Arbeitsmarkt Niederösterreich
AMS-Chef: "Jobs müssen zur Person passen"
AMS-Chef Sven Hergovich erklärt, warum nicht jeder Arbeitslose kellnern kann. Das Gespräch führte RegionalMedien Niederösterreich Chefredakteur Christian Trinkl. Das ganze Interview siehst du im Video!
NIEDERÖSTERREICH. Der Corona-Schock ist vorbei, die Lage am Arbeitsmarkt ist viel besser als gedacht. Warum?
Das stimmt tatsächlich, die Lage am NÖ-Arbeitsmarkt ist viel besser, als wir es erwartet hätten. Hauptgrund ist der Nachholeffekt. Menschen, die in der Corona-Krise gespart haben, investieren jetzt, um ihre Häuser zu sanieren oder Güter und Dienstleistungen zu kaufen. Wir sind bei der Arbeitslosigkeit am niedrigsten Stand seit 2008.
Wie weit kann die Arbeitslosigkeit noch sinken?
Wir sprechen bei Arbeitslosenquoten zwischen einem und drei Prozent Vollbeschäftigung. Und in der Tat haben wir bereits Bezirke, wo wir dort sind.
Wir haben ja noch Arbeitslose, gleichzeitig suchen etwa die Wirte nach Kellnern. Verstehen Sie den Gedanken, dass das nicht zusammenpasst?
Ich hab Verständnis für beide Positionen. Aber was man schon sagen muss: 51.000 Arbeits-Aufnahmen sind eine große Leistung. Der Großteil der Arbeitslosen wünscht sich nichts sehnlicher, als wieder eine Arbeit anzunehmen. Dort wo es nicht klappt, scheitert es nicht am Willen, sondern der Job muss auch zur Person passen...
Es muss ja nicht der Job für die Ewigkeit sein, aber warum kann man nicht eine Saison kellnern? Zu naiv gedacht?
Wir haben im technischen Bereich unglaublich viele offene Stellen. Gleichzeitig würde ich als Beispiel Ihnen dort nicht helfen, weil ich zwei linke Hände habe. Der Job muss also schon zur Person passen.
Kommen wir noch auf ein Projekt von Ihnen: Psychische Betreuung für Arbeitslose. Warum engagieren Sie sich hier?
Weil viele sehr lange auf einen Kassenplatz warten müssen – und das verlängert die Dauer der Arbeitslosigkeit massiv. Wir bieten in unseren Arbeitstrainingszentren eine Psychotherapie an. Unsere These ist: Wir sparen uns am Ende Geld, weil die Investitionskosten kleiner sind als das gesparte Arbeitslosengeld.
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