Interview mit Colin Jackson zum Wings for Life World Run

Foto: Red Bull
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Der internationale Sportdirektor dieser Veranstaltung ist der ehemals schnellste Mann der Welt über 110 Meter Hürden. Colin Jackson aus England war zweifacher Weltmeister, vierfacher Europameister, erlief eine olympische Silbermedaille und stellte bei der WM 1993 in 12,91 Sekunden einen Weltrekord auf, der bis zum Jahr 2004 Bestand hatte. Der vielseitig begabte Sportsmann hat noch eine weitere Leidenschaft. Er begeistert sich für schnittige Fahrten mit dem Skeleton und machte vor kurzem im olympischen Eiskanal in Innsbruck-Igls Bekanntschaft mit diesem Sportgerät.

Die BEZIRKSBLÄTTER baten Colin Jackson um ein Interview.

BB: Wie sind Sie zum Wings for Life World Run gekommen?
Colin Jackson: Ich habe vor einigen Jahren selbst einen Charity-Lauf in London namens „Go Dad Run“ veranstaltet. Anita Gerharter, Geschäftsführerin der Wings for Life-Stiftung, hat davon gehört und mit mir Kontakt aufgenommen.

BB: Ein ehemaliger Weltklassesprinter als Sportdirektor eines Langstreckenlaufs – war das nicht eher ungewöhnlich?
Jackson: In erster Linie hat mich der Grundgedanke der Stiftung Wings for Live sofort in den Bann gezogen. Jeder Mensch auf diesem Planeten kann von einer Rückenmarksverletzung betroffen sein. Man muss nicht aktiver Sportler sein – im Haushalt, im Autoverkehr und bei so vielen anderen Dingen kann trotz vieler Vorsichtsmaßnahmen etwas passieren. Durch einen eigenen, weltweiten Event einen Zugang zu finden und darauf aufmerksam zu machen, war sofort faszinierend. Als mir Anita Gerharter dann eröffnet hat, dass sie mich nicht nur als Botschafter für den Wings for Life World Run, sondern als Sportdirektor haben möchte, war ich aber schon überrascht.

BB: Die praktische Umsetzung mit so vielen Bewerben über den ganzen Erdball verteilt klingt nach viel Arbeit?
Jackson: Never ending work – aber eine sehr erfüllende Arbeit für ein brillantes Projekt ...

BB: ... wobei die Arbeit aber manchmal sicher auch ganz schön schwierig ist?
Jackson: Zweifellos! Wir müssen das System im wahrsten Sinn des Wortes am Laufen halten. Die Teilnehmer zahlen ja Geld für den guten Zweck ein und müssen dafür auch etwas geboten bekommen. Man muss bei einem solchen Projekt auf alles eine Antwort parat haben. Andererseits arbeiten so viele Menschen für ein gemeinsames Ziel. Es ist eine klare Botschaft an die ganze Welt, die überall verstanden wird.

BB: Die Botschaft des Bewerbs ist auch, dass man nicht 100 Kilometer laufen muss.
Jackson: Das ist ganz wichtig! Die Höchstdistanz können ja nur ganz wenige schaffen. Jeder soll laufen, so lange es geht, das persönliche Ziel jedes Einzelnen steht im Vordergrund, jede Distanz ist willkommen!

BB: Welche Distanz würde sich Colin Jackson zutrauen?
Jackson: 15 Kilometer wären mein Ziel – für einen Sprinter beinahe schon eine Marathondistanz! Aber noch einmal. Es ist kein 100-Kilometer-Lauf, sondern ein Event, bei dem jeder seine eigene Distanz laufen kann.

BB: Sie haben Ihre Aufgabe in einem Interview mit der Zeitschrift „Red Bulletin“ sehr treffend formuliert?
Jackson: Ja – und ich wiederhole das gerne: Ich will, dass am Ende alle unzufrieden sind – aber nicht mit der Organisation oder mit der Strecke, sondern mit der eigenen Leistung! Das würde nämlich bedeuten, dass sie nächstes Jahr wiederkommen!

BB: In Österreich ist St. Pölten Austragungsort des WFL World Run. Warum?
Jackson: Bei einer Befragung in 34 Ländern wurde St. Pölten von vielen vorgeschlagen. Die Gründe liegen auf der Hand. Es gibt eine wunderbare Strecke, mit Start am Sportzentrum Niederösterreich entlang von Schlössern und Seen, es ist die optimale Jahreszeit mit dem richtigen Klima – und nicht umsonst wurde der internationale Rekord mit 78,57 Kilometern durch Lemawork Ketema im Vorjahr in St. Pölten aufgestellt.

BB: Wird diese Bestmarke irgendwann einmal fallen?
Jackson: Wenn alles passt, ist es möglich – vielleicht in St. Pölten!

BB: Wie viele Teilnehmer waren im Vorjahr am Start?
Jackson: In St. Pölten wurden 7.000 Startplätze vergeben. International waren 52.000 Menschen gemeldet, rund 48.000 haben dann teilgenommen. Eine Lücke, die es zu schließen gilt. Wir würden gerne den Gedanken der Freunde- oder Familienwochenenden aufgreifen. Wenn zum Beispiel jemand in St. Pölten gelaufen ist, könnte man im nächsten Jahr ein Wochenende in einer anderen Stadt verbringen und dort am World Run teilnehmen. So gibt es Läufe in München, Verona oder Bratislava in nächster Nähe. Darüber hinaus ist es aber ein faszinierender Gedanke, dass jemand in St. Pölten läuft, Familienmitglieder oder Freunde aber zeitgleich in einem anderen Land. Man ist möglicherweise weit voneinander entfernt, läuft aber trotzdem gemeinsam für einen guten Zweck!

BB: Welche Rolle spielt jetzt aber der Skeletonsport?
Jackson: Skeleton ist in England unglaublich populär. Wesentlich dazu begetragen hat Amy Williams, die 2010 in Vancouver die olympische Goldmedaille im Skeleton gewonnen hat. Amy ist eine gute Freundin von mir, so hat sich das ergeben. Außerdem ist Innsbruck eine tolle Location, die man gesehen haben muss. Und dieser Eiskanal übt eine Faszination auf mich aus!

BB: Der Sprinter muss am Start doch Vorteile haben ...
Jackson (lacht): ... leider ist es noch nicht soweit – der Start erfolgt derzeit noch vom Stand aus, aber daran arbeiten wir hart!

BB: Zurück zum World Run: Welche Ziele hat man sich für die Zukunft gesteckt und wie lange werden Sie Sportdirektor bleiben?
Jackson: Die Zielsetzung ist auf viele Jahre ausgelegt. Wir möchten einen großen, globalen Event fest verankern und ich werde solange Sportdirektor sein, bis wir eine Teilnehmerzahl von 500.000 erreicht haben ...

BB: ... und wenn diese Zahl erreicht ist ...
Jackson: ... dann setzen wir uns vielleicht eine Million als Ziel – aber vorderhand ist eines wichtig: Es ist diese Begeisterung, etwas Gutes zu tun und ein Teil des Ganzen zu sein. Dafür brauchen wir übrigens nicht nur Läufer, sondern auch Helfer. In St. Pölten suchen wir noch 300 Volunteers, die dieses Erfolgsprojekt mittragen möchten. Wer sich dafür interessiert, findet im Internet unter www.wingsforlifeworldrun.com alle Informationen.

BB: Herzlichen Dank für dieses Gespräch und alles Gute für die Zukunft!

Foto: Red Bull
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