Notaufnahme Klinik Ottakring
Streit um geplanten Warnstreik geht weiter
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sagte in der heutigen Gemeinderatsitzung, dass einer der Sprecher des Streikkomitees zum angekündigten Warnstreik in der Notaufnahme der Klinik Ottakring derzeit dort gar nicht beschäftigt sei. Die BezirksZeitung hat nachgefragt.
WIEN. Der Streit um den angekündigten Warnstreik in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) in der Klinik Ottakring zwischen dem Streikkomitee einerseits und dem Wiener Gesundheitsverbund (WiGev) sowie der Stadt Wien andererseits geht in die nächste Runde.
Wie bereits berichtet, hat ein Streikkomitee via Aussendung den einstündigen Warnstreik für den 30. Juni angekündigt. Das führte zu einem Streit zwischen den beiden Sprechern der Komitees Aglaia Kotal und Severin Ehrengruber und dem WiGev. Es stellt sich die Frage, ob der Streik rechtskräftig sei.
Zehn Tage vor dem Streik wurde in der Gemeinderatssitzung am Dienstag, 20. Juni, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) von der Grünen-Gemeinderätin Barbara Huemer zum angekündigten Warnstreik gefragt. Hacker stellte klar, dass in der ZNA der Klinik Ottakring von den 41,5 Dienstposten in der Pflege, derzeit 40 Posten voll besetzt seien. "Bei den 37,5 Dienstposten für ärztliches Personal betrage der Deckungsgrad 88 Prozent. Allerdings seien von den 22,6 Posten für Oberärzt*innen derzeit nur sechs mit vollzeitbeschäftigten Ärzt*innen besetzt. Damit sei ein Dienstplan schwieriger zu erstellen", heißt es. Hacker stellte eine Anfrage an den ärztlichen Direktor zu den brennenden Fragen und habe das Führungsteam um ihre Darstellung gebeten.
Und dann sagt der Gesundheitsstadtrat, dass ausgerechnet der Sprecher des Streikkomitees derzeit nicht an der Klinik Ottakring beschäftigt sei. Damit gemeint ist Severin Ehrengruber, der sich seit einiger Zeit in Karenz befindet, jedoch unter Vertrag bei der Klinik steht. Auf BezirksZeitung-Anfrage sagt Streitkomitee-Sprecherin Kotal, dass Hacker "Nebelgranaten" zünde und man "Druck ausüben" wolle.
Hacker-Büro: "Frage der Glaubwürdigkeit"
Ehrengruber selbst erklärt, dass er derzeit in einer Pflichtrotation sei und in Karenz, jedoch wieder ab Herbst fix in der Klinik beschäftigt sein werde. Seit 2018 arbeite er dort, in der ZNA als Assistenzarzt für innere Medizin. Außerdem ist er Turnusärztevertreter. Man wolle ihm jetzt von Seiten der Stadt die "Streikberechtigung aberkennen", so Ehrengruber.
Hackers Sprecher Mario Dujaković sagt gegenüber der BezirksZeitung, dass der genannte Arzt derzeit karenziert sei, also "im Urlaub ohne Entgeltfortzahlung". Jedoch sei Ehrengruber in einem privaten Spital tätig. Für den Sprecher stelle sich die Frage der Glaubwürdigkeit, ob jemand, der seit einiger Zeit nicht in der Zentralaufnahme mit Notfällen beschäftigt sei, über die Probleme der ZNA der Klinik Ottakring sprechen kann. Denn das private Spital, wo Ehrengruber derzeit arbeitet, wird laut Hacker-Büro generell nicht von Rettungsautos angefahren.
Ehrengruber ist auch Teil einer Initiative, die sich für Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung aktiv einsetzt. Der Name der Gruppe lautet "Turnusärzte für Turnusärzte - Assistenzärzt*inneninitiative" (TFT) in der Ärztekammer für Wien. Das alles findet man auf der eigenen Homepage der Initiative. Mit dabei ist auch Stefan Ferenci, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, Kurien-Obmann und einer der lautesten Kritiker des WiGev und Stadtrat Hacker.
Ärztekammer-Druck wird dementiert
Wie die BezirksZeitung am Dienstag berichtete, war der angekündigte Warnstreik auch Gesprächsthema in der jüngsten Bezirksvertretungssitzung im 16. Bezirk. SPÖ-Bezirksrätin Milica Redzic nahm Stellung als Dienststellenausschussvorsitzende der Personalvertretung in der Klinik: "Probleme im Betrieb löst man normal im Haus und trägt es nicht dem Sozialstadtrat zu. Auf Probleme in der Klinik wurde reagiert. Ich persönlich glaube, dass die Ärzte Druck bekommen von der Ärztekammer" - siehe unten.
Zu dem Vorwurf des Drucks von der Ärztekammer äußerte sich Komitee-Sprecherin Kotal via Aussendung: "Ich verwehre mich auch dagegen, den Streik als ärztekammergesteuert darzustellen. Ich bin selbst SPÖ Bezirksrätin und habe keine Funktion in der Ärztekammer. Wir ziehen einfach als Kolleginnen und Kollegen an einem Strang, weil es uns um die Sache geht". Man suche das Gespräch mit der Stadt Wien und der WiGev-Generaldirektion und lud diese "herzlich" dazu ein, "sich mit uns an einem Tisch zu setzen, anstatt uns zu desavouieren".
Hickhack auch um "Solidarität"
Dieser Streit wird wohl noch einiges an Material liefern. Denn laut BezirksZeitung-Informationen gibt es vor Ort in der Klinik wenig Solidarität des Personals mit dem Warnstreik. Doch am Nachmittag berichtet das Streikkomitee, dass der Streikbeschluss einstimmig von 27 Ärztinnen und Ärzten der Abteilung beschlossen worden ist. Fortsetzung folgt.
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