OÖ-Delegation in Amsterdam
Wasserstoff und Künstliche Intelligenz statt Tulpen

- Michael Affenzeller von der Fachhochschule OÖ, Stefanie Lindstaedt, Präsidentin des Institute of Digital Sciences Austria, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Stefan Koch, designierter Rektor der Johannes-Kepler-Universität, und Business Upper Austria-Geschäftsführer Werner Pamminger im Start up-Containerdorf am Amsterdam Science Park.
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Landeshauptmann Thomas Stelzer führte eine oberösterreichische Delegation in die Niederlande an – mit Besuchen im riesigen Hafen von Rotterdam, bei der EU-Polizeibehörde Europol in Den Haag, beim "Landeshauptmann" von Nord-Holland und an der Uni Amsterdam. Die Themen: Energieversorgung, Sicherheit, Forschung.
AMSTERDAM, DEN HAAG, OBERÖSTERREICH. "Eine Region, die sich in der EU top positioniert hat – Oberösterreich ist am Weg dahin", so Stelzer. Die Niederlande, viertreichstes Land der Welt, beherbergen auf der halben Fläche Österreichs fast doppelt so viele Einwohner. Sie sind nach den USA zweitgrößter Agrarexporteur und insgesamt der sechstgrößte Exporteur von Waren – vor allem dank der Häfen Rotterdam und Antwerpen. 40 oberösterreichische Unternehmen gibt es aktuell in den Niederlanden, darunter die Welser TGW, die zahlreiche Logistikzentren einrichtet, oder die voestalpine.
Dreimal mehr Start-ups
Was hervorsticht: Der Innovationsgeist der Niederländer. Auf eine Million Einwohner kommen 1.800 Start-ups – booking.com war eines davon. In Österreich sind es 690. Hauptgrund dafür aus Sicht des österreichischen Wirtschaftsdelegierten in den Niederlanden, Michael Spalek: Die gute Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen, Unternehmen und Staat, die Technologiekonzerne aus aller Welt anlocke. "Die Kooperation wird hier ganzheitlich und unkompliziert gelebt", urteilt auch Michael Affenzeller von der Fachhochschule Oberösterreich. Er war Teil der oö. Delegation – zusammen mit der Präsidentin der neuen Digitaluni (Institute of Digital Sciences Austria) in Linz, Stefanie Lindstaedt, und dem designierten Rektor der JKU, Stefan Koch: "Die Art, wie mit großen Unternehmen und Institutionen für die Grundlagenforschung, aber mit konkreten Problemen als Hintergrund, zusammengearbeitet wird", hebt Koch hervor. Das nachzumachen sei laut Lindstaedt nicht ganz einfach, weil österreichische Unis mit kleineren und mittleren Unternehmen zusammenarbeiten, die über keine eigenen Forschungsabteilungen verfügten.

- Physiker Johannes Brandstetter erforschte am europäischen Kernforschungszentrum CERN in der Nähe von Genf den Zerfall des Higgs Bosons, das auch "Gottesteilchen" genannt wird. Danach wechselte er ans Institut von Sepp Hochreiter an der Linzer JKU, 2021 dann nach Amsterdam. Mit Oktober kehrt er nach Linz zurück und wird mit Sepp Hochreiter eine neue Arbeitsgruppe für den Einsatz Künstlicher Intelligenz bei Simulationen gründen. Gleichzeitig bleibt er Berater von Microsoft in diesem Bereich.
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Im Gegensatz zu Microsoft, für dessen Forschungsabteilung Johannes Brandstetter zusätzlich zu seiner Stelle an der Uni Amsterdam arbeitet. Der studierte Physiker ist Erfinder Deep Learning-basierter Wetter- und Klimamodelle. Er kehrt mit Oktober an die JKU Linz zurück und gründet dort mit Institutsvorstand Sepp Hochreiter eine Arbeitsgruppe für Simulationen durch Künstliche Intelligenz. Amsterdam sei aktuell das Zentrum der Künstlichen Intelligenz in Europa, so der 33-Jährige.
Energieversorgung als Herausforderung

- In Haarlem traf Landeshauptmann Thomas Stelzer (r.) mit dem Kommissar des Königs in der Provinz Nordhollandm Arthur van Dijk, zusammen. Seine Funktion entspricht in etwa der eines Landeshauptmanns. Van Dijk macht als begeisterter Skifahrer regelmäßig Urlaub in Österreich.
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Bei einem Besuch der oö. Delegation im Science Park Amsterdam zeigte sich Landeshauptmann Thomas Stelzer "beeindruckt vom Hochschulstandort Amsterdam". Er war zuvor mit seinem Amtskollegen für die Region Nord-Holland Arthur van Dijk zusammengetroffen. Nord-Holland und Oberösterreich stünden vor ähnlichen Herausforderungen: "Es gibt auch in Nordholland ein riesiges Stahlwerk, und die Frage ist, wie genug Wasserstoff aufgestellt werden kann, um grünen Stahl zu erzeugen." Die Wasserstoffproduktion, die der Hafen Rotterdam mit Strom aus den zahlreichen Windkraftwerken rundum aufbauen will, kann nur einen Teil des Energiehungers decken. "Wir können nicht genug Wasserstoff in Europa produzieren, müssen ihn künftig aus Afrika oder dem arabischen Raum importieren", so Stelzer. Drehscheibe dafür soll der Rotterdamer Hafen werden, wenn es nach den Verantwortlichen geht.

- Die oberösterreichische Delegation vor dem LNG-Terminal im Hafen von Rotterdam. Dort liefern riesige Tankschiffe das minus 160 Grad kalte Flüssiggas an - es wird erwärmt, dehnt sich dabei um das 600-fache aus, und wird danach als Erdgas über Pipelines abtransportiert.
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So wie jetzt bereits fürs minus 160 Grad kalte Flüssiggas, das in Rotterdam angeliefert und nach dem Erwärmen ums 600-fache ausgedehnt in Pipelines eingespeist wird. Es stammt großteils aus den USA, auch aus Norwegen. Noch vor einigen Jahren konnten die Niederlande auf eigenes Gas setzen. Die Förderung in Groningen musste allerdings beendet werden, weil sie immer wieder Erdbeben in dem Gebiet auslöste.
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