"Wir müssen in Strukturreformen gehen"

Andreas Mitterlehner. | Foto: HYPO OÖ
  • Andreas Mitterlehner.
  • Foto: HYPO OÖ
  • hochgeladen von Oliver Koch

Wie wird sich die Konjunktur in Österreich und Oberösterreich entwickeln?
Ich teile die Meinung vieler Experten, dass wir eine herausfordernde Zeit vor uns haben. Auch aufgrund des gesamten internationalen Umfelds. Wir haben nur geringe Wachstumsraten in Europa und somit auch in Österreich. Die Gründe liegen auf der Hand und auf Ebene der Nationalstaaten wird man in Strukturreformen gehen müssen. Bei allem Realitätssinn ist es aber notwendig, positiv in die Zukunft zu blicken. Es gilt daher, positiv zu gestalten.

Inwieweit?
Ich glaube, dass man sich von der Stimmung nicht allzu stark eintrüben lassen sollte. Wir erleben derzeit die Situation, dass die Bemühungen der EZB die Wirtschaft nicht so sehr stimulieren, wie es wünschenswert wäre. Wir haben auf der anderen Seite die Herausforderung, dass Unternehmer und Private motiviert werden, zu investieren. Bei aller Herausforderung können wir hier für unser Bundesland etwas optimistischer sein, weil wir eine starke Industrie haben. Und aufgrund der Dollar- und Ölpreisentwicklung gibt es hier berechtigte Hoffnung, dass Oberösterreich optimistischer in die Zukunft blicken kann im Vergleich zu Gesamtösterreich.

Aber das Wachstum ist nicht hoch genug, dass die Arbeitslosenrate zurückgehen wird.
Einem Gesamttrend können auch wir uns nicht entziehen. In anderen Staaten ist die Arbeitslosenrate ungleich höher.

Dennoch. Deutschland zum Beispiel hat eine niedrigere Arbeitslosenrate als Österreich.
Von den Reformen, die stark in Diskussion gestanden sind, und letztlich durchgezogen worden sind, profitiert Deutschland sicherlich. Sie haben etwas getan, was andere noch vor sich haben und werden nun dafür honoriert. Ich glaube, in Österreich sind wir mehr oder weniger mitten drinnen. Wir führen uns vor Augen, was wir zu tun haben; es aber auf einen gemeinsamen breiten Konsens zu bringen, ist aber schwierig. Und das ist die große Herausforderung, sowohl politisch als auch gesellschaftspolitisch.

Welche Wünsche haben Sie da? Spricht der Banker mit dem Vizekanzler? Von Bruder zu Bruder?
Ich fühle mich familiär zu meinem Bruder natürlich eng verbunden, aber wir geben uns keine Ratschläge im beruflichen Sinne. Als Repräsentant der HYPO sollten wir aber verstärkt daran arbeiten, dass die negativen Stimmungsbilder, die die Menschen von den Banken derzeit haben, überwunden werden. Dass Banken Verursacher der Krise sind, schlechte Beratungen anbieten und nicht kompetent sind, stimmt natürlich nicht. Nur einige wenige Banken haben uns massive Probleme hinterlassen. Die guten Banken, die auch in der Vergangenheit gut gearbeitet haben, sollen nicht zum Sündenbock gestempelt werden und ihnen Belastungen umgehängt werden unter dem Slogan der Solidarität.

Sie meinen die Bankenabgabe.
Gesprochen auf unser Haus hat sich die Bankenabgabe schlagartig und unerwartet verdoppelt. Wir zahlen acht Millionen Euro im Jahr 2015. Wir führen auch 50 Prozent unserer Gewinne an den Staat ab. Und parallel dazu sind wir aufgrund von Basel III gezwungen, höhere Eigenkapitalauflagen zu erfüllen.

