Massive Kritik an der Verkehrsstrategie für den Bezirk
Bieler setzt auf die Bahnstrecke Oberwart - Szombathely
Wie berichtet veröffentlichte LH Hans Niessl kürzlich die Ergebnisse der Verkehrsstrategie Burgenland und präsentierte gleichzeitig erste Umsetzungsvorschläge.
Im Bezirk Oberwart soll eine Machbarkeitsstudie zur Bahn kommen und die G1-Linie gestärkt werden. Dazu gibt es aber einige Kritik - vor allem in Bezug auf mangelnde Pläne für den Bahnausbau bzw. deren Zukunft.
Bieler: "Gemeinsam mehr erreichen"
"Unter Einbeziehung zahlreicher ExpertInnen von Fachabteilungen, Interessenvertretungen und Vereinen ist es in einem intensiven Dialog gelungen, auf veränderte verkehrliche, wirtschaftliche und räumliche Rahmenbedingungen zu reagieren und einen neuen politischen sowie fachlichen Rahmen für die Verkehrsentwicklung der nächsten Jahre zu setzen. Der Leitsatz „Gemeinsam mehr erreichen! Mobilität für alle BurgenländerInnen nachhaltig – innovativ – sicher“ subsummiert alle wesentlichen Prinzipien, die den künftigen Planungen des Landes zugrunde liegen werden", so LR Helmut Bieler.
Vor etwa drei Jahren fiel die Entscheidung der ÖBB den Personenverkehr auf der Bahnlinie Oberwart – Friedberg einzustellen. "Höchstens 19 Fahrgäste pro Tag standen Kosten von 800.000 Euro gegenüber. Angesichts der Fahrgastzahlen wäre das ein Verbrennen von Steuergeldern! Ich habe damals den Entscheid der ÖBB zur Kenntnis genommen, gleichzeitig sollten dadurch keine Nachteile für unsere Pendler und die Infrastruktur des Südburgenlandes entstehen", erklärt Bieler.
Das Land Burgenland setzte, so Bieler, Sofortmaßnahmen, um die Qualität für die burgenländischen Pendler auf hohem Niveau zu halten. Zu den bestehenden 11 G1 Kursen ein weiterer eingeführt.
"Der Pendlerbus wird täglich von rund 800 Personen/1600 Fahrgästen in Anspruch genommen. Es gibt 20 Busverbindungen nach Wien und zurück, die Fahrzeit beträgt 90 Minuten. Die Bahnlinie Friedberg – Wien befördert rund 60 Personen. Jetztstand: 800 Fahrgäste Bus – 60 Fahrgäste Bahn! Man muss kein Betriebswirt sein um hier eine Kosten Nutzen Rechnung aufzustellen", erklärt der Landesrat.
Neue Verkehrsstrategie enttäuschend
Für Maria Racz, Grüne Oberwart, bleibt hingegen "Alles bleibt beim Alten": "Der zunächst gute Ansatz, die BürgerInnen einzubinden und eine umfassende Umfrage zum Thema Verkehr durchzuführen, gipfelte nun jedoch in einem enttäuschenden Ergebnis. Insbesondere die Wünsche der Oberwarter Bevölkerung wurden völlig ignoriert. Eine gute Bus- und Zuganbindung ist für die Einwohner des Südburgenlandes essentiell. Dennoch beschränken sich die konkreten Umsetzungspläne lediglich auf das Nordburgenland, während für das Südburgenland bloß eine ‚Machbarkeitsstudie‘ angedacht ist. Damit wird der Süden wie gewohnt hintangestellt.“
Die Situation bedarf allerdings einer sofortigen Verbesserung - sowohl für Berufstätige als auch für Studierende. Maria Racz: „Die steigenden Kosten für öffentliche Verkehrsmittel und die mangelhafte Verkehrsanbindung stellen insbesondere für Studierende ein Problem dar. Der Unmut darüber wird bewusst überhört. Ich fordere daher die Landesregierung auf, zum Wohle der Bevölkerung zu handeln!“
"Süden wird weiter ignoriert"
Kritik kommt auch von der Initiative "Südburgenland Pro Bahn". "Das Ergebnis enttäuscht, aber es überrascht nicht. Mit großem finanziellem und medialem Aufwand wurde „die größte Bürgerbeteiligung des Landes“ umgesetzt. Im Südburgenland war die Beteiligung besonders groß. Eindeutige Botschaft im Bezirk: Wiederaufnahme und Attraktivierung der Bahn (Oberwart-Wien, Szentgotthárd-Jennersdorf-Graz, Ausbau nach Szombathely) und Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Auf diese Wünsche reagiert das Land mit einer reinen Themenverfehlung. So kann man mit Bürgern nicht umgehen“, betont Johanna Glaser von „Südburgenland Pro Bahn“.
