfreier Zugang zu elementaren Bildungseinrichtungen bis 2025.
  • Abstimmung mit den Anforderungen an die elterliche Arbeitswelt.
  • Verlässliche Öffnungszeiten insbesondere in den Ferienzeiten.
  • Personalmangel entgegenwirken.
  • Mehr gruppenarbeitsfreie Zeit, um der Vielzahl der zusätzlichen verpflichtenden Aufgabenfelder der Pädagoginnen und Pädagogen gerecht zu werden.
  • Planbare Arbeitszeiten und mehr Personal.
  • Kleinere Gruppengrößen und bessere Betreuungsschlüssel.
  • Aufwertung der Elementarpädagogik und bessere Bezahlung.
  • Verpflichtende, regelmäßige Fortbildung für alle Berufsgruppen in der Arbeitszeit.
  • Einheitliche Anstellungserfordernisse für Fachkräfte in der Elementarbildung.
  • Qualifizierungsangebote für Zusatzkräfte, um sie zu pädagogischen AssistentInnen auszubilden.
  • Wahlrecht der Eltern beim Ort der Kinderbetreuung – unabhängig vom Wohnsitz.
  • Förderung von Gemeindekooperationen.
  • Schaffung eines flächendeckenden Angebots an Ganztagsschulen, bei denen Unterricht und Freizeitphasen verschränkt sind.

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