Autorinnen aus Weiden im Interview
Der Donauwalzer wird Weltraumhymne

- Bei der Buch-Präsentation mit Ehrengast Professorin Honorarkonsulin Birgit Sarata mit den Autorinnen Ingrid Schramm (li.) und Andrea Glatzer.
- Foto: Anatol Eschelmüller
- hochgeladen von Andrea Glatzer
Der Donauwalzer von Johann Strauss wird am 31. Mai - gespielt von den Wiener Symphonikern - ins Weltall übertragen. Passend dazu stellten die beiden Autorinnen Ingrid Schramm und Andrea Glatzer ihr neuestes Buch mit dem Titel "Johann Strauss – Die Ära des Donauwalzers“ im Dumbasaal des Musikvereins mit dem Wiener Männergesang-Verein und Ehrengast Birgit Sarata vor. Im Interview erzählen sie spannende Details über den Walzerkönig.
WEIDEN AM SEE. Die Autorinnen korrigieren in ihrem Buch einen nationalen Irrtum. Denn richtig ist: Mozart war kein Österreicher, Johann Strauss Vater kein Wiener, Johann Strauss Sohn wurde nicht als Wiener geboren und starb auch nicht als Wiener, nicht einmal als Österreicher.
Bezirksblätter: Wie entstand Ihre Idee ein Buch über Johann Strauss zu schreiben?
Ingrid Schramm: Ich wollte die goldene Statue aus dem Stadtpark zum 200. Geburtstag zum Leben erwecken. Johann Strauss Vater war zwar Ehrenbürger von Wien, aber er stammte aus der Leopoldstadt, die erst 1850 - ein Jahr nach seinem Tod - durch die Stadterweiterung zu Wien kam. Der Sohn wurde 1825 im Vorort St. Ulrich geboren, das erst 25 Jahre später zu Wien gehören sollte. Um seine dritte Frau Adele heiraten zu können, musste er Deutscher werden, denn im katholischen Kaiserreich Österreich konnte er von seiner zweiten Frau Angelika Dittrich nicht geschieden werden.
Andrea Glatzer: Scheidung deshalb, weil die Lili nach zwei Ehejahren mit dem jungen Direktor vom Theater an der Wien durchgebrannt ist. Ihre Sängerkarriere hat sie dann an den Nagel gehängt. Den Luxus, den sie sich mit dem steinreichen und weltberühmten Johann Strauss leisten konnte, gehörte ebenfalls der Vergangenheit an. Sie eröffnete im Kurort Bad Tatzmannsdorf ein Fotostudio, brachte sich mit Gelegenheitsarbeiten durch und verstarb 1919 völlig verarmt.
Ingrid Schramm: Zurück zu Adele. Sie hieß bereits "Strauß" durch ihren ersten Ehemann, aber sie wollte die "echte Frau Johann Strauss" werden und er erfüllte ihr diesen Wunsch. Dafür bezahlte sie einen teuren Preis, denn Johann Strauss hat sie über seinen Tod hinaus zur Treue gezwungen. Wenn sie nochmals geheiratet oder sich auf eine Affäre eingelassen hätte, dann hätte sie das gesamte Erbe, das ihr Strauss vermacht hatte, eingebüßt.
Bezirksblätter: Sie erzählen in ihrem Buch auch über den Konkurrenzkampf zwischen Vater und Sohn?
Andrea Glatzer: Professor Dr. Eduard Strauss, der Urgroßneffe von Johann Strauss, hat uns im Interview vom Rosenkrieg in der Familie Strauss erzählt. Johann Strauss Vater hatte neben seiner Frau Anna eine Geliebte, die kurz nach der Geburt des jüngsten ehelichen Sohn Eduard, eine Tochter zur Welt brachte. Vater Strauss wollte verhindern, dass seine Söhne Johann und Josef Musiker werden. Um nach dem Auszug ihres Mannes aus dem gemeinsamen Haushalt finanziell unabhängig zu werden, forderte die Mutter ihren Ältesten auf, sein Bankstudium abzubrechen und Berufsmusiker zu werden. Am gleichen Tag, als er um Bewilligung im Rathaus ansuchte, reichte die Mutter beim Zivilgericht die Scheidung ein. Danach steuerte der Sohn zielstrebig auf sein Debüt - am 15. Oktober 1844 im Casino Dommayer - zu, und hatte Erfolg.
Bezirksblätter: Sie erwähnen auch Handlungsstränge zum Burgenland?
Ingrid Schramm: Im Burgenland spielt Johann Strauss immer eine große Rolle, denken wir nur an seinen "Zigeunerbaron". Es war die erste Operette, die bei den Mörbischer Seefestspielen unter dem Intendanten Herbert Alsen im Sommer 1957 aufgeführt wurde. Auch der höchst erfolgreiche Festspiel-Intendant Harald Serafin kommt in einigen selbsterlebten Anekdoten im Buch vor. Das Buch ist übrigens eine Anthologie. Ein Thema unserer Mitautorin Daniela Cravos widmet sich der Frage, warum Johann Strauss kinderlos blieb.
Andrea Glatzer: Der große Komponist und Pianist Franz Liszt - heute wäre er Burgenländer - war Zeitgenosse von Johann Strauss Vater und Sohn. Zu den Gemeinsamkeiten von Liszt und Strauss Sohn zählen ihre unabhängig voneinander unternommenen Musikreisen in den Orient. Beide standen im Freiheitskampf von 1848/49 auf der Seite der Revolutionäre.
In eigener Sache möchte ich noch erwähnen, dass unser Buch in den Buchhandlungen Knotzer in Neusiedl am See und Lesekistl in Gols erhältlich ist.
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.