"Die falsche Politik der letzten Jahre wird mit der Verkehrsstrategie fortgeschrieben, statt korrigiert. Während im Nordburgenland wichtige Infrastrukturprojekte fixiert wurden oder umgesetzt werden, schaut der Süden wieder durch die Finger. Allein mit der Summe von 17 Millionen Euro, wie sie aktuell in den Ausbau des Bahnhofs Neusiedl investiert wird, könnte man das Südburgenland wieder an das Bahnnetz anbinden. Damit könnte das Land die gesamte Strecke Großpetersdorf-Oberwart-Friedberg auf Vordermann bringen und die Museumsbahn Oberschützen-Bad Tatzmannsdorf–Oberwart kaufen. Unter 100 Minuten Fahrzeit Großpetersdorf-Wien wären so möglich. Die sanierte Strecke zwischen Großpetersdorf und Oberwart muss endlich für den Zugverkehr geöffnet werden“, so Dietrich Wertz.
"Die Linie G1 noch stärker zu bewerben, wie vom Landeshauptmann vorgeschlagen, kann wohl nicht einmal als Trostpflaster für den Süden gewertet werden. Die Ankündigung etwas Bestehendes bestehen zu lassen, ist ein besonderes Schmankerl der Verkehrsstrategie, aber sicher keine innovative Strategie“, hält Christoph Wachholder fest.
Kritik der FPÖ
Mit Kritik spart auch die FPÖ nicht. LA Ilse Benkö: "Wirklich drängende Projekte wurden nicht mal ansatzweise erwähnt. Das Burgenland braucht dringend bessere Verbindungen im Land selbst, damit Betriebe, Arbeitskräfte und Kaufkraft nicht zwangsläufig über die Grenzen abwandern müssen! Das Auto ist nach wie vor das mit Abstand wichtigste Verkehrsmittel ist, darum sollte eine Verlängerung der S31 nach Neusiedl/See im Norden bzw. Oberwart im Süden absolute Priorität genießen! Dringend notwendig ist auch die Wiederinbetriebnahme des Personenverkehrs auf der Bahnlinie Oberwart-Friedberg, wofür die Initiative ́Südburgenland pro Bahn ́ schon seit Jahren hervorragende Konzepte vorgestellt hat. Darüber schweigt sich das ́Konzept ́ der Regierung aber vollständig aus!“
Bahnlösung mit Ungarn
Bieler streicht eine geplante gemeinsame Bahnlösung mit Ungarn hervor: "Gemeinsam mit Ungarn wurde bereits das Projekt “Grenzbahn” im Rahmen der EuropäischenTerritorialen Zusammenarbeit (ETZ) ins Leben gerufen und eine Machbarkeitsstudie erstellt. Rund 2,5 Kilometer der zu errichtenden Verbindung nach Szombathely liegen im Burgenland. Finanziert wird das Projekt aus ungarischen Ziel-1-Mitteln, in Ungarn beträgt die Förderquote 80 Prozent. Der Personenverkehr auf Schiene ist nicht konkurrenzfähig - Problem kurvenreiche Wechselstrecke - daher auch die Rückzugsstrategie der ÖBB. Im Gegensatz dazu sind die Gegebenheiten auf ungarischer Seite gegeben: In Westungarn wurde die entlang der Bgld. Landesgrenze führende Strecke der Raaberbahn durchgehend bis Szentgotthard elektrifiziert und auf 120 km/h ertüchtigt. Darum ist auch die Neuerrichtung der Verbindung Szombathely - Oberwart als wesentliche Maßnahme geplant."
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.