„Alles ist möglich im unglaublichen Indien“

Sandra Lottermoser (hockend) mit ihren drei Mitreisenden, dem Tourguide und Schafhirten auf 4.000 Meteern Seehöhe in Aru. | Foto: Sandra Lottermoser
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  • Sandra Lottermoser (hockend) mit ihren drei Mitreisenden, dem Tourguide und Schafhirten auf 4.000 Meteern Seehöhe in Aru.
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Gastbeitrag Sandra Lottermoser: Namaste! Ich bin Sandra Lottermoser aus St. Veit und habe zusammen mit drei Freundinnen das letzte halbe Jahr in Indien verbracht – ein halbes Jahr in einem Land, das kontroverser nicht sein könnte. Wir erlebten winterliche Temperaturen im Norden und heiße Tage am Strand, Natur, die der unseren in Österreich sehr ähnlich ist, Steinwüsten, kahle Felsklippen und karibische Strände. Wir ritten auf 4.000 Metern Seehöhe auf Pferden und am Meeresspiegel mit Kamelen. Erlebten erschreckende Armut sowie reiche Tempel und Kultstätten.

Die Vorbereitungen
Bevor die Reise für uns am 10. Oktober 2010 begann, galt es einiges an Impfungen zu überstehen. Insgesamt ca. 400 Euro flossen in Tollwut-, Diphtherie- und Japanische Enzephalitis-Impfungen, die Malaria Prophylaxe und jede Menge Spritzen mehr, die wir heute, nach der Reise, nicht mehr alle über uns ergehen lassen würden. Da wir nur mit einem Rucksack reisten, musste dieser von hoher Qualität sein, in den ich das meiste Geld der Ausrüstung steckte. Ansonsten nahmen wir Berg-, Turnschuhe und Flip-Flops mit uns. An Kleidung für die unterschiedlichsten Klimazonen musste gedacht werden und der Regenschutz wurde zumindest etappenweise unser bester Freund. Die Reiseroute planten wir nicht. Lediglich die Ankunft in Delhi war für den 11. Oktober gebucht – denn etwas zu planen ist schwierig im langsamen und chaotischen Indien. Nach ca. zehn Flugstunden stiegen wir in der indischen Hauptstadt aus und wurden überrollt von Eindrücken, Gerüchen und Geräuschen, an die es sich nun zu gewöhnen galt.

Ankunft in Delhi
Heiß und schwül schlug uns die Luft mit ca. 30 Grad Celsius entgegen. Der Smog hing in der lauten Stadt und es stank. Ich als „Erst-Urlauberin“ in einem asiatischen Land fühlte mich überflutet von all den Reizen.
Das indische Leben spielt sich viel auf der Straße ab. Die Menschen kochen, essen und spielen, aber waschen sich und ihre Kleidung auch auf der Straße, wo Händler ihre Waren anbieten, die von Obst und Gemüse, Kleidung und Schmuck bis hin zu Fleisch reichen, das in der Hitze vor sich hingammelt und von Fliegen befallen wird. Im Straßenverkehr herrscht Anarchie. Schnell lernen wir, dass in Indien durchgehend gehupt und nicht auf andere Verkehrsteilnehmer geachtet wird. Gebremst wird nur für Kühe! Das angenehmste Fortbewegungsmittel in indischen Städten ist eindeutig die Rikscha, ein dreirädriges, von einem Menschen gezogenes Gefährt zur Personenbeförderung, das es auch als Motorrikscha gibt. Es kostete uns einiges an Überwindung damit zu fahren, denn die Rikschafahrer, selbst nur Haut und Knochen, hatten einige Mühe uns mitsamt Gepäck zu chauffieren. Am Abend ist die Haut schwarz vom Smog und wir müde vom Lärm.
Unsere Reise bringt uns mit einem Zug weiter Richtung Norden – wo das Klima kühler und ähnlich dem unseren im Herbst ist – in den Bundesstaat Uttarakhand nach Haridwar und Rishikesh, vegetarische und alkoholfreie Städte. Wir sehen einige Zeremonien und Waschungen am Ganges, dem heiligen Fluss, der in dieser Region das Gebirge verlässt und daher noch rein ist. Die Zugfahrt entpuppt sich als ähnlich unkonventionell wie das Leben in Delhi und wir lernen, dass man in Indien nicht jedem vertrauen kann. Beim Versuch eine Karte für den Zug zu kaufen, erklärt uns ein Inder, der Kartenschalter sei abgebrannt, aber er würde uns zu einem Bekannten ins Büro mitnehmen, der uns billige Tickets verkaufen könne. Natürlich war der Schalter nicht abgebrannt und die Zugtickets dort um einiges billiger. In der Bahn selbst herrscht ähnliche Anarchie wie im Straßenverkehr. Begrenzte Sitzzahl gibt es nicht, Inder hängen an den Türen und Fenstern und der Müll wird aus dem Zug geworden, um denselben sauber zu halten.

Die rauchfreie Stadt Shimla
Das Nächste Ziel, Shimla in Himachal war dafür umso sauberer und vom hygienischen Standpunkt her nicht mit Delhi zu vergleichen. In der rauchfreien Stadt, ist es ratsam einen Stock mit sich zu führen, nicht etwa für die steilen Aufstiege zu den sehenswerten Tempeln und Ruinen, sondern um die aggressiven Affen abzuwehren, die immerzu auf Futter aus sind. In den Nächten wird uns geraten die Fenster geschlossen zu halten, da die frechen Affen keine Gelegenheit auslassen, Touristen zu berauben. Die Unterkünfte sind, je nach Preisklasse, oft sehr spärlich eingerichtet, meist dienen einfache Pritschen als Schlaflager, oft gibt es keinen Strom und meist nur kaltes Wasser. Unsere Reise führt uns mit dem Bus weiter in den Bundesstaat Kashmir nach Srinagar. Die Busfahrten sind wahre Geduldsproben. Für eine Strecke von 100 Kilometern benötigt man in Indien schon mal drei Stunden. Gefahren wird grundsätzlich nicht schneller als 50 maximal 60 km/h. Und auch hier gilt: Alles darf rein was Platz hat. Gesessen wird manchmal auch auf dem Armaturenbrett des Fahrers und am Busdach. Die Straße in Kashmir ist kurvig und gefährlich und auch die Fahrbahnverhältnisse im Gebirge sind schlecht.

Kein Toilettenpapier in Aru
In Kashmir werden wir von bewaffneten Soldaten empfangen, denn der Bundesstaat ist eine ständig umstrittene Region zwischen der Volksrepublik China, Indien und Pakistan. Ohne einen Tourguide, der uns zehn Tage lang begleitet und alles für uns organisiert, wäre diese Region zu gefährlich für uns Touristen. In Srinagar wohnen auf einem Hausboot und in Aru, ebenfalls ein Dorf in Kashmir, sehen wir uns erstmals mit dem Problem konfrontiert, kein Toilettenpapier kaufen zu können. Sind die WC-Gewohnheiten mit den „Hockklos“, ein simples Loch im Boden, für uns Österreicher ohnehin schon gewöhnungsbedürftig, können wir uns mit der indischen Gepflogenheit, den Hintern mit der Hand zu putzen und danach abzuwaschen, gar nicht anfreunden. Dazu verwendet der Inder ausschließlich die linke Hand, denn mit der rechten wird gegessen – alles eine Sache der Anpassung. Aber keine Sorge, sagt man uns immer wieder, denn „Everything is possible in incredible India“ – Alles ist möglich im unglaublichen Indien.

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