Die Unternehmer meinen, dass es schwierig bis sehr schwierig ist, an Kredite zu kommen. Dem wird prompt von Bankern widersprochen.
Die Wahrheit wird wohl irgendwo in der Mitte liegen. Aus meiner Sicht heraus gibt es keine echte Kreditklemme. Wir sind – wie auch die Mitbewerber – intensiv auf der Suche nach Krediten. Wir stellen gerne Kredite zur Verfügung, nur müssen natürlich auch die Bedingungen erfüllt werden, sprich die Bonitäten. Es stimmt aber nicht, dass wir Banken keine Kredite mehr vergeben. Es ist aber auch Aufgabe der Banken, Kredite zu verweigern. Das wird vielleicht das eine oder andere Mal von Unternehmen nicht gesehen. Wir würden uns über mehr Kreditnachfrage freuen.

Und wird die Nachfrage nach Krediten Ihrer Einschätzung nach bald steigen?
Derzeit glaube ich das nicht. Viele größere Unternehmen sind sehr zögerlich mit ihren Investitionen. Im öffentlichen Bereich gibt es da zurzeit ebenfalls eine Zurückhaltung.

Und im privaten Sektor?
Da ist spürbar, dass viele Menschen eben erst investiert und saniert haben. Daher ist es wichtig, dass im Wohnbau investiert wird.

Das heißt, den Menschen geht das Geld aus?
Man darf halt nicht erwarten, dass jemand zwei Häuser baut, wenn er es sich leisten kann. Der breite Wohnbau ist daher bei der Konjunkturbelebung ganz zentral. Ich denke da auch an den sozialen Wohnbau, der unbedingt weiter forciert werden sollte.

Wie lange wird die Niedrigzinsphase noch andauern?
Heuer bleiben sie uns sicher noch erhalten. Und dann hängt es davon ab, ob wir aufgrund der Bemühungen der Europäischen Union Erfolge sehen werden. Es kann aber auch sein, dass die Zinsen auch im Jahr 2015 niedrig bleiben werden.

Nach der Aufhebung des fixen Wechselkurses des Schweizer Franken; wie viele Fremdwährungskreditnehmer haben Sie bei der HYPO Oberösterreich und was raten Sie den Kreditnehmern?
Die Parität des Franken wird nun in erster Linie ein Belastungstest für die Schweizer Wirtschaft. Angesprochen auf das leidige Thema der Frankenkredite, bedeutet das eine extreme Herausforderung für jene Kunden, die im Franken obligiert sind. Weil diese sich die Frage stellen müssen, wie die mögliche Entwicklung des Schweizer Franken sein wird. Diese Finanzierungsform lebt von einem Wunschdenken und Hoffen. Nun gilt es in Abstimmung mit der Bank das jeweilige Risiko in eine Kalkulierbarkeit zu bringen, beispielsweise im Wege von Teilkonvertierungen. Wir haben diese Frankenkredite auf expliziten Kundenwunsch vergeben und nur dann, wenn sicher war, dass das Währungsrisiko für den Kunden wirtschaftlich verkraftbar ist.

Und wie hoch ist das Kreditvolumen bei den Frankenkrediten bei der HYPO Oberösterreich?
Wir haben ein Gesamtvolumen von etwa 80 Millionen Euro. Das entspricht etwa zwei Prozent unserer gesamten Ausleihungen. Damit sind wir am untersten Level aller österreichischen Banken. Die Rechtsmeinung der Banken ist auch, dass negative Kreditzinsen, die sich etwa nach dem Franken-Libor richten, nicht möglich sind.

Kommen wir zum Schluss noch zum Filialnetz der HYPO. Sind hier – gegen den Trend – Filialgründungen geplant?
Derzeit nicht. Wenn wir es als sinnig erachten, werden wir uns aber nicht einigeln.

Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Oberösterreich auf MeinBezirk.at/Oberösterreich

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau auf Facebook: MeinBezirk.at/Oberösterreich - BezirksRundSchau

BezirksRundSchau auf Instagram: @bezirksrundschau.meinbezirk.at

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.