TFBS Direktor Oberegger
"Lehre ist auch Tradition"

Klaus Oberegger leitet seit Dezember 2020 die Tiroler Fachberufsschule Lienz.
  • Klaus Oberegger leitet seit Dezember 2020 die Tiroler Fachberufsschule Lienz.
  • hochgeladen von Claudia Scheiber

LIENZ. Klaus Oberegger unterrichtet seit 16 Jahren an der Tiroler Fachberufsschule Lienz, seit Dezember 2020 leitet er die Bildungseinrichtung. Wie sich die Lehre gegenüber früher verändert hat, was er über Lehre und Matura denkt und vieles mehr erzählt er im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN.

BEZIRKSBLÄTTER: Wie herausfordernd war die Übernahme des Direktorenpostens in Zeiten von Corona?
Klaus Oberegger: Es war sehr herausfordernd, weil es schwierige Rahmenbedingungen waren. Teilweise war Lockdown, Präsenzunterricht und Distance Learning haben sich abgewechselt und die Vorgaben haben sich immer wieder geändert. Hinzu kommt, dass die Übergabe mitten im Lehrgang stattfand, also musste ich zusätzlich noch viele Stunden unterrichten. Teilweise kamen dann auch Krankenstände dazu, wo man dann einspringen muss. In einer kleinen Schule, wie wir es sind, ist ein Lehrerausfall gleich gravierend. Über das ganze Jahr hat man eigentlich nur versucht zu reagieren. Aktiv etwas zu gestalten war in diesen Zeiten schwierig.

Haben Sie eine Lehre absolviert, wenn ja, welche?

Das ist der große Vorteil von uns BerufsschullehrerInnen, dass wir alle aus der Wirtschaft kommen und viele eine Lehre als Start in die Berufswelt absolviert haben. Ich habe im Planseewerk in Reutte Betriebsschlosser gelernt und später an der HTL Lienz den Aufbaulehrgang mit Matura absolviert. Danach bin ich in die Wirtschaft gegangen.

Wie hat sich die Ausbildungsform der Lehre im Laufe der Zeit verändert? Wird heute mehr verlangt, als früher?
Der Lehrling von heute muss einfach universeller sein. Früher spielte Digitalisierung keine Rolle, bzw. gab es diese kaum. Heute muss der Lehrling ein viel breiteres Wissen aufbringen.

Wie wichtig ist die Digitalisierung in der Lehre?
Digitalisierung ist mittlerweile eine Grundkompetenz. Und die Lehrlinge gehen auch sehr gut damit um und sind begeisterungsfähig dafür. In manchen Handwerksbereichen ist es noch etwas schwieriger, aber trotzdem eine Notwendigkeit. Man muss aber auch sagen, dass die SchülerInnen heute bereits in den Volks- und Mittelschulen bestens in dieser Thematik vorbereitet werden und gut mit PC und Co. umgehen können.

Sie sind Direktor einer Berufsschule, lässt sich das mit anderen Schulen vergleichen?
Ich denke keine Schule ist miteinander vergleichbar, weil überall unterschiedliche Voraussetzungen gibt. Von den Bereichen her haben wir eine sehr große Verwandtschaft mit der HTL, mit der wir auch viel zusammen machen. Gerade im Metallbereich sind wir sehr gut vernetzt und verbunden.
Was bei uns hinzukommt ist der ständige Schülerwechsel, aufgrund des Lehrgangsunterrichts. Das gibt es an anderen Schulen natürlich nicht.

Was sagen Sie zur Lehre mit Matura?
Lehre mit Matura ist eine Chance das Berufsbild attraktiver zu machen. Wir kämpfen immer noch damit, dass die Lehre in der Gesellschaft nicht den Stellenwert hat, den sie verdient. Das wirkt sich auch in den Lehrlingszahlen aus. Heute will jeder die Matura haben und danach studieren gehen. Vielfach ist es aber auch so, dass Maturanten wieder eine Lehre anfangen, weil der Facharbeiter tatsächlich gefragt ist und auch sehr gut bezahlt wird. Unser primäres Ziel ist, das Image der Lehre zu steigern. Das hilft der Wirtschaft und natürlich auch der Berufsschule.

Aktuell werden an der TFBS Lienz 342 SchülerInnen in fünf Fachbereichen unterrichtet. Merken Sie allgemein einen Rückgang an Lehrlingen?
Es gleicht sich von den Berufen aus, aber es werden weniger. Im Handel zum Beispiel haben wir vom letzten Jahr auf heuer 20 Lehrlinge verloren. Dafür haben wir in anderen Bereichen wie Maurer und Tischler dazugewonnen. Von der Schülerzahl hält es sich die Waage, aber es könnte natürlich mehr sein.

Ist die Lehre ein Zukunftsmodell?
Die Lehre ist nach wie vor ein Zukunftsmodell und auch ein nicht wegzudenkender Teil der Gesellschaft und der Tradition. Allerdings hält sie jeder für selbstverständlich, aber das ist sie nicht und daran müssen wir alle arbeiten. Wir brauchen nicht nur Häuptlinge, sondern auch Indianer.

Eine Lehre in der Gemeindestube
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