Klipp-Chefs Lanzl und Kraft im Interview
"Haben Gehälter überdurchschnittlich angehoben"

Klipp Frisör-Eigentümer Ewald Lanzl (re.) und Geschäftsführer Gottfried Kraft.
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Klipp Frisör feiert heuer 35-jähriges Jubiläum. Die BezirksRundSchau sprach mit Eigentümer Ewald Lanzl und Geschäftsführer Gottfried Kraft über den Stellenwert von guter Bezahlung, die Veränderungen im Friseurgeschäft und darüber, was einen guten Friseur bzw. eine gute Friseurin ausmacht.

Interview: Thomas Kramesberger

Merkt Klipp die derzeitige Konjunkturdelle auch – oder ist der Friseurbereich davon nicht betroffen?
Kraft: Wir hatten als Dienstleister in der Corona-Zeit eine große Delle – das war im Vergleich zur derzeitigen konjunkturellen Entwicklung die wesentlich größere Herausforderung. Es hat nach Covid eine gewisse Zeit gedauert, bis sich das Geschäft wieder erholt hat. Aber Klipp ist eine starke Marke und die Kunden haben uns die Treue gehalten. Mit der Frequenz sind wir wieder recht zufrieden, also von einer Krisenstimmung – wie andere Branchen – können wir nicht reden. Es ist uns vielmehr mittlerweile wieder gelungen, an das Vorkrisenniveau anzuschließen. Jedoch merken wir, dass die Kunden bei den Haarpflegeprodukten aufgrund der hohen Inflation preisbewusster unterwegs sind – und auch der Onlinehandel ist natürlich spürbar.

Die letzten Monate waren von hohen Lohnabschlüssen und hohen Energiepreisen gekennzeichnet – wie wirkt sich das bei euch aus?
Kraft:
Die Energiekosten sind stark gestiegen und da wir in den meisten unserer 160 Salons eingemietet sind, spüren wir auch die Steigerung bei den Mieten.
Die Löhne haben wir aber im Vorjahr aus eigenem Antrieb überdurchschnittlich angehoben. Uns war klar, dass wir etwas für das Image des Friseurberufs machen müssen, also haben wir auf die hohen kollektivvertraglichen Abschlüsse noch einmal etwas draufgelegt. Für 70 bis 80 Prozent unserer Mitarbeiter sind die Gehälter um 18 Prozent gestiegen, bei den Lehrlingen waren es gar 40 Prozent mehr. Einen Teil davon mussten wir über die Preise weitergeben. Aber es ist uns gelungen, die Kunden zu überzeugen, dass unsere Preise fair kalkuliert sind: Fair für den Kunden, fair für die Mitarbeiter und fair für das Unternehmen.

Stichwort Corona: Da haben sich viele Männer eine Haarschneidemaschine für zuhause gekauft. Sind diese Kunden wieder retour?
Kraft:
Die Herren sind mittlerweile wieder da und wir sind unseren Stammkunden dankbar, dass sie uns die Treue halten. Ehrlich gesagt hat es bei den Kindern am längsten gedauert, bis sie wieder bei uns in den Salons zurück waren.

Wie hat sich das Friseurgeschäft verändert – im Vergleich dazu, als Sie angefangen haben, Herr Lanzl?
Lanzl:
Es ist ziemlich gleichgeblieben, wenn es um die Kundenfrequenz geht. Was sich verändert hat, ist der Qualitätsanspruch der Kunden an unsere Dienstleistung. Gott sei Dank haben wir schon vor 15 Jahren reagiert und forcieren seitdem unser internes Ausbildungssystem. Bei der Qualität geht es aber nicht nur um handwerkliche Qualität, sondern auch um Ansprache, Verhalten und den Umgang mit Kunden.
Natürlich versuchen wir die handwerkliche Qualität mit dem Zeitgeist zu verbinden und aktuell zu sein, was neue Moden betrifft. Aber ebenso wichtig ist ein freundlicher Empfang, ein nettes Klima im Salon und eine nette Verabschiedung. Das gehört einfach zum „Friseur-sein“ dazu und darauf legen wir bei der Ausbildung der Mitarbeiter großen Wert.

