Die Kulturen treffen sich im Pöchlarner Schlosspark - oder leider doch nicht

In ihrer Liebe vereint: Habib Isik und die Pöchlarnerin Marlene Löb mit den Kindern Leonie und Manuel (links). Rechts: Religionsgemeinschafts-Vorsitzender Mehmet Isik und der wortgewandt-charismatische Fleischhauer Bülent Yasar.
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  • In ihrer Liebe vereint: Habib Isik und die Pöchlarnerin Marlene Löb mit den Kindern Leonie und Manuel (links). Rechts: Religionsgemeinschafts-Vorsitzender Mehmet Isik und der wortgewandt-charismatische Fleischhauer Bülent Yasar.
  • hochgeladen von Bezirksblätter Archiv (Michael Permoser)

PÖCHLARN (MiW). "Ich mag ja eigentlich keine Türken, aber du bist da anders! Du bist in Ordnung!", berichtet Bülent Yasar mit einem so lupenreinen Akzent, sodass man getrost meinen könnte, er stamme direkt aus einem Wiener Krätzl.
Lächelnd und augenzwinkernd fährt der seit 1970 in Österreich lebende Fleischhauer fort: "Keine Ahnung wie oft ich das gehört habe, aber ich bin doch gar nicht anders, die Leute haben ja nur mich gekannt und dachten, ich wäre jetzt eine Ausnahme."
"Alle in einen Topf werfen ist eben leichter als sich mit einer Kultur auseinander zu setzen und darüber nachzudenken, was uns alles verbindet, anstatt zu verurteilen, was uns unterscheidet", erklärt die Pöchlarnerin Marlene Löb.

Eine Liebe zweier Kulturen
So will es nun der Zufall, dass Marlene Löb mit Habib Isik, dem Sohn des Vorsitzenden der Islamischen Religionsgemeinschaft Niederösterreichs, Mehmet Isik, liiert ist.
Die Pöchlarnerin versteht nur zu gut, wie viel sich "Einheimische" und "Ausländer" zu geben hätten, wie auch Mehmet Isik bei einem im örtlichen Schlosspark stattgefundenen Fest zur Verständigung erklärt: "Wie viel wissen wir eigentlich voneinander? Wichtig ist, dass wir erkennen, dass es ein Miteinander statt einem Nebeneinander sein sollte, darum ist es dringend notwendig, uns gegenseitig besser kennenzulernen."
Mehmet Isik berichtet von insgesamt 57 islamistischen Vereinen, die sich in Niederösterreich um ein besseres Verständnis bemühen. Einer davon, der Verein "Abul Kadir Ceylani", versuchte erstmals in Pöchlarn, die einheimische Bevölkerung zum Kennenlernen einzuladen.
Mit nur bescheidenem Erfolg ...

Aller Anfang ist schwer
"Wir hätten es besser kommunizieren sollen", ist sich die islamische Gemeinschaft einig – nur wenige einheimische Gäste fanden sich ein, diese aber, wurden mit offenen Händen begrüßt.
"Gastfreundschaft wird in unserer Kultur groß geschrieben", stellt der aus Amstetten angereiste Ziya Caliskan fest: "Man freut sich auf Besuch und jede freundschaftlich Geste kommt wieder zurück!"
Das Ziel für die Zukunft ist, so Vorsitzender Mehmet Isik, "ein Fest für alle Menschen" zu veranstalten. Er wünscht sich einen "Tag der offenen Türe", bei dem sich die Kulturen näher kennenlernen können.
Mehmet Isik scheint sich sicher zu sein, woran das gegenseitige Verständnis scheitert: "Wir beginnen erst jetzt aktiv ein Kennenlernen entstehen zu lassen. In Vorarlberger und Tirol funktioniert das schon, in Niederösterreich zeigt man sich noch verhalten und schüchtern, wenn man aufeinandertrifft. Damit meine ich jetzt aber beide Seite: Die Türken und die Österreicher sind beide gleichermaßen schüchtern, dabei muss bloß eine Seite 'Hallo' sagen und schon würde es klappen."

Schwein, Schnitzel und Kebap
Recht gut bringt es der Fleischhauer Bülent Yasar auf den Punkt: "Wir sind uns ähnlich. Okay, der Islam isst kein Schweinefleisch, doch das Putenschnitzer'l ist für uns genauso eine köstliche Bereicherung wie zum Beispiel der Kebap für die Österreicher."
Erneut zwinkernd verrät der 46-jährige: "Wenn's kein Schwein sein soll, dann esse ich am liebsten Rinderbraten mit Serviettenknödel und Sauerkraut – sind wir jetzt echt so verschieden? Na' geh'! Sind wir wirklich nicht!"
Eben diese Liebe zum Essen wäre bereits ein guter Anfang für die Naschkatzen beider Nationen: "Man sollte unbedingt die 'Tulumba' und 'Baklava' genannten Blätterteig-Süßspeisen probieren", empfiehlt Mehmet Isik.
So schließt sich auch seine Pöchlarner Schwiegertochter Marlene Löb an: "Nicht zu vergessen sind auch 'Lahmacun' und 'Börek'."
Erste Speise darf man sich als mit Faschiertem und Gemüse gefüllte Palatschinken und zweitere Speise als Blätterteigtasche mit Schafskäse und Spinat vorstellen.
Es zeigt sich: Beim Reden und beim Essen, ja, da kommen die Leute zusammen.

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In ihrer Liebe vereint: Habib Isik und die Pöchlarnerin Marlene Löb mit den Kindern Leonie und Manuel (links). Rechts: Religionsgemeinschafts-Vorsitzender Mehmet Isik und der wortgewandt-charismatische Fleischhauer Bülent Yasar.
Derweilen noch unter sich: Die islamische Religionsgemeinschaft möchte sich den Einheimischen in Österreich näherbringen. Man will ein "Miteinander" statt einem "Nebeneinander". Für die Initiatoren steht fest, dass beide Kulturen voneinander lernen können und sich gegenseitig bereichern. Bloß die Schüchternheit muss abgelegt werden.

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