Sperrstund' fürs Wirtshaus?
In unserem Bezirk gab es 2010 noch 111 Wirtshäuser, heute nur noch 78 und das Sterben geht weiter.
BEZIRK NEUNKIRCHEN (bs). Das gute alte Dorfwirtshaus mit Stammtisch und fixer wöchentlicher Schnapserrunde stirbt aus. Seit dem Jahr 2010 hat in Niederösterreich mehr als jedes zehnte Gasthaus seine Pforten für immer geschlossen. Ein BEZIRKSBLÄTTER „Lokal-Augenschein“ im wahrsten Sinne des Wortes …
Sperrstund' für immer
Seit 2010 machten 33 Wirtshäuser in unserem Bezirk den Zapfhahn für immer dicht. Gab es 2010 noch 111, so waren es 2015 nur noch 93 und heute sind noch 78 Gaststätten geöffnet. Ihnen stehen 70 Kaffeehäuser, 36 Restaurants, fünf Heurigenlokale und ebenso viele Gasthöfe mit maximal acht Gästebetten gegenüber.
Das Quirx mit der Nachfolge
Vor allem das Nachfolgeproblem belastet die Branche. "Viele haben die Ausbildung, wollen sich die schwere Arbeit aber nicht antun", weiß der Peischinger Dorfwirt und Bezirkswirtesprecher, Hannes Beisteiner. Aber auch gesundheitliche Gründe können die Nachfolge erschweren. Das wissen Anni und Adi Karl, die Betreiber des legendären Wirtshauses in Saubersdorf, das von der Familie Karl bereits in der dritten Generation Kundschaft von nah und fern anlockt. Die Nachfolgefrage stellt sich für das Wirtepaar Karl in drei Jahren, dann steht für Adi die Pension auf seiner Agenda. Einer der Söhne ist Elektrikermeister, der andere Koch und Kellner - zwar vom Beruf her prädestiniert, aber nach einer Operation ist unklar, ob er den elterlichen Betrieb übernnehmen wird. "Nix is fix. Bei uns ist alles in Schwebe", skizziert Adi Karl. "Bis 2021 finden wir eine Lösung." Der Karlwirt feiert heuer sein 90-jähriges Jubiläum, Großvater Karl machte sein Wirtshaus im Frühjahr 1928 auf.
Eiertanz um blauen Dunst
Der politische Eiertanz ums Nichtrauchergesetz ist ärgerlich, der Karlwirt hat aber den Vorteil, dass bei ihm Nichtraucher sogar einen eigenen Eingang haben, also niemand durch die Raucherstube gehen muss, wer nicht will. Ein totales Rauchverbot wäre allerdings ein großer Schaden. "Ein Raucherbereich ist wichtig, wenn der weg wäre, würden wir viele Gäste verlieren, die nach der Arbeit auf ein Getränk vorbeikommen und eine Entspannungszigarette rauchen wollen. Die würden schon sehr fehlen." Das Dorfwirtshaus von Wirtesprecher Hannes Beisteiner ist ab 1. Mai ein Nichtraucherlokal. Damit kann der Gastronom gut leben, da ein Raum für Raucher reserviert bleiben kann, so sieht es die aktuelle Regelung vor. Aber auch die Registrierkassenpflicht hat so manchen kleinen Betrieben das Licht ausgeknipst.
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