Intersport-Personalchef Günther Junkowitsch im Interview
"Eine fundierte Basis für die Lehrlinge"

Intersport Austria-Personalchef Günther Junkowitsch (li.) im Gespräch LehrlingsRedakteur und Medienfachmann-Lehrling mit Michael Lackner.  | Foto: BRS
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Intersport-Lehrling Michael Lackner und Thomas Kramesberger (BezirksRundschau) sprachen mit Intersport Austria-Personalchef Günther Junkowitsch über die Corona-Krise, Fachkräfte, Personalentwicklung und die Lehre bei Intersport.

Inwiefern hatte die Corona-Krise Auswirkung auf Intersport?
Die Corona-Pandemie der letzten Monate stellte auch für die Intersport Austria Gruppe eine große Herausforderung dar. Die Bestätigung der großen Markenbekanntheit, gepaart mit einer starken Verwurzelung in den Regionen, die Solidarität unter den Kunden, sowie die Etablierung des Onlinehandels und neuer Geschäftsmodelle stimmen uns positiv und erlauben eine optimistische Zukunftsplanung. Zudem hat die Krise das Bewusstsein der Menschen verändert, Gesundheit, Wohlbefinden, Fitness und Sport – vor allem auch in der Natur – haben einen neuen Stellenwert.
Die Österreicher sind ja viel wandern gegangen, weniger ins Ausland in Urlaub gefahren. Merken

Sie das in der Nachfrage nach Outdoor-Produkten?
Der Fokus auf Aktiv-Urlaube in Österreich sowie der unbändige Freiheitsdrang der Österreicher nach dem langen Shutdown kamen und kommen uns zugute. Als idealer Partner für Outdoor-Aktivitäten unterstützen und ermutigen wir die Österreicher bei und zu neuen Abenteuern.

Hält der E-Bike-Boom noch immer an?
Seit der Wiedereröffnung des stationären Handels im Mai verzeichnet Intersport Austria eine außerordentlich starke Nachfrage nach Bikes, vor allem E-Bikes. Aktuell sind die Bikes schon sehr vergriffen. Wir und die Händler vor Ort freuen uns schon auf die neuen Modelle, die in diesen Tagen eintreffen werden.

Wie sieht es mit Digitalisierung/Online aus? Verlagert sich das Geschäft zunehmend ins Internet bzw. welchen Stellenwert hat der klassische stationäre Handel?
Die Online-Strategie von Intersport Austria hat sich in der Krise bezahlt gemacht. Weit mehr als 50 regionale Händler haben sich der Plattform Intersport.at angeschlossen und konnten so auch während der Krise durchgehend für die Kunden verfügbar sein. Neben einem nachhaltig massiven Anstieg von Besucherzahlen, verzeichnete Intersport während des Shutdowns auch eine Verdreifachung der Bestellungen. Besonders Sportartikel für zu Hause, um auch in Zeiten der Corona-Epidemie fit zu bleiben, waren gefragt. Die deutlichsten Zuwachsraten waren bei Fitness-Artikeln wie Ergometern, Laufbändern, Hanteln, Black Rolls oder Zugbändern spürbar. Aber auch alles, was den Kids die schulfreie Zeit verkürzen ließ, stand hoch im Trend – von Badminton-Sets bis hin zu Basketballkörben oder Trampolinen für den Garten. Auch Tischtennistische und Inline-Skates erlebten ein Revival.

Der Fachkräftemangel war vor der Corona-Krise ein großes Thema. Ist das immer noch so und was macht Intersport, um Fachkräfte zu bekommen und zu halten?
Die Krise hat den Fachkräftemangel in keiner Art und Weise entschärft. Es gibt manche Branchen, wie etwa den Tourismus, die stärker betroffen sind und auch Mitarbeiter entlassen mussten, aber in unserer Branche und auch im oö. Zentralraum hat die Krise keinen Unterschied gemacht. Es gibt immer noch einen intensiven Wettbewerb um die besten Fachkräfte.

Ist es auch immer noch so schwer, Lehrlinge zu finden?
Das ist sicher in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Wir haben im Moment 13 Lehrlinge in der Zentrale in Wels, die in wir in den unterschiedlichsten Lehrberufen ausbilden. Wir vermitteln einerseits die Fachausbildung und zusätzlich gibt es für Lehrlinge noch unsere interne Akademie, wo von Produktentwicklung bis hin zum Persönlichkeitstraining vieles angeboten wird. Wir wollen den Lehrlingen eine fundierte Basis auf unterschiedlichen Ebenen ermöglichen. In der Akademie kommen alle Mitarbeiter und Lehrlinge zusammen – da machen jene, die von den einzelnen Händlern kommen, und jene, die aus der Zentrale in Wels kommen, gemeinsam Fortbildungen. Damit können sie, neben der fachlichen Ausbildung, auch sozial viel voneinander lernen.

