Krieg in der Ukraine
Schülerin: „Ich will nicht, dass Oma und Opa sterben“
Eine 12-jährige ukrainische Schülerin aus dem Bezirk Oberwart fürchtet um ihre Großeltern. Sie berichtet exklusiv im Gespräch mit den RegionalMedien Burgenland.
OBERWART. Augen voller Angst. Starr und leer. Ein Spiegel purer Verzweiflung. Vermischt mit Tränen. „Ich will nicht, dass Oma und Opa sterben...!“ - Trauer und Ratlosigkeit stehen der jungen ukrainischen Schülerin aus dem Bezirk Oberwart ins Gesicht geschrieben. Sie bangt um ihre Großeltern.
Die Ukraine versinkt im Krieg, hunderttausende Menschen flüchten, viele kämpfen um ihr Leben, Zivilpersonen und Militärs sterben bei Kampfhandlungen. Während andere sich über Corona-Maßnahmen den Kopf zerbrechen oder Fasching feiern, ist der aus der Ukraine stammenden Familie alles andere als zum Feiern zumute. Diese zittert derzeit um die Gesundheit ihrer Angehörigen im Kriegsgebiet.
Kateryna bangt um Familie
Wie auch die 12-jährigen Kateryna* aus dem Bezirk Oberwart. (*Namen und Daten wurden auf Wunsch der Mutter geändert.) „Im Fernsehen... Da waren Sirenen zu hören... Dann haben sie Bilder gezeigt, wo man Explosionen gesehen hat. So riesige Feuerbälle in der Nacht...!“, schildert die Schülerin mit aufgeregter Stimme.
„Ich kann nicht verhindern, dass meine Tochter diese Bilder sieht oder die schrecklichen Nachrichten hört. Daher gehe ich offen mit der Situation um. Wir reden darüber, aber für mein Kind ist die Angst um ihre Großeltern ein seelisches Martyrium!“, meint die Mutter und ergänzt: „Ich schicke meine Tochter bewusst in die Schule, damit sie auf andere Gedanken kommt und bei ihren Schulfreundinnen ist!“
Professionelle Betreuung in Schulen
Im Schulalltag sind sowohl Kateryna wie auch alle anderen ukrainischen Schülerinnen gut aufgehoben. Wenn sie sich durch die aktuellen Kriegswirren und daraus resultierenden Ängste überlastet fühlen, stehen ihnen nämlich nicht nur die Klassenlehrer zur Seite. „Im Burgenland gibt es rund 60 sogenannte Betreuungslehrer, die für solche Situationen besonders geschult und ausgebildet sind“, erklärt Mag. Klaus Fandl, Leiter der Schulpsychologie für das Burgenland.
Schullandesrätin Daniela Winkler ergänzt: „Die Psyche der Schülerinnen und Schüler ist gerade in der aktuellen Situation aufgrund der COVID-Maßnahmen einer besonderen Belastung ausgesetzt. Wenn Kinder zusätzlich von Erlebnissen betroffen sind, wie sie zur Zeit in der Ukraine passieren, dann braucht es eine entsprechende professionelle Unterstützung.“Honorarkonsul der Ukraine besorgt
Über die dramatische Kriegslage konsterniert zeigt sich Friedrich Unger, Honorarkonsul der Ukraine in Eisenstadt, auf der Fahrt zur burgenländischen Landesregierung: „Ein Horror. Furchtbar. Ich möchte die bittere Situation mit Landeshauptmann Doskozil besprechen und eine koordinierte Hilfe organisieren.“
Und weiter: „Vor einigen Monaten habe ich den ukrainischen Präsidenten getroffen. Schon damals hat er befürchtet, was jetzt eingetroffen ist“. Bestürzt fährt der Honorarkonsul fort: „Mir ist klar, dass viele Ukrainerinnen und Ukrainer, die im Ausland leben, wie eben auch im Burgenland, sich aktuell große Sorgen um Familienmitglieder und Angehörige in der Ukraine machen. Aber, nach Rücksprache mit dem Botschafter in Wien, wir haben derzeit keine verlässlichen Infos.“
Klarheit gewünscht
Auch Kateryna hätte gerne Klarheit bezüglich ihrer Großeltern. „Wissen sie, wie es meiner Oma und meinem Opa geht. Sie sind doch von der Zeitung...“. Auf ein „Leider nein...!“ folgen beruhigende Worte der Mama: „Sie sind in Sicherheit mein Schatz. Mach dir keine Sorgen. Es wird alles wieder gut.“ Beim Verabschieden jedoch flüstert mir die Mutter zu: „Hoffentlich. Denn seit Stunden habe ich nichts mehr aus der Ukraine gehört...“.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.