Früher kamen manche Kunden wahrscheinlich mit einem Foto von einem Filmstar in den Salon – sind es mittlerweile die Instagram-Models, die die Haar-Trends bestimmen?
Lanzl:
Ja, natürlich kommen die Kunden mit dem Handy und sagen: Ich möchte eine Frisur wie dieser oder jener Promi. Mittlerweile gehen Trends in zwei bis drei Tagen um die Welt – früher kam das aus Paris oder London. Unsere Mitarbeiter bewegen sich auf Social Media und kennen deshalb die meisten Trends. Grundsätzlich sehe ich es wie einen großen Kreis: Alles, was heute trendig ist, war schon einmal da. Aber nicht genau so wie damals, sondern in einer neuen, eigenen Façon. Zum Beispiel der Bob: Der ist gerade wieder aktuell und der kommt eigentlich aus den 1970er-Jahren. Heute gibt es ihn mit kurzem Pony, mit langem Pony oder abgestuft. Aber ich überlasse die Moden mittlerweile den jungen Menschen – da mische ich mich überhaupt nicht ein. Ich bin nur immer sehr begeistert, wenn sie mir die Fotos unserer Trend-Fotoshootings zeigen. Eines hat sich jedenfalls im Vergleich zu früher massiv geändert: Die Qualität der Dienstleistung ist heutzutage viel höher. Was jetzt geliefert wird, das ist Perfektion.

Wie geht man damit um, wenn jemand einen Haarschnitt möchte, der ihm oder ihr überhaupt nicht passt? Sagt man das als Friseur offen?
Lanzl:
Die persönliche Beratung ist eine Grundlage unserer Dienstleistung. Eine bestimmte Frisur ist nicht nur von Person und Typ abhängig, sondern auch von der Haarqualität. Vereinfacht gesagt: Mit einer gewissen Haarqualität kann man nur gewisse Frisuren machen. 
Und es kommt auch viel auf die täglichen Routinen der Kundschaft und den Beruf an, ob ein gewisser Haarschnitt sinnvoll ist. Zum Beispiel Männer, die jeden Tag joggen gehen, haben eine andere Routine, als Frauen, die in einem Modegeschäft arbeiten.

Kraft: Es geht beim Friseurberuf nicht nur um das technische Wissen, sondern es ist auch viel Diplomatie notwendig, um zu sagen: „Mit dem Haarschnitt auf dem Bild werden Sie nicht glücklich“. Das ist für Friseurinnen nicht immer ganz einfach, wie Sie sich vorstellen können. Was man aber auch nicht vergessen darf: Heutzutage kommt - durch die vielen Umwelteinflüsse - der Kopfhaut immer mehr Bedeutung zu. Die Qualität der Kopfhaut hat massiven Einfluss darauf, was man mit den Haaren machen kann. Damit beschäftigen wir uns schon seit vielen Jahren.

Ist Friseurin eigentlich immer noch ein Frauenberuf, oder?
Kraft: Wir beschäftigen deutlich mehr Frauen, mehr als 90 Prozent unserer Mitarbeiter sind weiblich. Aber wir merken schon, dass bei den Lehrlingen in den letzten Jahren mehr Männer dabei sind und Männer immer mehr Interesse an diesem Beruf haben.

Wie geht es Klipp generell mit der Mitarbeiterrekrutierung?
Kraft:
Es ist eine Herausforderung, geeignete und gute Mitarbeiter zu finden. Deshalb ist uns die Lehrlingsausbildung so wichtig. Wir haben diese mittlerweile zu 100 Prozent digitalisiert – da gibt es für die Lehrlinge tausende „Mikro-Learning-Einheiten“, in denen viel mit Bildern und Farben gearbeitet wird. Damit sprechen wir angehende Friseurinnen und Stylistinnen einfach besser an. Und das Gehalt ist natürlich auch im Lehrlingsbereich ein Hygienefaktor, deshalb zahlen wir im Schnitt bei den Lehrlingen 20 Prozent über Kollektiv, um ein attraktiver Ausbildungsbetrieb zu sein.

