Wissenschaft
Ärztekammer unterstützt die Position der JKU zu Tierversuchen
An der Medizinfakultät der Johannes Kepler Universität ist ein Labor für Tierversuche geplant. Die Position, Tierversuche nicht gänzlich auszuschließen, führt jetzt zu vielen unterschiedlichen Reaktionen. Während die Ärztekammer Oberösterreich diese Position unterstützt, wird die Überlegung von Tierschützern massiv kritisiert.
OÖ. Die Lehrstuhlinhaber der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität, kurz JKU, befürworten Tierversuche, sofern keine adäquate alternative Methode zur Verfügung stehe oder ein klarer Nutzen für Mensch und Gesellschaft gegeben sei. Das äußerten sie in Expertengesprächen und Presseaussendungen. Nun wird ihre Haltung von der Ärztekammer für Oberösterreich unterstützt.
„Wir sollten in dieser Diskussion realistisch sein: Die großen medizinischen Fortschritte bis heute hängen eng mit Versuchen an Tieren zusammen. Wenn wir auch künftig die bestmögliche Behandlung unserer Patientinnen und Patienten sicherstellen wollen und weiterhin auf große Fortschritte hoffen, dürfen wir uns gerade auch in Österreich Tierversuchen nicht gänzlich verschließen“, meint Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser.
Derzeit würde die Corona-Pandemie zeigen, dass Experimente an Tieren sowohl für Therapien als auch für die Entwicklung von Medikamenten von großer Bedeutung seien.
Darüber hinaus sei es jedoch positiv, dass mehr Alternativen zu Tierversuchen entwickelt werden würden:
„Unsere grundsätzliche Aufgabe ist es, Leben zu retten. Dieser Schutz und der Respekt vor dem Leben gelten gleichwohl für Mensch und Tier. Deshalb soll und kann es Versuche an Tieren für uns nur geben, wenn alternative Möglichkeiten nicht vorhanden sind und diese Versuche unter strengsten Kriterien und klaren Beschränkungen stattfinden“, betont Werner Saxinger, Primärärztevertreter der Ärztekammer für Oberösterreich.
Die Ärztekammer plädiert für einen "sachlichen und ehrlichen Diskurs".
Kritik von Ärzte gegen Tierversuche
Dass die Linzer Universität überlegt, Tierversuche an Mäusen und Ratten durchzuführen, kritisieren Tierschützer massiv.
„Das sind ja nicht irgendwelche Mäuse, die man mit der Falle irgendwo fängt. Das sind ja genetisch einheitlich gezüchtete Tiere oder eben für ein spezielles Experiment krank gezüchtete Tiere“, hält etwa Madeleine Petrovic vom Wiener Tierschutzverein in einem der Expertengespräche der JKU fest.
Als "nicht zeitgemäß" bezeichnet der Verein Ärzte gegen Tierversuche den Bau eines neuen Tierversuchslabors. Sie führen diese Idee auf den Krebsforscher Clemens Schmitt zurück, der von der Charité Berlin an die JKU gewechselt hat, nachdem die Charité ein neues Zentrum für die Entwicklung von Alternativen zum Tierversuch eröffnet hatte. In einem offenen Brief wird unter anderem darauf hingewiesen, dass mit einer tierversuchsfreien Technik bereits ein potentielles Medikament gegen Covid-19 identifiziert wurde.
Details zu dem Labor für Tierversuche dürften noch nicht fixiert sein.
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