Oberbank-Chef Gasselsberger zum 65er
Banker, Sportler, Jäger, Förster, Tänzer & Vorleser

Feiert seinen 65er und könnte ab Anfang Mai in Pension gehen, erfüllt aber seinen Vorstandsvertrag bis Mitte 2027: Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger. | Foto: BRS/Siegl
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Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger feiert am 12. April seinen 65. Geburtstag. Woher der als ehrgeizig geltende Banker seine Energie bezieht, und was er sich bis zum Ende seines Vorstandsvertrages Mitte 2027 noch vornimmt, verriet er BezirksRundSchau-Chefredakteur Thomas Winkler im Interview. 

BezirksRundSchau: Sie feiern bald ihren 65er. Der Durchschnittsösterreicher ist mit dem Alter schon knapp drei Jahre in Pension.
Gasselsberger: Ich habe vor kurzem ein Schreiben der Pensionsversicherung bekommen, dass ich ab Anfang Mai pensionsbezugsberechtigt wäre. Aber ich habe mich mit diesem Thema noch nicht wirklich auseinandergesetzt. Ich habe einen Vorstandsvertrag, der bis Mitte 2027 andauert, und den werde ich pflichtgemäß erfüllen.

Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger im Interview mit BezirksRundSchau-Chefredakteur Thomas Winkler: "Wenn einer mit 60 schon nur noch drauf schaut, wann er in Pension gehen kann, dann ist sowieso im Unternehmen was schiefgelaufen. Dann habe ich bei den Führungskräften ein Problem." | Foto: BRS/Siegl
  • Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger im Interview mit BezirksRundSchau-Chefredakteur Thomas Winkler: "Wenn einer mit 60 schon nur noch drauf schaut, wann er in Pension gehen kann, dann ist sowieso im Unternehmen was schiefgelaufen. Dann habe ich bei den Führungskräften ein Problem."
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Arbeiten bis 68 haben noch weniger hierzulande am Plan.
Dass die Leute grundsätzlich immer weniger arbeiten wollen, stimmt nicht. Wir haben mit einer Gewerkschafterin vor Weihnachten 700 Teilzeitkräften erklärt, auf wie viel Lebenseinkommen, Pension und damit wirtschaftliche Unabhängigkeit sie verzichten, wenn sie nicht zwei, vier, sechs Stunden mehr arbeiten. Siehe da, wir haben es damit geschafft, dass um das Ausmaß von 40 Vollzeitstellen aufgestockt wurde. Du musst es den Leuten einfach erklären. Und wir wollen ja auch, dass die Altgedienten länger bleiben. Wenn aber einer mit 60 schon nur noch drauf schaut, wann er in Pension gehen kann, dann ist sowieso im Unternehmen was schiefgelaufen. Dann habe ich bei den Führungskräften ein Problem. Wenn es den Mitarbeitern weh tut, wenn sie gehen, dann hast du es als Führungskraft richtig gemacht.

Was ist Ihr Wunsch zum 65er?
Persönliche Gesundheit und Fitness, man wünscht sich natürlich auch ein weiterhin funktionierendes Familienleben und denen, die einen tagtäglich umgeben, Gesundheit. Und ich wünsche mir natürlich, dass wir als Oberbank weiterhin unabhängig bleiben. Wir feiern ja heuer 40 Jahre Unabhängigkeit – möge das weiterhin Bestand haben! Und möge die nächste Generation, und davon gehe ich aus, diesen besonderen Wert sehen!

Wie feiern Sie?
Eigentlich habe ich überhaupt nichts vor. Aber ich vermute, dass mich meine Familie überraschen wird. Ich habe extra gesagt, ich wünsche keine, wie immer angelegte, Großfeier. Aber ich glaube, ich werde mich dem nicht ganz entziehen können. Da wird es wohl am Samstag eine Familienfeier geben, irgendwas ist im Busch.

Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger: Ziel bis zum Ende des Vorstandsvertrages Mitte 2027 ist, die rechtlichen Auseinandersetzungen mit der UniCredit um die Unabhängigkeit der Oberbank erfolgreich zu Ende zu bringen.
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Was haben Sie sich bis zum Ende Ihres Vorstandsvertrages 2027 noch vorgenommen?
Wir bereiten gerade die Strategie 2030 vor und möchten die bis Ende 2024, Anfang 2025 umgesetzt haben. Natürlich geht es auch um den Generationenwechsel, da sind wir gut am Weg. Die jungen Vorstände strotzen vor Energie und Tatendrang. Und natürlich ist es das Ziel, die Auseinandersetzung mit der UniCredit erfolgreich zu einem Ende zu bringen. Das heißt, dass wir die gerichtlichen Auseinandersetzungen, die noch anhängig sind, für uns entscheiden. 2023 waren wir diesbezüglich sehr erfolgreich. 

