Niederösterreichs Durchschnittsschuldner: Männlich, Ende 40, mit 90.000 Euro in der Kreide

Eine Reise nach Australien? Mit Kredit kein Problem. Ein überdimensionierter Fernseher? Ratenzahlung macht's möglich. Highspeed-Internet immer und überall am Laptop? Klar – für nur läppische 79 Euro im Monat bei 24-Monatsbindung.

Klingt alles super – bis der große Knall kommt. "Plötzliche Arbeitslosigkeit, zu hohe Konsumausgaben und die Trennung vom Partner sind die drei der Hauptursachen, warum Menschen überschuldet sind", erklärt Martin Lackenberger, Geschäftsführer der Schuldnerberatung NÖ, die zu 75 Prozent vom Land NÖ und zu 25 Prozent vom Arbeitsmarktservice finanziert wird. Sie hilft Menschen, die ohne Beratung nicht mehr weiter wissen. Und das kostenlos! Über 8.100 Fälle kamen so 2014 zusammen – und das im 25. Jahr des Bestehens der Einrichtung.

„Der Weg aus der Schuldenfalle ist alles andere als ein leichter, denn meist treffen mehrere schwierige Lebensereignisse zusammen, die schließlich dazu führen, Zahlungen nicht mehr Folge leisten zu können. Viele benötigen dann fremde Hilfe, um dauerhaft eine Sanierung der wirtschaftlichen und sozialen Situation zu erreichen“, so Landesrätin Barbara Schwarz.

2014, das Jahr der Entspannung in der Schuldenfalle

Im Jahr 2014 zeigte sich sowohl bei den sogenannten „Erstkontakten“ als auch den erfolgten Beratungsgesprächen wieder ein leichter Rückgang. Auch die Durchschnittsverschuldung der Klienten ist gegenüber dem Vergleichsjahr 2013 geringfügig niedriger und liegt nunmehr bei 78.841 Euro.

Der Grund für diese Entwicklung dürfte im veränderten Kreditvergabeverhalten der Banken zu suchen sein. „Trotz besserer Kennzahlen ist aber vor zu viel Optimismus zu warnen. Für viele ist derzeit die Lage nach wie vor sehr schwierig“, erklärt Landesrat Maurice Androsch.

Interessantes Detail: Männer sind in der Regel deutlich höher verschuldet als Frauen. Hier steht es 90.210 Euro zu 65.130.

NÖ Schuldnerberatung in Zahlen

Insgesamt stand die Schuldnerberatung im Vorjahr 8.117 Mal mit Rat und Tat zur Seite. 2.699 Beratungen davon betrafen Personen, die sich erstmals an die Schuldnerberatung wandten.

Hauptgrund Nummer eins für die private Überschuldung ist bei Erwachsenen der Arbeitsplatzverlust, gefolgt von Scheidung oder Trennung sowie ehemaliger Selbstständigkeit. Bei unter 25-Jährigen liegt gleichfalls die Einkommensverschlechterung durch Arbeitslosigkeit an erster Stelle, aber bereits an zweiter steht das Konsumverhalten.

Vor allem Handy, Internet, Fortgehen und Kleidung stürzen junge Menschen in finanzielle Situationen, denen sie nicht gewachsen sind. Die Verschuldung ist hier mit 22.566 Euro anhaltend hoch. „Ein wichtiger Teil der Arbeit der Schuldnerberatung ist daher die Präventionsarbeit bei Jugendlichen. Letztes Jahr konnten knapp 6.000 Schüler in Berufsschulen von uns über den sinnvollen Umgang mit Geld aufgeklärt werden“, informiert der Geschäftsführer der Schuldnerberatung NÖ, Michael Lackenberger. Diese Präventionsarbeit soll künftig verstärkt werden. Man strebe eine Verfünffachung der erreichten Jugendlichen an. Gespräche bezüglich der Finanzierung laufen aktuell noch. Insgesamt hat die Schuldnerberatung NÖ ein Budget von knapp zwei Millionen Euro.

„Untersuchungen zeigen, dass jeder Euro, der in die Schuldnerberatung investiert wird, sich fünffach rechnet, weil eine vernünftige Schuldenregulierung das gesamte Sozialsystem entlastet. Nach den Beratungen finden Schuldnerinnen und Schuldner einfacher wieder Arbeit oder behalten mit höherer Wahrscheinlichkeit ihre Stelle. Statt Sozialleistungen zu beziehen, zahlen sie Sozialversicherungsbeiträge und Steuern“, so Schwarz und Androsch abschließend.

Ihr Draht zur Schuldnerberatung NÖ

Auch Sie sind in finanziellen Schwierigkeiten? Lassen Sie sich helfen – vollkommen kostenlos, ob telefonisch oder persönlich. Nehmen Sie das Angebot der Schuldnerberatung NÖ wahr: www.sbnoe.at