Corona-Krise ist "vergessen"
Personalmangel auf Oberösterrreichs Arbeitsmarkt
"Die Dynamik auf dem oberösterreichischen Arbeitsmarkt ist aktuell sehr hoch – die Nachfrage nach Arbeitskräften in Industrie und Produktion mitunter höher als das Angebot“: So lautete die Einschätzung des AMS Oberösterreich Anfang Juli. Und daran hat sich einen Monat später nichts geändert. Vielmehr wird der Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel monatlich prekärer.
OÖ. Die Corona-Krise mit einem Höchststand von 58.115 arbeitslosen Oberösterreichern, 7.715 Personen in Schulung sowie 292.621 Arbeitnehmern in Kurzarbeit ist bereits nach wenigen Monaten in beschäftigungspolitischer Hinsicht vergessen. Die wirtschaftliche Erholung, gestützt durch internationale Rekordnachfrage und einer brummenden Binnenkonjunktur, setzt sich fort. Aktuell beträgt die Arbeitslosenquote in OÖ 4,28 Prozent, nur in Salzburg (3,9 Prozent) sind derzeit weniger Personen auf Jobsuche.
OÖ: So viele offene Stellen wie Arbeitslose
In Zahlen ausgedrückt: Im Juni zählte das AMS Oberösterreich 30.665 Arbeitssuchende im Bundesland, dem gegenüber stehen 29.785 offene Stellen. "Damit gibt es in Oberösterreich bereits fast genauso viele offene Stellen wie Arbeitslose. Daher ist die Aus- und Weiterbildung umso mehr Gebot der Stunde. Es müssen noch gezielter die Menschen für jene Jobs ausgebildet werden, für die Beschäftigte gesucht werden, damit Arbeitssuchende rascher wieder in Beschäftigung kommen und zugleich unsere Unternehmen jene Fachkräfte bekommen, die sie benötigen“, sagt Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner (ÖVP).
Den finanziellen Spielraum für Qualifizierungsmaßnahmen bringe der „Pakt für Arbeit & Qualifizierung“, so Achleitner. „Wir haben ganz bewusst den Pakt 2021 mit fast 100 Millionen Euro mehr Budget als im Vorjahr ausgestattet. Konkret umfasst dieser Arbeitsmarkt-Initiativen in Höhe von 342 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 247 Millionen Euro. Von diesen Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen profitieren insgesamt rund 102.000 Menschen in Oberösterreich – insbesondere in den Zielgruppen Jugendliche, Frauen, Ältere, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Beeinträchtigungen“, so der Landesrat.
SPÖ für Vier-Tage-Woche
Dass am Arbeitsmarkt trotzdem nicht alles eitel Wonne ist, betont die SPÖ. Wobei die Kritik der Sozialdemokraten nichts mit Corona oder dessen Folgen zu tun hat. Vielmehr fordert SPÖ-Chefin Birgit Gerstorfer eine Arbeitszeitverkürzung: "Während den einen vor lauter Überstunden die Decke auf den Kopf fällt, suchen andere händeringend nach einem Job. Arbeit muss endlich gerechter verteilt werden – konkret durch eine Arbeitszeitverkürzung. Die Zeit ist reif, für eine Vier-Tage-Woche“, so Gerstorfer.
Die Vorteile seien vielfältig, meint die Sozialdemokratin: "Die Menschen haben mehr Zeit für Erholung und sind gesünder, Kinderbetreuung lässt sich leichter partnerschaftlich aufteilen, die Umwelt wird geschont und es entstehen viele neue Arbeitsplätze. Kurz gesagt, weniger Arbeit bedeutet 100 Prozent Lebensqualität. Blickt man auf andere Länder und Unternehmen, die die Arbeitszeit bereits verkürzt haben, wird eines deutlich: Die Arbeitnehmer sind produktiver und das rechnet sich auch#%wirtschaftlich.“
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