Wir helfen
„Außer Dienst“: Prölls Leitfaden zum Aufhören

Foto: Römerland Carnuntum
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NIEDERÖSTERREICH. Persönlich, politisch und immer Pröll: Der Ex-Landeshauptmann gibt Einblicke in vier Jahrzehnte Politik.

Sie sind seit einem Jahr Schirmherr von „Wir helfen!“ Wie wichtig ist Ihnen diese Tätigkeit?
ERWIN PRÖLL: Das ist mir sehr, sehr wichtig. Und ich bin auch sehr dankbar, dass ich hier als Schirmherr dienen darf und etwas zurückgeben kann. Ich habe allen Grund dankbar zu sein, ich
habe ein herausforderndes Leben gelebt bis jetzt, ich habe ein glückliches Leben gelebt, und es ist auch in Zeiten wie diesen glaube ich eine wichtige Kategorie, Dankbarkeit zu verspüren. Und diese Dankbarkeit abzuarbeiten, das gibt mir diese Facette.

Ihr neues Buch „Außer Dienst“ schildert sehr plastisch die letzten 100 Amtstage mit Tagebuchaufzeichnungen. Es ist aber darüber hinaus quasi ein Leitfaden zum Aufhören ...
Genau so war es auch angedacht, als Leitfaden für jeden Mann und jede Frau, denn alle kommen einmal zur Situation aufhören zu wollen oder zu müssen. Wir alle denken: „Was kommt nachher?“.
Und in Wahrheit braucht das Aufhören eine große Portion Selbstdisziplin, vor allem wenn man voller Elan dabei ist, so wie ich es war.

Wann ist der Zeitpunkt, wo man dann selbst weiß, jetzt will ich nicht mehr?
Das ist ein Prozess, der in mir gereift ist. Und zwar das erste Mal, und das wird vielleicht überraschen, nach der Wahl 2008. Bei der Wahl haben wir 54,4 Prozent bekommen, fulminant. Dann in der halben Periode zu sagen „danke, das war's“ ist irgendwo auch ein kleiner Betrug am Wähler. Nach der Absoluten 2013 war mir aber klar – mit 72 (Anm.: nach der nächsten Periode) ist dann mal Schluss. Erstens, weil die Menschen sich an dir sattsehen. Zweitens, man muss erkennen, dass mit der Zeit auch neue Methoden in der Politik anbrechen. Und als sich Johanna Mikl-Leitner als Nachfolgerin herauskristallisiert hat, habe ich dann im Jänner relativ spontan entschlossen, abzutreten.

Sie haben aber auch an anderer Stelle überrascht und zwar indem Sie nicht Bundespräsident werden wollten.
Das hat emotionale Gründe. Was ich in der Öffentlichkeit an Zeit und Substanz gebraucht habe,
habe ich natürlich der Familie im Privaten nicht geben können. Und ich habe mich immer damit getröstet, ich werde, so Gott will, die Enkelkinder dafür entsprechend genießen. Es kommt schon einmal der Zeitpunkt, wo man an sich selber und die Familie auch denkt.

Es geht ja in dem Buch darum, wie man Nachfolger aufbaut, etwa Johanna Mikl-Leitner. Wie geht das richtig, ohne gönnerhaft zu wirken.
Mikl-Leitner hat eigentlich vom ersten Jahr meiner Tätigkeit als Landeshauptmann an meiner
Seite gearbeitet. Und natürlich, damals war überhaupt keine Rede davon schon Ausschau zu halten
nach irgendwelchen Talenten, die eines Tages, in Jahrzehnten, mir nachfolgen könnten. Aber wie bei
einem guten Bauern gilt: immer an die nächste Generation denken.

Also Freiräume lassen und Verantwortungen abtreten.
Verantwortung übertragen. Nicht ängstlich in der Personalpolitik umzugehen, sondern großzügig sein. Nicht immer nur auf die reine parteipolitische Facette zu blicken, sondern Ausschau halten.

Jetzt sitzen Sie politisch quasi erste Reihe fußfrei, wollen aber keine Zurufe machen. Kribbelt es nicht manchmal in Ihnen?
Wenn meine Frau und ich beim Frühstück sitzen und so die Zeitungen durchblättern, dann kommt das eine oder andere Mal mir ein Lächeln, das andere Mal ein Stirnrunzeln, das dritte Mal ein Kopfschütteln. Aber wenn das Frühstück absolviert ist, ist das schon wieder vorbei.

Rufen Sie aber an und teilen Ihre Meinung mit?
Nein, wer eine Meinung haben will, kennt meine Telefonnummer.

Das heißt, es läutet bei Ihnen.
Ja, das eine oder andere Mal habe ich Kontakt mit dem Bundeskanzler. Dann gibt es einen ehrlichen und intensiven Meinungsaustausch. Allerdings am Ende jedes Telefonats – oder jedes Gesprächs sage ich das dazu, was Andreas Maurer mir immer gesagt hat. Wörtlich: Ich sage es dir nur, entscheiden musst du selber, weil verantworten musst du es auch.

Zum Schluss noch ein „Teaser“. Warum brauche ich Ihr Buch?

Es ist ein Stück Zeitgeschichte, ein Stück Lebensgeschichte. Und ein Studienkollege hat mir vorgestern eine SMS geschickt: „Ich danke dir für dieses Buch, ich liege verletzt im Bett, habe begonnen zu lesen, ich bin so fasziniert, dass ich fast aufs Essen vergessen hätte.

Foto: Römerland Carnuntum
Erwin Pröll, NÖ Landeshauptmann a.D.

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