Peter zapft die Bäume an
Die Pecherei ist Peter Plochbergers Steckenpferd. Aus dem geernteten Harz sollen Kosmetikartikel entstehen.
BEZIRK NEUNKIRCHEN. Peter Plochberger ist äußerst naturverbunden. Vor einer Weile entdeckte er seine Liebe zur Pecherei. „Schon als Kind sind mir beim Wandern mit meinem Opa die angepechten Bäume aufgefallen. Leider werden die Zeitzeugen von damals immer weniger. Ich habe mich genauer über die Pecherei in Niederösterreich informiert, um das alte Handwerk, das die gesamte Schwarzföhrenregion – auch Ternitz – stark geprägt hat, neu aufleben zu lassen.“
Immaterielles Kulturerbe
Der 40-Jährige möchte auch interessierten Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen Einblicke in das nahezu vergessene Pecherhandwerk geben:
„Die Pecherei in Niederösterreich wurde 2011 sogar von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt.“
Das Arbeitsjahr eines Pechers
Sechs Bäume darf Plochberger am Ternitzer Kindlwald und in St. Johann anpechen. Der Landschaftsarchitekt: „Das Pecherjahr beginnt im Februar mit dem Entfernen der groben Rinde von ungefähr der Hälfte des Stammumfanges. Dann werden v-förmig zwei Kerben in das Holz geschlagen. In diese Kerben werden die Leitspäne eingeschoben, die das Harz in das darunter angebrachte Pechhäferl leiten.“ Zwischen April und September wird die Wundfläche ein- bis zweimal pro Woche jeweils um ein bis zwei Zentimeter erweitert. „Und damit die Harzkanäle erneut geöffnet“, so Plochberger. Ab Oktober wird das Scherrpech, also das auskristallisierte Harz, mit dem „Krickl“ von der Lachte abgeschabt.
Das Pecherwerkzeug ist schwer zu bekommen. Auch der Aufwand für etwas Harz ist enorm. Pro Jahr und Baum kann man mit durchschnittlich knapp drei Kilogramm rechnen. „Früher bearbeiteten die Berufspecher bis zu 5.000 Bäume, um davon ihre Familien ernähren zu können“, weiß der Ternitzer.
Heutzutage findet das Naturharz in biologischen Produkten wie zum Beispiel in giftfreien Holzschutzmitteln oder Mitteln zur Möbel- und Lederpflege Verwendung. Plochberger kann sich vorstellen das gewonnene Harz für Kosmetik-Produkte zu verwenden: „Zum Beispiel für Balsam.“ Das soll allerdings frühestens bis Herbst 2018 spruchreif werden.
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