Protest
Klimaaktivisten schütten schwarze Farbe auf Klimt-Gemälde in Wien
Aktivisten der Letzten Generation haben erneut mit einer Aktion in einem Wiener Museum protestiert. Jetzt wurde ein Klimt-Gemälde im Leopold Museum mit schwarzer, öliger Farbe beschmiert.
WIEN/NEUBAU. Der Klimaprotest in Wien hat sich definitiv von der Straße in die Museen gelagert. Nachdem die Klimabewegung "Letzte Generation AT" angekündigt hat, keine weiteren Straßenaktionen in diesem Jahr durchzuführen, gab es bereits seit September zwei Klebe-Aktionen in Wiener Museen (mehr dazu unten). Am Dienstag, 15. November, gab es auch den ersten Protest in einem Museum mit einer "Attacke" gegen ein Gemälde.
Um 11 Uhr haben Aktivistinnen und Aktivisten im Leopold-Museum im 7. Bezirk eine schwarze, ölige Flüssigkeit auf das Klimt-Gemälde "Tod und Leben" geschüttet. Danach hat sich einer der Aktivisten an das vorgeblendete Glas des Gemäldes festgeklebt.
Und den heutigen Tag haben die Klimaaktivisten offensichtlich nicht zufällig ausgewählt. Denn am Dienstag ist im Rahmen des "Leopoldi-Tags" der Eintritt frei – "powered by OMV". Auf BezirksZeitung-Anfrage sagte Museumssprecher Klaus Pokorny, dass ein Aktivist die Ölfarbe in einer Thermosflasche versteckt hat. Die zwei Aktivisten wurden rasch aus dem Raum gebracht und die Polizei wurde verständigt. Derzeit ist der Raum für Besuchende gesperrt.
Gemälde nicht beschädigt
Mit der Protestaktion fordert die "Letzte Generation" sinnvolle Sparmaßnahmen von der Regierung, etwa Tempo 100 auf der Autobahn. Der 30-jährige Ökonom Florian Wagner war einer der Aktivisten:
"Die Schönheit des Lebens auf der einen Seite, der wartende Tod auf der anderen. So malte Gustav Klimt vor über 100 Jahren ‘Tod und Leben’. Heute schlittern wir in eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes, weil wir wie Klimts Figuren die tödliche Bedrohung nicht wahrhaben wollen. Allen Warnungen zum Trotz droht uns 2022 ein neuer Weltrekord im Ausstoß von Treibhausgasen – wir stehen kurz davor, eine gefährliche Kettenreaktion im Klimasystem auszulösen, die uns für Generationen in eine lebensfeindliche Hölle aus Hitze, Dürre und Wetterchaos stürzt."
Mit von der Partie war auch der 24-jährige Student Lorenz Trattner. Bei der öligen Flüssigkeit handelt es um eine "ungiftige, unbedenklich für die Umwelt und leicht entfernbare" Farbe. Das Gemälde sowie die Rahmen seien unversehrt und die Farbe befindet sich auf dem davor angebrachten Schutzglas.
"Nach der ersten Bestandsaufnahme in Anwesenheit des Teams der Restaurierung konnte Entwarnung hinsichtlich eines Schadens am Kunstwerk und am Originalrahmen von Josef Hoffmann gegeben werden. Der Schaden am Glas und an der Sicherheitsrahmung sowie an Wand und Boden ist evident und erheblich", teilte das Museum am Nachmittag mit. Die Polizei und ein Rettungsdienst waren innerhalb kürzester Zeit vor Ort, heißt es.
Angriff auf Kunstwerke sei "der falsche Weg"
Museumsdirektor Hans-Peter Wipplinger sagte, dass das Anliegen der Klimaaktivisten berechtigt ist, jedoch der Angriff auf Kunstwerke "definitiv der falsche Weg um das angepeilte Ziel" sei.
"Museen sind bewahrende Institutionen und in diesem Sinne geradezu ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit. Kunst stiftet Identität; das Bewahren, Restaurieren, Dokumentieren und Präsentieren für eine kunstinteressierte Öffentlichkeit gehört zu den essenziellen Aufgaben musealer Institutionen, die wir mit Leidenschaft wahrnehmen. Museen sind Orte der Begegnung und des Diskurses um das kulturelle Erbe zu vermitteln und es für die nächsten Generationen zu sichern", sagte Leopold Museum-Direktor Hans-Peter Wipplinger.
Wipplinger appelierte an die Aktivisten andere Wege der Wahrnhemung der klimakritischen Menschenheitsherausforderung zu finden, die auch eine breite Öffentlichkeit von den berechtigten Anliegen nicht abschreckt, sondern sie zu Mitstreitern werden lässt, heißt es.
Video: Letzte Generation AT
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