Zika – Ein Virus das überbewertet wird

Das Zika-Virus wird über Moskitobisse übertragen. | Foto: claffra - Fotolia
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Vor ein paar Wochen hat es vermutlich noch niemand gekannt, aber seit einiger Zeit kursiert es in den Medien: das Zika-Virus. Mittlerweile hat die WHO sogar den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Doch was hat es wirklich mit dem Virus auf sich?

Die Ärztekammer für OÖ hat Prof. DDr. Martin Haditsch, Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie, Infektiologie und Tropenmedizin sowie Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Reise- und Touristikmedizin sowie der Österreichischen Gesellschaft für Tropenmedizin, Parasitologie und Migrationsmedizin, zu dem Thema befragt.

Was ist Zika und welche Symptome können auftreten?

„Das Zika-Virus wurde 1947 das erste Mal entdeckt und wird vor allem durch Stechmücken der Art Aedes aegypti übertragen. In der Klinik verhält es sich ähnlich dem Dengue-Fieber: Muskel-, Augen-, Nackenschmerzen, hohes Fieber, man fühlt sich wie gerädert. Die Symptome sind also vergleichbar, denn bei beiden Erkrankungen kann es auch zu Ausschlägen kommen.“

Die WHO hat den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Was bedeutet das nun für uns?
„Es ist eine skurrile Situation: Die WHO ruft den globalen Gesundheitsnotstand aus, der in den vergangenen 15 Jahren nur bei SARS, Schweinegrippe, Kinderlähmung und zuletzt Ebola ausgerufen wurde. Das ist nicht ganz nachvollziehbar. Es stirbt Jahr für Jahr ein Mehrfaches derer, die von Ebola betroffen waren, am Dengue-Fieber. Man sollte sich nicht verunsichern lassen.“

Wodurch verbreitet sich das Virus?
„Wie beim Dengue-Fieber wird das Virus über Moskitobisse übertragen. Durch das Ausrufen des globalen Gesundheitsnotstands wird nun vielleicht etwas gegen den Überträger selbst unternommen und gegen Moskitos vorgegangen.“

Gibt es eine Impfung oder Heilung?

„Es wird natürlich nach einer Impfung geschrien und es wird auch schon an Impfstoffen und einer Passivimmunisierung gearbeitet. Derzeit kann man sich aber nur präventiv mit Mückenspray schützen. Es gibt Insektenschutz mit dem Wirkstoff Permethrin, den man zum Imprägnieren von Kleidung usw. nützen kann. Permethrin hat eine neurotoxische Wirkung bei blutsaugenden Insekten und Spinnentieren. Dieser Wirkstoff fungiert als Nervengift. Die Substanzen für die Haut haben ein anderes Ziel: Sie sind im Grundprinzip nicht toxisch, sondern funktionieren für uns wie eine Art Tarnkappe. Wir werden von den Blutsaugern nicht mehr als Futterquelle wahrgenommen. Bei Wirkstoffen wie Diethyltoluamid ist erwiesen, dass sie Rezeptoren blockieren. Wenn man sie nach Hautcreme und Sonnencreme auf den Körper aufträgt, ist man vor Bissen geschützt. Wenn ich nicht gebissen werde, kann ich auch nicht infiziert werden.“

Muss man sich Sorgen machen, wenn man gerade in Brasilien war oder sollte man zukünftige Fernreisen absagen?
„In Österreich und Deutschland sterben jedes Jahr gleich viele Menschen an der Grippe wie bei Autounfällen. Gegen die Grippe kann man sich impfen lassen, aber es tut kaum jemand. Käme nun ein Zika-Virus-Impfstoff auf den Markt, würden sich vermutlich mehr Leute impfen lassen, nur weil gerade ein Hype gefördert wird. Ein Paradoxon!
2013 gab es in Madeira 3000 Dengue-Fieber-Fälle, 2015 gab es 1,6 Millionen Dengue-Fieber-Fälle in Brasilien und in der Dominikanischen Republik, einer der Lieblingsdestinationen europäischer Touristen gab es von 2014 bis 2015 540.000 Erkrankungen am Chikungunya-Fieber. Soviel zum Thema Gesundheit. Sollte man wegen der Terroranschläge Paris vermeiden? Ich sehe keinen Grund dafür, sich durch Hysterie oder einen Hype die mühsam erkämpfte Freiheit einschränken zu lassen. Die Freiheit, etwas zu entscheiden, birgt natürlich immer ein Restrisiko, doch das höchste Risiko ist sowieso der Unfall im Straßenverkehr, sei es mit dem Auto oder dem Fahrrad. Alles fokussiert sich auf diese Krankheit, die überbewertet wird: Wir sollten nicht so tun, als wäre das die einzige und größte Gefahr und jeder muss selbst einschätzen, wieviel Risiko er oder sie eingehen möchte.“

Und was ist mit Schwangeren oder Frauen mit Kinderwunsch?

„Eigentlich ist das nichts Neues: Schwangere oder Frauen in der Phase der aktiven Familienplanung sollten grundsätzlich nicht in die Tropen reisen. Das hat jetzt nicht explizit mit dem Zika-Virus tun. Auch das Risiko, schwer an Malaria oder Hepatitis E zu erkranken oder sogar daran zu sterben, ist bei Schwangerensignifikant höher. Natürlich heißt es dann wieder: Aber in diesen Ländern werden ja auch Kinder geboren.‘ Ja, aber es gibt auch eine größere Kinder- und Müttersterblichkeit. Wir haben ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis und deshalb ist es nicht ratsam, schwanger oder mit Kinderwunsch in die Tropen zu fliegen.“

Stimmt es, dass sich das Virus auch über Geschlechtsverkehr übertragen lässt?
„Grundsätzlich ist das Zika-Virus an den Überträger, also einen Moskito gebunden. Es wäre aber auch keine Besonderheit, wenn es über den Blutweg oder Sexualkontakte übertragen werden kann. Die Konsequenzen sind derzeit noch schwer zu definieren, aber das Virus ist seit mehr als 60 Jahren bekannt und hat sich nach und nach ausgebreitet. Die Leute sterben ja auch nach wie vor an Dengue-Fieber, Polio oder der Influenza; gerade jetzt werden zum Beispiel aus der Ukraine schwere Verläufe gemeldet. Das Zika-Virus verzeichnet im Moment einen Hype – bei Infektionskrankheiten ist es eben immer ein schmaler Grat zwischen Hysterie und Ignoranz.“

Das Zika-Virus wird über Moskitobisse übertragen. | Foto: claffra - Fotolia
Die Ärztekammer für OÖ hat Prof. DDr. Martin Haditsch zum Thema Zika-Virus befragt | Foto: Ärztekammer OÖ
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