Frauenfussball in Österreich
Susanna Koch-Lefevre nimmt Abschied

Susanna Koch-Lefevre wurde vom Vorstand des FC Südburgenland verabschiedet. Ihre "Nummer 2" wird zukünftig nicht mehr vergeben: SL Alfred Weber, Schriftführerin Simone Fazekas, Susanna Koch-Lefevre, ObmStv Kerstin Weber, Obm Christian Marth | Foto: Michael Strini
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  • Susanna Koch-Lefevre wurde vom Vorstand des FC Südburgenland verabschiedet. Ihre "Nummer 2" wird zukünftig nicht mehr vergeben: SL Alfred Weber, Schriftführerin Simone Fazekas, Susanna Koch-Lefevre, ObmStv Kerstin Weber, Obm Christian Marth
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Im österreichischen Frauenfussball geht eine Ära zu Ende, denn nach fast 30 Jahren zieht sich Susanna Koch-Lefevre aus dem aktiven Sport zurück.

OBERWART. Im exklusiven MeinBezirk.at-Interview blickt die 35-jährige Oberwarterin auf ihre Karriere zurück und gibt auch Einblick in ihre Zukunftsziele mit Fokus auf ihre Familie. Susanna Koch-Lefevre ist Rekord-Bundesligaspielerin und stand auch im Frauen-Nationalteam. Seit 2008 war sie Kapitänin beim FC Südburgenland.

MeinBezirk.at: Mit dem Spiel bei den Krottendorf hast du deine lange Karriere nunmehr beendet. War dies ein spontaner Entschluss a la Matthias Mayer oder keimte dieser schon länger?
Susanna Koch-Lefevre:
Spontan war es eher nicht. Ich habe ein gewisses Alter erreicht, da tauchen die entsprechenden Fragen immer häufiger auf und früher oder später muss man sich als Sportlerin mit diesen auch auseinandersetzen. Zudem kommen stetig kleine Wehwehchen hinzu. Ich habe schon länger mit der Achillessehne Probleme und der Körper spielt insgesamt nicht mehr so mit wie früher. Somit gab es schon länger auch diese Gedanken.

Gab es auch weitere Gründe, warum der Zeitpunkt jetzt ist?
Ja, ein wesentliches Thema ist die Familie bzw. Familienerweiterung. Das begleitet mich die gesamte Saison und darum überlegte ich auch schon letzte Saison. Jetzt ist Lilly 15 Monate. Unser Überlegung ist, dass wir ein weiteres Kind möchten, sobald sie zwei Jahre ist. Auch die Zeit für die Familie kam immer etwas zu kurz. All das machte es für mich schon im Vorjahr klar, dass dies meine letzte Saison sein wird.

Stefanie Lefevre und Susanna Koch heirateten am 13.7.2018 im Schloss Hernstein. | Foto: FC Südburgenland
  • Stefanie Lefevre und Susanna Koch heirateten am 13.7.2018 im Schloss Hernstein.
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Beim Heimmatch gegen den Wiener Sport-Club wurdest du offiziell verabschiedet. Auch beim Match im Krottendorf gab es Applaus - auch von den Wildcats-Fans. Wie emotional war das für dich, vor allem in den letzten Wochen?
So richtig haben die Emotionen vor vier bis fünf Wochen begonnen. Es gab bei mir immer wieder Tränen und auch Gedanken, wie es sein wird, nicht mehr am Platz zu stehen. Ganz schwer war es dann bei der Verabschiedung in Mischendorf. Da kamen viele Emotionen hoch. Ein Punkt war auch, dass es ab diesem Zeitpunkt auch offiziell bekannt war. Davor wussten es noch viele nicht. Es war für mich, als ob jemand gestorben wäre. Es war eine gewisse Leere da. Immerhin war ich fast 30 Jahre die "Fußballerin". Es war Teil meiner Identität. Es gibt komisch (nicht im Sinne von lustig) und traurig zugleich, dies nun aufzugeben. Selbst ein paar Tage danach kommen mir, wenn darüber spreche, noch immer die Tränen. Ich versuche mich davon abzulenken, aber es fällt mir aktuell sichtlich noch schwer.

Wie waren die Rückmeldungen von außen auf deinen Rücktritt?

Ich muss sagen, ich hätte mit den vielen Meldungen - vor allem via Social Media - nicht gerechnet. Es kamen auch Anfragen von Medien. Einige ehemalige Trainer wieder der Roland Laschober oder René Mahlknecht haben sich gemeldet. Das machte es mir immer wieder neu bewusst, dass es nun tatsächlich zu Ende geht.

Du hast gesagt, du warst fast 30 Jahre "die Fußballerin". Wie hat es begonnen?
Begonnen hat es eigentlich in den eigenen vier Wänden mit Kickerln mit meinem Vater und Bruder. Der Papa, der selbst viele Jahre Fußball spielte, hat mich zum Fußball gebracht. Der Anfang als einziges Mädchen bei den Burschen war schwierig, aber ich habe mich durchgesetzt und war dann sogar Kapitänin bei den Burschen. Darauf bin ich schon stolz und gleichzeitig auch froh, dass es so lief.

Foto: privat

Wie kam dann der Sprung zum Frauenfussball bzw. dem FC Südburgenland?
Der Start war damals beim Frauenteam vom SC Pinkafeld, daraus entstand dann der FC Südburgenland. Meine Mama hat den Verein 2002 gegründet und ihn fast 20 Jahre als Obfrau geführt. Ich kam zu Pinkafeld mit 13 Jahren, die anderen waren alle viel älter. Ich habe mich auch dort durchkämpfen müssen, blieb aber glücklicherweise in all der Zeit von gröberen Verletzung verschont.