Steht es einem Lehrling bei Intersport dann auch offen, sich weiterzuentwickeln bzw. fördert das Unternehmen diese Entwicklung?
Ja, das steht Lehrlingen auf jeden Fall offen. Es gibt ein Paradebeispiel bei uns im Haus – einer unserer Chefs, Alois Grüblinger, hat sich vom Lehrling in die Geschäftsleitung hinaufgearbeitet. Auch einige Teamleiter, die wir im Haus haben, haben mit einer Lehre im Unternehmen begonnen. Aber grundsätzlich gilt das für alle Mitarbeiter: Wenn sich jemand weiterentwickeln will, fördern wir das bei Intersport natürlich.

Werden Lehrlinge im Berufsleben unterschätzt?
Überhaupt nicht, jeder hat in seinem Berufsleben seine Rolle. In einem Unternehmen greift immer ein Zahnrad in das andere, vom Lehrling bis zur Geschäftsleitung – auf diesem System aufbauend kann man das Unternehmen erfolgreich nach vorne bringen. Gerade die Jugendlichen sind in der Persönlichkeitsentwicklung ganz unterschiedlich – manche sind schon viel reifer, manche sind noch viel mehr Kind. Darauf muss man sich einfach einstellen. So viel ein Lehrling tragen kann und in seinen Rucksack hineinpasst, so viel kann man ihm auch mitgeben. Das ist ein „Fine-Tuning“, das jeder Vorgesetzte erkennen muss.

Merkt man schon eine kleine Wandlung im Image der Lehre? Immer mehr Unternehmen kommunizieren ja aktiv ihr Bemühen um Lehrlinge.
Ich denke, die Lehre kämpft leider immer noch ein bisschen mit einem Imageproblem. Aber es gibt in den letzten Jahren viele Initiativen, etwa „Zukunft.Lehre.Österreich“, die sich bemühen, dieses Image zu korrigieren. Viele Firmen und Entscheidungsträger haben schon erkannt, dass es da zu einem Umdenken kommen muss. So ein Umdenkprozess geht aber nicht von heute auf morgen, aber zumindest ist er eingeleitet.

Was macht für Sie einen guten Lehrling aus?
Ich denke, das gilt für einen Lehrling wie für alle anderen Mitarbeiter: Er oder sie muss sehr offen sein, sich in die Teams aktiv mit einbringen und die Lehrzeit nutzen, um Wissen aufzusaugen. Man lernt so die Abläufe und die Prozesse im Unternehmen kennen und sieht schneller, was optimiert werden kann.

Wie definieren Sie persönlich die Unternehmenskultur und das Miteinander bei Intersport?
Wir haben eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe im gesamten Unternehmen. Werte wie Ehrlichkeit, Offenheit und Transparenz sind kein Lippenbekenntnis, sondern gelebte Realität. Es fängt mit dem Du-Wort im ganzen Haus an und geht bis hin zu flachen Hierarchien. Es ist etwa jederzeit möglich, dass sich ein Lehrling direkt an den Geschäftsführer wendet. Bei uns ist die Führungsmannschaft einfach sehr greifbar. Diese Unternehmenskultur hat sich während des Corona-Shutdowns deutlich gezeigt. Wir haben die Mitarbeiter jede Woche informiert, entweder durch ein Webinar oder ein Mail der Geschäftsführung. Zuletzt war etwa Skirennläufer Felix Neureuther bei einem der Mitarbeiter-Webinare dabei. Wir haben während des Shutdowns also nicht nur die Hard Facts kommuniziert, sondern uns gezielt um die Motivation der Mitarbeiter bemüht. Das macht für mich unser Unternehmen und unsere Unternehmenskultur aus.

Was macht für Sie die Arbeit bei Intersport aus?
Für mich persönlich hatte Sport immer einen sehr wichtigen Stellenwert und ich habe mich leicht getan, mit Sportartikeln umzugehen, deshalb passt Intersport so gut zu meiner Persönlichkeit. Zudem hatte ich immer das Gefühl, Führungskräfte zu haben, die mich fordern und fördern. Das war ein großer Anreiz, neben den verschiedenen Aufgaben, und ist sicher einer der Gründe, warum ich schon so lange im Unternehmen bin.

Welcher Lehrling ist Ihnen persönlich in Erinnerung geblieben, in den letzten Jahren?
Wir hatten vor Jahren einen Lehrling im IT-Bereich, der so eine extreme Fachkompetenz hatte, dass er bei den Tests in der Berufsschule nach zehn Minuten fertig war und sich den Rest der Stunde mit dem Lehrer über Fachthemen unterhalten hat. Der Mitarbeiter war lange Zeit bei uns und hat sich bis zum Teamleiter entwickelt.

Intersport Austria-Personalchef Günther Junkowitsch (li.) im Gespräch LehrlingsRedakteur und Medienfachmann-Lehrling mit Michael Lackner.  | Foto: BRS
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