Theater
Das Stück "Der hölzerne Reifen" greift Geschichte auf

- Das Stück erinnert an die jüdische Bevölkerung. Eine Volksgruppe, die es seit dem Jahr 1938 nicht mehr in unserem Bundesland gibt. Sie wurde von den Nazis ausgerottet.
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Das Theaterstück "Der hölzerne Reifen-die späte Heimkehr des Herrn Glück" wurde im OHO uraufgeführt. Die Geschichte basiert auf dem Erinnerungsbüchlein des Israel A. Glück und erinnert an die jüdische Bevölkerung im Burgenland, sowie deren Ausrottung durch die Nazis. Ein Inszenierung, die die Geschichte der burgenländischen Juden aufgreift und als Warnung vor den aktuellen Entwicklungen dienen soll.
OBERWART. Herr Glück kehrt in seine Heimat, nach Lackenbach zurück, doch dort ist nichts mehr so wie es einst war. Immer wieder schießen ihm die Erlebnisse von früher durch den Kopf. Er begegnet dem hölzerne Reifen, der einst sein Spielzeug war. Doch kann er ihn noch einmal ins Rollen bringen? Ein Stück mit Myriam Angela, Raimund Brandner, Christop-Lukas Hagenauer Ferry Janoska, Hannah Tamar Schilhan und Pia Onuska.
Erinnerung und Warnung zugleich
Das Stück basiert auf dem Buch "Eine Kindheit in Lackenbach. Jüdische Geschichte aus dem Burgenland". Der mehrfach preisgekrönte Kinderbuchautor Heinz Janisch hat daraus eine Bühneninszenierung für die Theaterinitiative Burgenland/Landestheater der Autoren und Autorinnen verfasst.
"Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass er diesen Auftrag angenommen und eine Inszenierung geliefert hat, die uns nicht nur die Lebenswelt der einst im Burgenland beheimateten Juden näher bringt, sondern allen in diesem Land-egal ob Älteren oder Jüngeren-auch als Warnung vor den Entwicklungen hin zu totalitären Machtstrukturen dienen kann", so Peter Wagner, der Intendant der Theaterinitiative Burgenland/Landestheater der Autorinnen und Autoren.
Der Auschwitz-Überlebende Israel A. Glück war schon lange in Israel beheimatet und beschloss, seinen Heimatort Lackenbach zu besuchen. Doch dort war nun alles düster und kalt. Die einst vollends lebendige, jüdische Gemeinde war nicht mehr so, wie sie einmal war.
Das Haus, in dem seine Familie einst eine Ledergerberei hatte, und Alfred seine Kindheit und all die jüdischen Feiertage verbrachte, war nun ein Eissalon. Lackenbach war eine der sieben orthodoxen jüdischen Gemeinden des damaligen Burgenlandes, doch davon war nur noch wenig zu erkennen. Nur der Friedhof und eine kleine Tafel erinnerte an die das Schicksal der Juden und die einst blühende jüdische Kultur in der Gemeinde.

- Drei gelungene Veranstaltungen wurden im OHO aufgeführt.
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Juden im Burgenland
In manchen burgenländischen Dörfern machte der Anteil der jüdischen Bevölkerung nahezu die Hälfte der Einwohner aus. Daraus ergab sich für diese Bevölkerungsgruppe ein markanter Einfluss auf geistige, religiöse, wirtschaftliche und kulturelle Lebensweisen. Davon ist heute nur noch wenig zu sehen. In einem Lesebuch über Juden im Burgenland von Johannes Reiss wird folgendes festgehalten:
"Die ersten sicheren Zeugnisse von Juden auf dem Gebiet des Burgenlandes datieren aus dem 13. Jahrhundert, der größte Zuwachs an jüdischen Siedlungen und der Beginn einer kontinuierlichen Besiedlung ist jedoch erst im zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts zu verzeichnen. Einige der 1670 aus Wien von Kaiser Leopold I. vertriebenen Juden gehörten zu den Gründervätern der Gemeinde Eisenstadt."
Die "Sieben-Gemeinden" Kittsee, Frauenkirchen, Eisenstadt, Mattersburg, Kobersdorf, Lackenbach und Deutschkreuz sind wohl die bekanntesten jüdischen Gemeinden des Burgenlandes, welches bis 1921 zu Ungarn gehörte. Jene Gemeinden standen ebenso unter dem Schutz der einflussreichen Familie Esterházy. Um 1850 lebten etwa 8000 Juden auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes.
Anschluss & systematische Ausweisung
Die burgenländischen Juden waren 1938 auch jene, die als die ersten Juden in Österreich, von den Ausweisungsbefehlen der Nazis betroffen waren. Bereits wenige Tag nach dem Anschluss wurde mit der systematischen Ausweisung aus ihren Gemeinden begonnen. Die Anzahl der ins Burgenland zurückgekehrten jüdischen Familien nach 1945 ist gering. Heute gibt es kaum ein Dutzend Juden, und die sind über das ganze Bundesland hinweg verstreut.
"Im April 1938 befanden sich etwa 1700 burgenländische Juden in Wien, und am 1. November 1938 meldete die Presse, dass sämtliche Kulturgemeinden des Burgenlandes nicht mehr existieren. Durch das rasche Vorgehen der Nazis im Burgenland gelang relativ vielen burgenländischen Juden die rechtzeitige Ausreise. Etwas 30% der Juden aus den ehemaligen "Sieben-Gemeinden" wurden in den KZ's ermordet", wie in dem Buch von Johannes Reiss erklärt wird.
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