Du bist sozusagen eine Spielerin der ersten Stunde beim FC Südburgenland. Wie viele Spiele hast du seit damals bestritten?

Ich habe für den FC Südburgenland alle Bundesligaspiele absolviert und nur ein einziges Pflichtspiel bis jetzt verpasst. Das taugt mir natürlich auch. Die in den letzten Tagen kolportierten Zahlen - auch von der Bundesliga - stimmen nicht. Die digitalen Aufzeichnungen gibt es erst seit 2007 ungefähr. Es waren aber rund 300 Bundesligaspiele und über 400 Pflichtspiele. Das ist sicher Rekord in Österreich. Ich habe schließlich 19 Saisonen in der höchsten Spielklasse absolviert und zwei in der 2. Bundesliga. Die elf A-Teamspiele dürften stimmen und ich habe auch im U19-Team gespielt. Ich glaube auch, dass die rund 100 Tore inklusive Testspiele gewesen sind. In den Pflichtspielen waren es sicher weniger. Tore waren über die Jahre doch eher weniger meine Sache.

Was waren in dieser langen Zeit die schönsten Erinnerungen - an Spiele oder auch Ehrungen?
Natürlich war der Aufstieg in Bundesliga ein erstes Highlight. Das Erreichen des Cupfinales 2004 mit einem Sieg über Kleinmünchen war etwas ganz Besonderes. Ein ganz emotionales Spiel, das mich noch heute bewegt war 2019 der 2:0-Sieg in Kleinmünchen, mit dem wir damals den Verbleib in der Frauen Bundesliga sicherten. Wir waren praktisch von der ersten Runde weg bis zur 78. Minute im letzten Spiel abgestiegen und haben dann mit zwei Toren doch den Klassenerhalt geschafft.
Legendär war sicher auch der 1:0-Sieg in Jabing 2009 gegen die damals als unbezwingbar geltenden Neulengbacherinnen, gegen die wir dann auch noch drei Unentschieden geschafft haben. Niemand hätte uns damals einen solchen Sieg zugetraut. Auch der Vizemeistertitel 2010/11 war sicher eine tolle Sache. Der Titel "Mannschaft des Jahres" im Burgenland 2010 und der "Bruno" als beste Frauenmannschaft Österreichs 2011 waren natürlich eine besondere Ehre. Einmal war ich auch als Trainerin des Jahres nominiert.

2011 gab es für den FC Südburgenland den "Bruno" als bestes Frauenfußballteam Österreichs. | Foto: Michael Strini
  • 2011 gab es für den FC Südburgenland den "Bruno" als bestes Frauenfußballteam Österreichs.
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Wo siehst du deine Stärken?
Eine große Stärke war immer meine Ausdauer - in den letzten zwei Jahren weniger (schmunzelt). Ich bin immer viel gelaufen und habe im Team überall ausgeholfen. Ich kann mich erinnern, ich bin - das war glaub' ich 2007 oder 2008 - auch einmal komplett spontan einen Halbmarathon gelaufen. Dies war sicher auch meinem Sportstudium geschuldet. Weitere Stärken waren sicher auch mein Spielverständnis, die Übersicht, Passspiel und meine technischen und taktischen Fähigkeiten.

Du wart auch über viele Jahre Kapitänin. Wie lange eigentlich?
Es waren über 15 Jahre. Vor mir war Kerstin Weber Kapitänin. Die hatte sich im Frühjahr 2008 aber verletzt und so machte man mich zur Spielführerin. Ich bin dies dann bis jetzt geblieben. Es war schon eine Ehre für mich, dass ich den Verein in der Zeit am Spielfeld und auch abseits repräsentieren durfte. Ich wurde auch für Projekte und Interviews stetig herangezogen. Das hat schon auch Spaß gemacht.

Glückliche Familie: Liliana, Susanna und Stefanie Koch-Lefevre | Foto: FC Südburgenland
  • Glückliche Familie: Liliana, Susanna und Stefanie Koch-Lefevre
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Und nun tritt die Familie in den Vordergrund?
Stimmt, darauf freue ich mich auch sehr. Über so viele Jahre war der Verein wie eine zweite Familie für mich und ich habe ihm praktisch meine komplette Freizeit untergeordnet. Ich bin in den letzten Jahren praktisch zwei bis dreimal von Wien ins Südburgenland gependelt. Meine beruflichen und studentischen Zeiten habe ich ebenfalls angepasst. Ich hatte meist auch immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich wegfahre, da ich nur sehr wenig Zeit mit meiner Tochter und Steffi verbringen konnte. Jetzt bekommt es Lilly auch immer mehr mit, da sie doch schon etwas größer ist. Das tut mir schon weh. Aber sie sind doch häufig bei den Spielen mit dabei gewesen. Lilly hat das Fußballfieber schon jetzt gepackt.

Wirst du dem FC Südburgenland auch nach der Karriere treu bleiben?
Ja, als Fan auf jeden Fall. Wie ich schon sagte, ist es wie eine zweite Familie für mich über so viele Jahre gewesen. Meine Mama hat den Verein gegründet, auch mein Papa war viele Jahre als Funktionär tätig. Ich werde mir jedenfalls so viele Heimspiele anschauen und sicher auch das eine oder andere Auswärtsmatch im Raum Wien. Wien ist nun mein Lebensmittelpunkt, aber an den Wochenende komme ich gerne nach Hause ins Südburgenland.

Oberwarterin Susanna Koch-Lefevre l(i)ebt den Fußball
"Ein Kuss von Diego Maradona"

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