Lobu.at: "Wir versuchen einfach unser Bestes zu geben"
Die Idee zweier Schüler aus Währing sorgte Anfang des Jahres für großes Aufsehen: Ihre Idee, mittels lokaler Zusammenarbeit dem Riesen Amazon zu trotzen, kam gut an. Zehn Monate später natürlich die Frage: Wie geht es weiter?
WIEN. Nur wenige Wochen nach dem Start der Website erzählten Moritz Stephan und Konstantin Klingler Ende Jänner 2017 erstmals in der bz-Wiener Bezirkszeitung von ihrem Projekt Lobu: Bestellte Bücher sollen nicht durch halb Europa geschickt werden, sondern aus der lokalen Buchhandlung kommen - zeitnah zugestellt mit dem Fahrrad. Das Interview schlug hohe Wellen - es folgten Berichte in zahlreichen großen Print-, Online- und TV-Medien. Zuletzt wurde Lobu sogar im deutschen SPIEGEL vorgestellt.
Die bz hat sich nun ein weiteres Mal mit den zwei Schülern unterhalten - die neben Maturastress und Lobu auf die Volljährigkeit warten, um aus der Initative herauszuwachsen und ein nachhaltiges Unternehmen zu gründen. Im Gespräch erzählen sie, wie sich das Projekt entwickelt hat, wie das Zeitmanagement verlief und ob sie heutzutage etwas anders machen würde.
"Unsere LehrerInnen waren sehr verständnisvoll."
Nach dem ersten Bericht in der bz-Wiener Bezirkszeitung ging es für euch ja wirklich rund: Zahlreiche Print-, Online- und TV-Medien haben über Lobu berichtet - wie ist es euch in dieser wohl intensiven Phase ergangen?
Konstantin und Moritz: Es war natürlich sehr intensive, voller neuer Erfahrungen und wir haben viele inspirierende Leute kennengelernt, mit denen wir noch in Kontakt sind. Teilweise war es auch nicht so einfach, weil das alles mit einem sehr hohen Zeitaufwand verbunden war. Unsere LehrerInnen waren aber sehr verständnisvoll.
Im zehnten Monat nach eurem Start - wo steht ihr heute?
Wir haben unsere Testphase beendet und da wir beide noch nicht 18 sind dürfen wir auch noch nicht gründen. Sobald wir unseren 18. Geburtstag hinter uns gebracht haben, können wir wieder anfangen wirtschaftlich zu agieren. Bis dahin entwickeln wir und sind in Kooperationsgesprächen, damit beim Start nächstes Jahr alles glatt läuft.
Wie kann man euren Alltag - als Jungunternehmer, die zugleich noch die Schulbank drücken - vorstellen? Wie viel Zeit bleibt dann noch für "richtige" Freizeit?
Es ist teilweise sehr schwierig, da wir jetzt auch im Maturajahr sind und wir den Arbeitsaufwand teilweise ein wenig unterschätzt haben. Grundsätzlich ist es aber so, dass wir einfach versuchen unsere Zeit gut zu managen, damit sich alles ausgeht.
Habt ihr aktuell selber noch ausreichend Zeit, um selber zu lesen? Falls ja, was ist euer aktuelles Lieblingsbuch?
Ja, dafür muss man sich ja immer ein bisschen Zeit nehmen. Hoch im Kurs stehen bei uns derzeit zum Beispiel "Krieg und Revolution in Syrisch-Kurdistan" von Thomas Schmidinger und "Zwei Herren am Strand" von Michael Köhlmeier.
Euer Team ist seit Jänner 2017 gewachsen - wer sind die neuen Teammitglieder und in welchem Bereich sind sie bei Lobu tätig?
Einerseits haben wir Julian mit an Bord geholt, einer unserer Mitschüler. Er ist unser Computergenie und bastelt fleißig an den kommenden Innovationen. Dann haben auch noch Zeno im Team, der ein starker Allrounder ist und vor allem bei Dingen die mit Finanzen & Rechtlichem zu tun haben mithilft.
Wie läuft es mit den Kooperationen mit weiteren Buchhandlungen? Sind Buchhandlungen auf euch zugekommen?
Wir haben viele Kontakte zu Buchhandlungen in Wien geknüpft und daraus auch wertvolle Erfahrungen über den Buchmarkt selbst gesammelt. Derzeit arbeiten wir an der Implementierung einer neuen Programm-Schnittstelle mit einer Buchhandlung im 4. Bezirk.
In einem Interview habt ihr zuletzt auch von einem Chatbot (ein automatisiertes Anfragen-/Dialogsystem) gesprochen. Wann wird dieser gelauncht und wie kann ich mir das vorstellen?
Das hängt größtenteils davon ab, wie schnell die Schnittstelle zu den Buchhandlungen steht. Man kann dem Chatbot per SMS Nachrichten schreiben, mit Informationen wie dem gewünschten Buch und der eigenen Adresse. Der Chatbot antwortet darauf auch per SMS und wickelt so die Bestellung automatisch ab.
Euer Interview in der Wiener Zeitung wurde betitelt mit: "Das Wichtigste ist, mit dem Nachdenken aufzuhören" - und ihr meint damit, dass ihr es für wichtig haltet, eine Idee sozusagen spontan umzusetzen, anstatt monate- bis jahrelang zu planen. Gibt es eine Sache, die ihr heute trotzdem anders tun würdet?
Ein gewisses Maß an Planung gehört dann doch bei allem dazu! Vielleicht hätten wir eine stärkere Automatisierung forcieren sollen, bevor alles so publik wurde, aber das war ja nicht in unserer Hand. Wir denken trotzdem, dass das Projekt sehr von der Spontanität und unserer Freude am Ausprobieren von Ideen profitiert hat.
Ihr beiden habt einen Platz in den "30 unter 30" des Wirtschaftsmagazins FORBES Austria erreicht - und seit damit mit Abstand die jüngsten in dieser Reihe. Wie geht ihr mit der Erwartungshaltung um - und ist es für euch einfach, mit der gestiegenen Bekanntheit umzugehen?
Es war natürlich eine große Ehrung und kam sehr überraschend, aber im Alltag wirkt sich das nicht wirklich aus. Wir versuchen einfach unser Bestes zu geben, ohne uns zu sehr von den Meinungen anderer beeinflussen zu lassen.
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