Wolfssichtungen: WWF fordert Maßnahmen

Symbolfoto | Foto: snooky/panthermedia

OÖ/NÖ/TSCHECHIEN. Laut aktuellen Aufnahmen von Wildkameras ist davon auszugehen, dass im Grenzgebiet Niederösterreich-Oberösterreich-Tschechien vier bis fünf Wölfe als Rudel leben. Aus diesem Anlass fordert der WWF (World Wildlife Fund) Österreich eine sachliche Informationsoffensive sowie ein seriöses Wolfsmanagement seitens der zuständigen Stellen. „Jetzt geht es darum, möglichst rasch die richtigen Maßnahmen zu setzen. Besonders wichtig ist ein praxistauglicher, an die Region angepasster Herdenschutz. Vor allem die Weidetierhalter müssen beraten und finanziell unterstützt werden“, sagt WWF-Experte Christian Pichler. „EU-rechtlich ist der Wolf streng geschützt, daher braucht es ein rechtskonformes Wolfsmanagement. Dafür sollten auch die Erfahrungen anderer Länder wie der Schweiz genützt werden.“

Herdenschutz individuell anpassen

„Jeder Hof ist anders, weshalb Herdenschutz bestmöglich an die jeweilige Situation angepasst werden sollte, damit er gut funktioniert. Daher brauchen die Landwirte fachkundige Ansprechpartner und gezielte Unterstützung“, fordert Pichler von der zuständigen Politik. Vorbeugender Herdenschutz ist jedenfalls viel zielführender als eine Reaktion im Nachhinein. Ohne Herdenschutz sind auch Vergrämungen wenig erfolgsversprechend. „Wölfe dürfen gar nicht erst realisieren, dass Weidetiere eine leichte Beute darstellen“, betont Pichler. Im wildreichen Österreich ernähren sich Wölfe ohnehin großteils von Wildtieren. Schafe stellen eine Gelegenheitsbeute dar, wenn die Herden nicht oder nur ungenügend, also mit einem normalen Weidezaun geschützt sind.

Hunde und Elektrozäune

Der renommierte Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal erklärt: „Wölfe lernen rasch, zwischen „erlaubter“ (Wild) und „unerlaubter“ (Haus- bzw. Nutztiere) Nahrung zu unterscheiden, wenn sie zum Beispiel ein stromführender Zaun behindert. In Kombination können zusätzlich Herdenschutzhunde helfen.“

Wolfsfreie Zonen naturschutzrechtlich nicht möglich

Die zuletzt erneut geforderten „wolfsfreien Zonen“ widersprechen laut bisherigen Aussagen von EU-Umweltkommissar Karmenu Vella sowie Umweltministerin Elisabeth Köstinger eindeutig dem EU-Naturschutzrecht. Auch fachlich ist der Vorschlag höchst problematisch, weil sich Wildtiere nicht an willkürliche Zonierungen halten können. Gerade der Wolf als weit wandernde Tierart, die mehr als 70 Kilometer pro Tag zurücklegen kann, wird sich durch selektiv angewendete Schreckschüsse oder Gummigeschoße nicht in genau definierte „Wolfszonen“ begeben.

Im Rudel besser zu kontrollieren

Eine menschliche „Eindämmung“ der Wolfspopulation ist auch insofern überschießend, weil sich Wölfe in der Natur selbst regulieren: „Dort, wo sich ein Rudel gebildet hat und der Lebensraum aus Wolfssicht „besetzt“ ist, wird kein weiterer Wolf geduldet. In Gebieten mit einem Wolfsrudel – in Mitteleuropa in der Regel vier bis sechs Tiere – ist es auch einfacher, Herdenschutz anzuwenden, da das Verhalten der Familienmitglieder gut aufeinander abgestimmt ist und sie somit besser einzuschätzen sind als einzelne durchziehende Wölfe“, so Kotrschal.

WWF fordert angemessene und unbürokratische Entschädigung

Christian Pichler vom WWF hält fest: Die Entnahme einzelner Wölfe ist trotz des hohen Schutzstatus des Wolfes bereits jetzt erlaubt, wenn wiederholt Weidetiere trotz sachgemäß angewendeter Vorbeugungsmaßnahmen angegriffen werden. Dafür müssen also weder Gesetze und Verordnungen noch der EU-Schutzstatus des Wolfs geändert werden. Für den Fall, dass es trotz fachgerechter Installation von Herdenschutz zu nachweislichen Wolfsrissen kommt, fordert der WWF angemessene Entschädigungszahlungen, die unbürokratisch ausbezahlt werden sollen. Im Rahmen des LIFE-Projektes EuroLargeCarnivores hat es sich der WWF zum Ziel gesetzt, die Koexistenz mit großen Beutegreifern europaweit durch Kommunikation, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Wissensaustausch zu verbessern.

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