KTM-Chef Pierer: "Wir sind David gegen Goliath – aber David ist gewachsen"
Im Oberbank Donau-Forum erzählten KTM-Boss Stefan Pierer, Motorsport-Direktor Pit Beirer und MotoGP-Teamchef Mike Leitner vom Einstieg der Innviertler Motorradmarke in die Formel 1 des Motorradsports, die MotoGP.
"Honda, die unfairste Mitbewerberfirma ..." Dass KTM-Chef Stefan Pierer aus seinem Herzen keine Mördergrube macht, ist bekannt. Und so bekamen auch die rund 1500 Besucher beim Oberbank Sport-Talk im Donau Forum offene Worte zu hören: "BMW scheut den Rennsport – vielleicht ist das Alter ein Grund. Aber ich bin BMW-Autofahrer, will über die Marke kein schlechtes Wort verlieren."
Im Gegensatz zur Abneigung gegenüber Honda zollt er der Marke Yamaha großen Respekt. In fünf Jahren, so das von Pierer vorgegebene Ziel, wolle man mit den beiden japanischen Marken in der MotoGP konkurrieren. Schon in drei Jahren will man mit Suzuki auf Augenhöhe um Punkte fahren.
Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger hatte Pierer zusammen mit dem KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer, dem MotoGP-Teamchef Mike Leitner und KTM-Werksfahrer Matthias Walkner eingeladen – weil "KTM ein oberösterreichisches Unternehmen ist, das weltweit Erfolge feiert und die Gegend um Mattighofen und Munderfing zur KTM-City gemacht hat".
Nur noch der MotoGP-Weltmeistertitel fehlt
Rund 240.000 Motorräder werden die 5200 KTM-Mitarbeiter, davon 4000 in Österreich, heuer produzieren. Was die technologische Weiterentwicklung antreibe, sei der Rennsport, so Pierer. "Und dabei zählt für uns nicht der olympische Gedanke", wie 264 WM-Titel belegen. "Jede Meisterschaft, in die wir eingestiegen sind, haben wir mit dem WM-Titel abgeschlossen", so Motorsportchef Beirer – fehlt nur noch jener in der MotoGP. Die sei mit ihren weit mehr als 300 km/h schnellen Motorrädern "die Formel 1 auf zwei Rädern", so Leitner – Chef des 70-köpfigen MotoGP-Teams. Der gebürtige Bad Ischler war 11 Jahre lang Chefmechaniker des dreifachen MotoGP-Vizeweltmeisters Dani Pedrosa aus Spanien.
Rallye-Weltmeister Walkner: "Die KTMler sind zu 80, 90 Prozent Freaks"
Den Unterschied zum früheren Arbeitgeber Honda bringt Leitner so auf den Punkt: "In japanischen Betrieben sind die Bosse anonym. Da heißt es nur: 'Honda hat entschieden, oder Suzuki hat entschieden.' Bei KTM heißt es: 'Der Pierer hat gesagt' Und Stefan Pierer sitzt bei der Weihnachtsfeier mitten unter den Mitarbeitern – das glauben die Mitarbeiter anderer Teams gar nicht." Das sorge für ein großes Commitment in der Firma, das auch Matthias Walkner bestätigt. Er ist seit 13 Jahren Testfahrer bei KTM, war 2015 Rallye-Weltmeister und feierte 2017 mit dem zweiten Platz bei der Langstrecken-Rallye Dakar einen seiner größten Erfolge.: "Die KTMler sind zu 80, 90 Prozent Freaks, fahren in der Freizeit selbst mit dem Motorrad. Das spiegelt sich in der Serienproduktion wieder."
Rennfahrer-Nachwuchs aus Österreich fehlt
Und in die Serienproduktion komme auch, was zuerst im Motorsport erprobt wird, so Pierer: "Der Rennsport ist nicht nur Marketing-Instrument sondern auch Entwicklungs- und Innovationstreiber." Er hadert damit, dass sich keine konkurrenzfähigen österreichischen Nachwuchsfahrer finden, obwohl KTM Projekte zur Nachwuchsförderung betreibt: "In saturierten Ländern fehlt bei den Jungen der Biss für einen körperlich derart anspruchsvollen Sport."
Sportliche Erfolge kurbeln Absatz an
Dafür kann sich Pierer über die wirtschaftlichen Auswirkungen der sportlichen Aktivitäten freuen: Wir spüren die Erfolge im Straßenrennsport durch eine steigende Akzeptanz. In Österreich sind wir seit dem letzten Jahr die Nummer 1 in der Zulassungsstatistik. In Deutschland haben wir Honda von Platz 3 verdrängt. Und in asiatischen und lateinamerikanischen Ländern machen unsere Erfolge einen Riesenunterschied." Gerade im Sinne des Wettkampfes von KTM gegen die großen japanischen Mitbewerber Honda, Yamaha und Suzuki: "Wir sind David gegen Goliath – aber David ist gewachsen."
Ohne Red Bull wäre KTM noch nicht in der MotoGP
Deshalb lässt sich KTM den Rennsport auch etwas kosten: "Fünf Prozent des Umsatzes gehen da rein", so Pierer. Allerdings: "Zwei Prozent kommen durch Sponsorship zurück." Pierer lobt die "spezielle Partnerschaft von KTM mit Red Bull – ohne die wären wir noch nicht in der MotoGP." In der habe man sich bisher nicht blamiert, so Motorsportdirektor Beirer: "Wir haben mehr vor, als nur dabei zu sein, auch wenn wir ab und zu Prügel zwischen die Beine bekommen." Und KTM liegt mit seinem MotoGP-Fahrplan gut im Rennen, wie die acht Punkte in der Herstellerwertung belegen.
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