Wirtschaftskammer-Analyse
Bezirk Neusiedl als einziger mehr Kaufkraft

- Robert Frank und Georg Gumpinger von der Wirtschaftskammer präsentieren die Kaufkraftanalyse im Bezirk Neusiedl am See.
- Foto: WKB
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Seit dem Jahr 2009/2010 wird in regelmäßigen Abständen von drei bis vier Jahren von der Wirtschaftskammer die Kaufkraftanalyse Burgenland durchgeführt, so auch im Jahr 2022. Dabei werden die wichtigsten Kaufkraftkennzahlen im Bundesland, den Bezirken sowie den Bezirks-Vororten sowie den Handelsstandorten Parndorf und Pinkafeld einer genauen Analyse unterzogen.
BEZIRK NEUSIEDL AM SEE. Als einziger Bezirk im Burgenland gewinnt Neusiedl am See 2022 gegenüber 2019 bei der Kaufkraft-Eigenbindung.
Weiterhin Bevölkerungswachstum
Der Wohlstand des Einzelhandels eines Bundeslandes bzw. Bezirks hängt von einer Reihe von soziodemographischen und ökonomischen Rahmenbedingungen ab. Betrachtet man die wesentlichen Faktoren im gesamten Burgenland, so zeigt sich, dass die Bevölkerungs- und somit auch die Konsumentenbasis in den letzten 20 Jahren deutlich angestiegen ist (mehr als 7 Prozent Zuwachs). Auch in den nächsten Jahren (bis 2030) wird die Einwohnerzahl größer werden (ca. 3,5 Prozent Zuwachs).
Bezirk Neusiedl ist beliebter Wohnraum
Dieses Wachstum wird allerdings überwiegend im Nordburgenland erwartet. Dabei präsentiert sich der Bezirk Neusiedl am See als beliebter Wohnraum mit einem Bevölkerungswachstum von 17,5 Prozent gegenüber 2002. Noch viel deutlicher zeigen sich die Bevölkerungsgewinne im Bezirksvorort Neusiedl am See und dem bedeutenden Handelsstandort Parndorf mit hohen Wachstumsraten zwischen 40 und 50 Prozent in den letzten 20 Jahren.
Tourismus wichtig für Handel
Mit rund 2,5 Mio. Nächtigungen im gesamten Burgenland spielt der Tourismus auch für den Einzelhandel eine nicht zu unterschätzende Rolle. Und hier erweist sich die Region Neusiedler See mit mehr als 1,0 Mio. Nächtigungen im Jahr 2021 als bedeutender touristischer „Hot Spot“.
Kaufkraft von rund 351 Mio. Euro
Die gesamte einzelhandelsspezifische Kaufkraft (= Kaufkraftvolumen) im Bezirk Neusiedl am See umfasst im Jahr 2022 rund 351 Mio. Euro. Von dieser Summe verbleiben zwei Drittel in den Handelsbetrieben des Bezirkes. Ausschließlich aufgrund massiver Verkaufsflächenentwicklungen rund um Parndorf hat der Bezirk gegenüber 2019 an Kaufkraft-Eigenbindung dazugewonnen (+ 2,5 Prozent-Punkte).
Robert Frank, Regionalstellenobmann im Bezirk Neusiedl am See dazu: „Die Raumplanung ist das wichtigste Mittel, um die Flächenentwicklung zu steuern. Die vom Land veröffentlichte Gesetzesnovelle kommt viele Jahre zu spät. Es ist schön, wie sich der Bezirk entwickelt, wir haben aber auch immer wieder darauf hingewiesen, dass es Maßnahmen zur Stärkung der Ortszentren braucht.“

- Mittlerweile liegt Parndorf mit über 110 Tsd. m² Verkaufsfläche beinahe gleichauf mit dem Einkaufsraum Oberwart/Unterwart.
- Foto: Tscheinig
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Treue heimische Konsumenten
Am stärksten ausgeprägt ist dabei die „Treue“ der eigenen Bevölkerung (im Bezirk) bei den Gütern des „täglichen Bedarfs“ (= kurzfristige Bedarfsgüter) mit 79 Prozent der bezirksspezifischen Kaufkraft.
Internethandel wächst über alle Warengruppen
Bei den Kaufkraftabflüssen dominieren die starken Mitanbieterzentren in Niederösterreich, im Burgenland und in Wien sowie der hochdynamische Internethandel als die wichtigsten Kaufkraftempfänger aus dem Bezirk Neusiedl am See. Rund 50,5 Mio. Euro oder über 14 Prozent der Bezirkskaufkraft binden aktuell die „virtuellen“ Einkaufswelten. Seit 2009 hat sich dieser Abfluss in der Stadt Neusiedl am See prozentuell sogar verfünffacht. Dabei ist der Internethandel mit Ausnahme des Nahrungs- und Genussmittel-Sektors in allen Warengruppen des stationären Handels sowie bei allen Altersgruppen angekommen.
Wettbewerb zwischen Stadt Neusiedl und Parndorf
Insbesondere aufgrund des massiven Ausbaus in Parndorf auf der „grünen Wiese“ hat sich der innerregionale Wettbewerb zwischen der Stadt Neusiedl und Parndorf deutlich verschärft. Vor allem der Ausbau von großflächigen Handelsagglomerationen im Umfeld des Factory Outlet Centers haben den Einzelhandelsstandort Neusiedl geschwächt; und hier sowohl in der Innenstadt wie auch außerhalb davon.

- In der Neusiedler Innenstadt dominieren die Fachgeschäfte.
- Foto: Bochdalofsky
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Rückgang in der Stadtgemeinde
Im Gegensatz zur Bezirke-Entwicklung zeigt sich in der Stadtgemeinde Neusiedl 2022 zudem ein Rückgang der Kaufkraft-Eigenbindung. Bei einem Kaufkraftvolumen von 59 Mio. Euro verbleiben 66 Prozent im Bezirksvorort und somit weniger als beispielsweise im Vergleichsjahr 2016 (mit 70 Prozent gesamte Kaufkraft-Eigenbindung).
Fachgeschäfte in der Bezirkshauptstadt
Auf einer gesamten Verkaufsfläche von rund 36 Tsd. m² und mit rund 120 Verkaufsstellen präsentiert sich die Stadt Neusiedl am See vielfältig und mit einer hohen Dichte an unterschiedlichen Anbieterstrukturen ausgestattet. Dabei ist der Einzelhandel in der Stadtgemeinde nach wie vor stark von Fachgeschäften geprägt. Mit 73 Prozent der Verkaufsstellen liegt der Fachgeschäftsanteil relativ hoch, mit ausgeprägter Kleinteiligkeit bei den Geschäften in der Innenstadt.
„Verkaufsflächen-Kaiser“ Parndorf
Mittlerweile liegt Parndorf mit über 110 Tsd. m² Verkaufsfläche beinahe gleichauf mit dem Einkaufsraum Oberwart/Unterwart, dem verkaufsflächenstärksten Standort (113 Tsd. m² Verkaufsfläche im stationären Einzelhandel) im gesamten Burgenland. Mit über 250 Verkaufsstellen präsentiert sich Parndorf als Standort mit der höchsten Ladendichte im Burgenland, auch wenn der Großteil davon im Outlet-Center-Areal situiert ist.



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