AK-Gastro-Studie
"Selber schuld am Fachkräftemangel"
Die AKOÖ präsentierte eine aktuelle, qualitative Studie* über den Fachkräftemangel in der Gastronomie. Diese legte den Fokus auf die Sicht der Arbeitnehmer. Es wurden 32 oberösterreichische Beschäftigte interviewt, darunter 21 Frauen und 11 Männer. Die Hälfte davon hat einen Migrationshintergrund. Das Ergebnis zeigt prekäre Verhältnisse bei Arbeitsbedingungen und Entlohnung.
OÖ. "Der Arbeitskräftemangel ist selbst verschuldet", ist sich Arbeiterkammer OÖ-Präsident Andreas Stangl nach den Studienergebnissen sicher.
Eine Auszubildende erzählt: „Ich glaube das Längste, was ich gearbeitet habe, war bis um 6:00 Uhr in der Früh. Dann habe ich irgendwie nach Hause fahren müssen, mich kurz umziehen müssen, eine Stunde geschlafen und dann habe ich schon wieder zum Bus zurück in die Arbeit müssen.“
Die befragten Beschäftigten berichteten von falsch ausgezahlten Löhnen, Mängeln bei der Arbeitssicherheit, Nichteinhaltung der Ruhezeiten oder einem sehr schlechten Arbeitsklima. Lohnraub, Ausbeutung, Perspektivenlosigkeit oder extreme Ausmaße an Überstunden stehen bei vielen Betrieben den Berichten zufolge an der Tagesordnung. Die Unternehmen die alles richtig machen, hätten laut Studienleiterin Johanna Neuhauser keine Probleme Fachkräfte zu finden.
"Es handelt sich um keinen Fachkräftemangel, sondern um ein Rekrutierungsproblem für Unternehmen mit prekären Arbeitsbedingungen", erklärt Neuhauser.
Prekäre Bedingungen führen zur Kündigung
Schlechte Arbeitsbedingungen, enormer Zeit- und Arbeitsdruck, Einkommen, von denen man nicht leben kann und das Missachten von arbeitsrechtlichen Bestimmungen sorgen dafür, dass die Beschäftigten der Gastronomie- und Tourismusbranche den Rücken kehren.
"Das häufigste Mittel den schlechten Arbeitsbedingungen zu entkommen, ist für viele schlußendlich die Kündigung oder der Ausstieg aus der Branche", sagt Neuhauser.
Um den laut Stangl hausgemachten Fachkräftemangel zu beseitigen, bräuchte es Maßnahmen seitens der Wirte-Vertreter, die ein Reglement für sich und ihre schwarzen Schafe finden müssten, und seitens des Gesetzgebers. Dieser solle die Ruhezeit von acht auf zwölf Stunden anheben. Das AMS dürfe außerdem keine Arbeitslosen mehr an Unternehmen vermitteln, die bereits durch schlechte Arbeitsbedingungen auffällig geworden seien.
*Diese Studie wurde im Sommer 2022 vom Institut für Soziologie an der Universität Wien durchgeführt.
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