Ärztepool im Weinviertel
Die heilsamen 400
Ärzte ohne Namen: Nach konkreten Personen fragt man die Entscheidungsträger vergeblich.
WEINVIERTEL. Die Landeshauptfrau hat es schon vor Weihnachten angekündigt. Nun lud Patientenanwalt Gerald Bachinger zum runden Tisch. Schließlich sollen den Worten der Landeschefin auch Taten folgen.
Es geht um nichts weniger als die Gesundheitsversorgung der Niederösterreicher. Zahlreiche Kassenstellen im niedergelassen Bereich sind unbesetzt. Oft sind diese schon lange ausgeschrieben. In manchen Gemeinden spitzt sich die Situation sogar so weit zu, dass nun ein Ärztepool von rund 400 jungen Medizinern geschaffen werden soll, die diese unbesetzten Kassenstellen zumindest interimistisch besetzen sollen. Als Modellstädte wurden Mistelbach, Maissau und Gänserndorf auserkoren. "Die Regionen in denen mit dem Pilotprojekt gestartet wird, gehören zu den weniger gut versorgten. Sollte das Pilotprojekt gut anlaufen, ist eine Ausdehnung auf weitere schlecht versorgte Regionen Niederösterreichs gut vorstellbar", erklärt der Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich Harald Schlögel.
Wer sind sie?
Bleibt einzig die Frage: Wer sind diese Menschen, die nun das Gesundheitssystem retten sollen? Schlögel kann derzeit noch keine konkreten Namen nennen: "Der Ärztepool, der von einer Wiener Gesellschaft verwaltet wird, setzt sich derzeit vor allem aus Ärzten zusammen, die in Wien für den Ärztefunkdienst oder in Schnupfenboxen, Corona-Impfstraßen etc. gearbeitet haben. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Allgemeinmediziner, aber auch um Fachärzte aus Niederösterreich und Wien."
Notlösung
Langfristig wird man den Mangel an Kassenärzten aber anders handhaben müssen. Die Gebietskrankenkasse hält am bestehenden System fest, will es aber verbessern: "Schwerpunktmäßig sollen für Ärzte Angebote zur Zusammenarbeit mit anderen Ärzten (Job-sharing, Gruppenpraxis) und mit Angehörigen nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe (v.a. Primärversorgungseinheiten) aufgebaut werden."
Seitens der Ärztekammer muss man bereits mit mehr Studienplätzen ansetzen. "Es muss uns aber auch gelingen, die Absolventen im Bundesland zu halten und weitere dazu zu bringen, nach Niederösterreich zu kommen. Und die Tätigkeit als Kassenarzt muss so attraktiv sein", fordert Schlögl, "dass jene, die diese aktuell ausüben, unbedingt weitermachen wollen. Dazu könnten etwa der Wegfall von Leistungslimitierungen, Bürokratieabbau oder ein allgemeines Dispensierrecht - also das Recht, dass Ärzte verschreibungspflichtige Arzneimittel direkt an die Patienten abgeben dürfen - beitragen."
Viele junge Ärztinnen und Ärzte wollen darüber hinaus das unternehmerische Risiko, das beim Aufbauen und Führen einer eigenen Ordination besteht, nicht eingehen. Auch wird die Medizin immer weiblicher und Frauen leisten in unserer Gesellschaft nach wie vor den überwiegenden Anteil in der familiären Versorgungsarbeit. Für Ärztinnen ist es daher häufig sehr schwierig den großen Aufwand beim Führen einer eigenen Kassenordination mit den familiären Verpflichtungen in Einklang zu bringen.
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