Industrieviertel

Nachgefragt – wie viel Antisemtismus haben wir in Schulen?

Antisemitische Äußerungen eines Lehrers hatten weitreichende Folgen. War das die berühmte Ausnahme?

INDUSTRIEVIERTEL. Äußerungen wie "Tschusch", "Zigeuner" oder ähnliche Kränkungen von Ethnien mögen zwar verpönt sein, sind aber in unseren Klassenzimmern immer wieder einmal zu hören; meist aus Schülermündern.

Fall für Bildungsdirektion

In der AHS Neunkirchen soll sich jedoch ein erfahrener Pädagoge vor Schülern abfällig über die jüdische Bevölkerung geäußert haben. – Und das in Zeiten einer kriegerischen Auseinandersetzung im Nahen Osten. Der Fall beschäftigt aktuell die Bildungsdirektion Niederösterreich und werde noch überprüft. Vorerst wurde der "Herr Professor" aber suspendiert. Soweit, so schlecht.
Fritz Lengauer von der Bildungsdirektion zu der Causa: "Es wurde ein Dienstrechtsverfahren eingeleitet. Nähere Informationen zu einem laufenden Dienstrechtsverfahren kann ich aus datenschutzrechtlichen Gründen leider nicht geben."

Nachgefragt von Neunkirchen bis Schwechat

Die Entgleisung nahmen die BezirksBlätter zum Anlass in die Höheren Schulen im Industrieviertel ein wenig hineinzuhören, wie weit Antisemitismus in Schulen verbreitet ist. Um nicht einzelne Schulen bloßzustellen, die tatsächlich Probleme mit derartigen Fällen haben, lässt die Redaktion die Aussagen der Schulleiter anonym. Dennoch ergibt sich ein sehr stimmiges Gesamtbild aus der Nachfrage in Höheren Schulen in Wiener Neustadt, Baden, Mödling, Bruck/L. und Schwechat.
Die Thematik Antisemitismus "wird in unserem Unterricht eingebunden und besprochen", berichtet eine Direktion einer Höheren Schule in Wr. Neustadt und fügt hinzu: "Zum Glück gibt es bei uns aber keinerlei Vorfälle in dieser Richtung."

Gelegentliche Hakenkreuz-Zeichnungen

In einer AHS in Baden hat man "kleinere Vorfälle": "Es hat an der Schule erfreulicherweise bis jetzt keine derartigen offenen Äußerungen gegeben. Es besteht bei uns seit Jahren eine hohe Sensibilität hinsichtlich Antisemitismus." Allerdings komme es vor, dass einzelne Schüler – meist in 4. Klassen – einschlägige Anspielungen in Richtung Nationalsozialismus machen oder Hakenkreuze in Hefte zeichnen. "Dann wird die Problematik im Unterricht bewusst aufgegriffen und auch die Eltern zu einem Gespräch in die Schule eingeladen", so die Schulleitung.

Keine extreme Polarisierung

Aus einer Schwechater AHS heißt es, dass Diskussionen vor allem nun wegen des aktuellen Hamas-Israel-Konflikts geführt würden – aber im Unterricht: "Aus den Rückmeldungen, die ich von KollegInnen erhalten habe, verliefen dies Diskussionen aber immer in einem absolut vertretbaren Rahmen und habe vor allem zu keiner extremen Polarisierung innerhalb der SchülerInnenschaft geführt."

"Im Auftrag der Direktion teile ich mit, dass uns derzeit keine Situationen bekannt sind."

Knappest reagierte eine Höhere Schule aus Mödling auf die BezirksBlätter-Anfrage zum heiklen Thema Antisemitismus an Schulen: "Im Auftrag der Direktion teile ich mit, dass uns derzeit keine Situationen bekannt sind."
Nur eine AHS aus dem Bezirk Bruck/Leitha schaffte es bis dato nicht, darzulegen, ob und wie schlimm das Thema Antisemitismus/Rassismus in der Schule ist.

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