Die Initiative "Courage jetzt" fordert eine geordnete Rettung Geflüchteter in Not
Matinee "Mut zur Menschlichkeit" in Andau
Andau Sonntagvormittag. Einen authentischeren Ort für die Matinee "Mut zur Menschlichkeit" hätte die Courage-Initiative von Katharina Stemberger gar nicht besser wählen können. Vor fast genau 65 Jahren wurde die Brücke von Andau zum Symbol der Menschlichkeit. Für 80.000 ungarische Flüchtlinge bedeutete sie 1956/57 das Ende ihrer Flucht.
ANDAU. Die dramatischen Flüchtlingsszenen von 2015 an der österreichisch-ungarischen Aussengrenze bei Nickelsdorf oder das Flüchtlingsdrama von Parndorf dürfen sich nicht mehr wiederholen, fordert die Initiative "Courage jetzt". Für die Initiatoren stellt die Brücke von Andau "eine der größten humanitären Leistungen unserer Zivilgesellschaft " dar. In einer Video-Botschaft begrüßte Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der auch den Ehrenschutz übernahm, die Gäste in der Hall of Legends am Weingut Scheiblhofer. Für das musikalische Rahmenprogramm sorgte Birgit Denk mit Band. Ö1-Moderator Bernhard Fellinger leitete die Talkrunde mit Diözesansprecher Dominik Orieschnig, AMS-Chef Johannes Kopf, Judith Kohlenberger, Migrationsforscherin an der WU Wien, Manuela Ertl von der Initiative "Train of Hope" sowie Christian Konrad, dem ehemaligen Flüchtlingskoordinator und Initiator der Allianz "Menschen.Würde.Österreich".
Geordneter Rettungsplan
Auf die Frage des Moderators Bernhard Fellinger an Christian Konrad über dessen Einschätzung, ob sich 2015 wiederholen könne: "Die Geschichte ist eine großartige Lehrmeisterin, aber die Menschen lernen nicht daraus".
Judith Kohlenberger, Migrationsforscherin an die WU Wien meinte, "dass unsere Zivilgesellschaft einmal mehr bereit sei, Verantwortung zu übernehmen." Sie präsentierte einen "geordneten Rettungsplan", um "auf gesicherten Aufnahmeplätzen in Österreich, Kinder oder ganze Familien zu versorgen und diese zu integrieren". Dies sei ein Konzept zur Schaffung geordneter Rahmenbedingungen zur Integration im Aufnahmeland Österreich auf der einen Seite und auf der anderen Seite eine Grundlage um den Menschen, die sich fragen: "Was hat das alles mit uns zu tun?" Antworten zu geben.
"Die Einforderung der Menschenrechte ist ein polarisierendes Thema", weiß Hannes Stickler, Diakon der Diözese Graz-Seckau, der sich neben seinem Brotberuf als Betriebsdirektor an der Klinik Diakonissen Schladming in der Seelsorge für Menschen in Not und sozialen Projekten erfolgreich engagiert. "Es sind immer zwei Geschichten: Die eine der Schutzsuchende und die Ängste der anderen. In der Coronapandemie haben wir das ähnlich: Geimpfte und Nichtgeimpfte. Daher ist die Bewußtseinsbildung unserer Gesellschaft so wichtig, um einer Spaltung entgegenzuwirken."
Mut zur Menschlichkeit
Für ihren unverzichtbaren Beitrag in der Zivilgesellschaft ausgezeichnet wurden mit einem "Courage Prix", eine Auszeichnung, die in fünf Kategorien vergeben wurde: Für "Gemeinde mit Herz" Gerhard Zapfl, Bürgermeister von Nickelsdorf, für "Nächstenliebe" die evangelische Pfarrerin Ingrid Tschank aus Gols und Bischof Ägidius Zsifkovis, die Ehrung nahm in Vertretung Diözesansprecher Dominik Orieschnig entgegen, für Bürgermeister mit Courage Kurt Fischer aus Lustenau und Andreas Babler aus Traiskirchen, für Willkommenskultur Manuela Ertl von der Initiative "Train of Hope", und für die Hilfe vor Ort Petar Rosandic von SOS Balkanroute und Doro Blancke - Flüchtlingshilfe refugee assistance. Die Ehrungen nahm Courage-Initiatorin Katharina Stemberger vor.
Um mit einem Zitat von Thomas Bernhard zu enden: "Jeder Mensch hat seinen Weg und jeder Weg ist richtig". Könnte auch "wichtig" heißen, um die Politik in ihre Verantwortung zu nehmen.
Courage - Mut zur Menschlichkeit
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