Damals in der Zeitung
Rowdy Manieren wie in Chicago
Vor 50 Jahren am 06.12.1968 im Schwarzataler Bezirksboten.
BEZIRK NEUNKIRCHEN. 16. November, 15 Uhr 10: Der 15-jährige Peter Toth streift in der Nähe des Forum-Kaufhauses in Wiener Neustadt an den 16-jährigen, schon für das Erziehungsheim vorgemerkten Gerhard Weinzettl aus Föhrenau. Er entschuldigt sich. Weinzettl, der weit größer und stärker als Peter ist, reagiert mit wüsten Beschimpfungen und schlägt auch sogleich zu. Der Bub flüchtet, wird eingeholt, abermals prasseln Schläge auf ihn nieder. Leute sehen zu, kümmern sich aber nicht darum.
Peter kann sich ein zweites Mal losreißen und rennt davon. Beim Riha kann ihn Weinzettl wieder stellen. Er hält den schmächtigen Burschen mit einer Hand, mit der, anderen holt er weite aus - und dann liegt Peter auf dem Boden. Noch immer greift niemand ein.
Der Rowdy trifft Anstalten, den Liegenden durch Tritte zu verletzen. Zufällig kommt Dr. Hawel dazu, ein bekannter Arzt, und erst dieser, obwohl dadurch auch gefährdet, wie sich zeigte, wirft sich dazwischen. Er muss sehr energisch werden, um Weinzettl abzuschrecken, der auch ihn angreifen will. Die Passanten schenken der Sache wenig Aufmerksamkeit. Hilfe leistet keiner.
Wäre nicht plötzlich ein Polizist zur Stelle gewesen, wer weiß, ob sich nicht auch Dr. Hawel, der als einziger Mut zeigte, zu wehren gehabt hätte. Sein Eingreifen hat womöglich dem Peter Toth eine schwerere Verletzung erspart. Alle anderen, die zusahen, haben gezeigt, dass sie auch im „Dschungel“ von Chicago existieren könnten nach dem Gebot: Wenn auch ein anderer stirbt, was geht es mich an …
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