"Bank ist wichtig, aber nicht alles"

Sie gelten als ehrgeizig, egal ob beruflich oder sportlich. Woher nehmen Sie die Motivation, die ja auch im Gegensatz zu gesellschaftlichen Entwicklungen, Stichwort "Work-Life-Balance", steht? 
Das ist eine sehr gute Frage. Woraus bezieht jemand seine Energie? Natürlich aus einer Reihe von Quellen, auf die man sich schauen muss: Ein hoch intaktes Familienleben, Interessen und Hobbys, die einem wirklich Freude machen und die mit der Bank nicht unmittelbar etwas zu tun haben. Es braucht eine Vielfalt. Ein Leben ohne Sport ist für mich ganz einfach nicht vorstellbar. Dort beziehe ich meine Kraft und meine Energie – nicht nur aus dem Laufen, auch aus dem Bergsteigen. Ich bin ein begeisterter Jäger und seit einigen Jahren auch Hobbyforstwirt. Mein Vater war ein Waldbauer, und das habe ich in mir. Es freut mich, den Wald zu pflegen, zu durchforsten – zusammen mit der Familie, meiner Frau, den Töchtern und Schwiegersöhnen. Das ist mitunter eine sehr anstrengende und ermüdende Arbeit. Aber man sieht danach auch unmittelbar das, was man gemacht hat. Wenn man mit dem Wald verbunden ist, lebt man einfach viel mehr mit dem Wetter und mit der Natur. Und das lenkt mich im positivsten Sinne des Wortes ab. Seit drei Jahren bin ich zudem leidenschaftlicher Hobbytänzer, nehme ein- bis zweimal die Woche private Tanzstunden mit meiner Frau. Es ist nicht nur die Freude an der Bewegung, sondern einfach für Geist uns Seele wahnsinnig gut, anregend, wenn du immer wieder neue Tanzschritte erlernen musst.  Und ich lese wahnsinnig viel. Ich bin der Vorleser der Familie, für die Literatur im Hause zuständig. Das ist die Vielfalt, die Abwechslung, aus der ich meine Energie beziehe. Die Bank ist wichtig, aber die Bank ist nicht alles.

Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger: "Dass wir jetzt zwei Frauen im Vorstand haben, ist mehr als nur eine symbolische Handlung. Es zeigt, dass man als Frau in diesem Haus jede Funktion erreichen kann." | Foto: BRS/Siegl
  • Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger: "Dass wir jetzt zwei Frauen im Vorstand haben, ist mehr als nur eine symbolische Handlung. Es zeigt, dass man als Frau in diesem Haus jede Funktion erreichen kann."
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Deutlich vielfältiger präsentiert sich auch der Oberbank-Vorstand, dem jetzt zwei Frauen angehören. Wie weit ist die Oberbank insgesamt, wenn es um Führungspositionen für Frauen geht? 
Ich glaube, wir sind hier als Oberbank beim Thema Gender Balance sehr weit gekommen, von einem Frauenanteil in Führungsposition von 19 Prozent auf nun fast 29 Prozent. Das Ziel für 2025 liegt bei 30 Prozent, für 2030 bei 40 Prozent. Wo wir noch Handlungsbedarf haben, sind Frauen als Filialleiterinnen und Frauen im Firmenkundengeschäft. Daher gibt es gerade für diese Bereiche spezielle Förderprogramme. Wir sind noch nicht weit genug, und dass wir jetzt zwei Frauen im Vorstand haben, ist mehr als nur eine symbolische Handlung. Es zeigt, dass man als Frau in diesem Haus jede Funktion erreichen kann.

Optimistisch fürs zweite Halbjahr

Sie gelten nicht nur als ehrgeizig, sondern auch also optimistisch - wie optimistisch sehen Sie die wirtschaftliche Entwicklung?
Einer meiner Leitsätze war immer: Man muss aufpassen, dass man nicht die momentane Situation in die Zukunft projiziert. Im Moment ist vielleicht die Stimmung nicht am besten, aber man läuft auch leicht Gefahr, dass man Aufhellungen am Horizont einfach übersieht. Ich bin optimistisch, was die Wirtschaft für das zweite Halbjahr anbelangt, weil wir eine klare Zinssenkungsperspektive haben, weil die Inflation letztlich in Europa schneller herunterkommt, als wir uns das alle vorstellen wollten. Für den Konsum bin ich wegen der klaren Reallohnzuwächse optimistisch. Der Wohnbau kommt langsam wieder und bei den Investitionen geht es auch langsam wieder vorwärts. Zudem zeigen die Gespräche mit den Unternehmen positive Signale. Das zusammen ist ein Cocktail, der mich glauben lässt, dass es wieder besser werden wird.

"Mit Bankenlob gewinnst du keine Wahl"

Wenn Sie zum 65er einen Wunsch an die heimische Politik frei hätten ...
Ich richte in der Vorwahlzeit der Politik nicht aus, was man an versäumten Reformen endlich nachholen soll. Was ich mir wünschen würde, ist, dass eine Sportdisziplin in der Vorwahlzeit nicht ausgeübt wird: das Banken-Bashing. Ich würde mir wünschen, dass man mit dieser für Österreich so wichtigen Sparte sorgsamer und vor allem fair umgeht. Und dass verantwortungsvolle Politiker so etwas wie Stolz und Freude entwickeln, wenn man an die heimischen Banken denkt, die im europäischen Vergleich so stark, robust und erfolgreich sind, wie schon lange nicht mehr. Aber mit Bankenlob gewinnst du keine Wahl ...

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