Sie betreiben derzeit 160 Salons in ganz Österreich. Bleibt es bei dieser Anzahl?
Kraft:
Wir wollen qualitativ weiterwachsen und sehen speziell im Osten Österreichs noch Potenzial. Aber Voraussetzung für einen neuen Standort ist immer, dass wir dort genügend Fachkräfte finden.
Wir haben zuletzt auch viel Geld in „Relocation“ investiert – also in bessere Standorte in Einkaufszentren, in denen wir schon lange vertreten sind. Auch unser Design und Auftritt wurden komplett überarbeitet. Wir haben unsere Salons modernisiert und es geht in Richtung Wohnzimmerfeeling und Gemütlichkeit.

Was waren denn die prägendsten Wegmarken für Sie in den letzten Jahrzehnten?
Lanzl:
Einer der wichtigsten Schritte für das Unternehmen war die Übergabe der Tagesgeschäfte an einen Geschäftsführer. Nur 50 Prozent der eigentümergeführten Unternehmen überleben diesen Schritt.
Vorher habe ich das Unternehmen komplett allein geführt. Wir hatten damals schon 150 Salons, aber es ist alles bei mir zusammengelaufen – es gab nur eine Lohnverrechnung und eine Buchhaltung. Wenn ich alle Salons persönlich besucht habe, war ich drei Monate unterwegs (lacht). Zum Glück konnte ich die operative Führung des Unternehmens dann an das Führungsteam um Herrn Kraft übergeben. Mit dieser Umstrukturierung und dem Bau der Unternehmenszentrale in Thalheim bei Wels im Jahr 2006 haben wir den Grundstein dafür gelegt, dass sich das Unternehmen entsprechend weiter entwickeln konnte. Ein weiterer wichtiger Meilenstein war sicher, die Ausbildung der Mitarbeiter komplett zu erneuern und auf ein neues Niveau zu heben.

Gibt es eine Anekdote aus Ihrer aktiven Zeit, an die Sie sich heute noch gerne zurückerinnern?
Lanzl:
Ich hatte vor vielen Jahren mal eine Kundin, der ich eine Hochzeitsfrisur gemacht habe. Nur war ich am Vortag bis sechs Uhr früh unterwegs, hab mich nur schnell geduscht und bin dann in den Salon. Die Frisur hat wunderbar gepasst und die Kundin war auch sehr zufrieden. Sie hat nur nach sechs Monaten zu mir gesagt: „Herr Lanzl, es haben mich alle bewundert, die Frisur war toll, aber an diesem Tag mussten Sie sich ein paar Mal an meinen Haaren festhalten, oder?!“ (lacht). Ich habe Sie erst vor Kurzem wieder getroffen und freue mich immer noch über diese Geschichte, wenn ich Sie sehe.

Viele gute Geschichten gibt es sicher auch beim 35-jährigen Firmenjubiläum am 9. Juni in Wels auszutauschen?
Kraft:
Ja genau, es ist mittlerweile Tradition im Unternehmen, dass alle fünf Jahre gemeinsam gefeiert wird. Dieses Mal kommen mehr als 1.000 Kolleginnen und Kollegen zusammen und wir ehren knapp 500 Mitarbeiter, die seit zehn Jahren und länger im Unternehmen sind. Da sieht man, wie viele Mitarbeiter uns seit langen Jahren die Treue halten. Das ist ein enorm wichtiges Zeichen für uns! Dafür möchten wir uns mit diesem Fest bedanken – die Mitarbeiter stehen an diesem Tag im Mittelpunkt und es freut uns sehr, dass so viele nach Wels kommen, um gemeinsam mit uns zu feiern.

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